- 10.04.2017, 09:33:18
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Salon A: Wettbewerb? Ja, aber fair!

Wien (OTS) - Salon A mit Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der
Patientenanwälte, Dr. Theodor Thanner, Generaldirektor der
Bundeswettbewerbsbehörde und Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr
über Wettbewerb im Spannungsfeld von Qualität und Transparenz im
Gesundheitssystem.
Dr. Thanner präsentierte beim Salon A in seinem Vortrag, die
Bundeswettbewerbsbehörde, die sich im Jahr 2017 auch mit dem
heimischen Gesundheitswesen auseinandersetzen wird. In Österreich
ist die Bundeswettbewerbsbehörde als weisungsfreie und unabhängige
Einrichtung seit 2002 mit der Ermittlung von Verstößen gegen
Kartellgesetz und europäisches Wettbewerbsrecht beschäftigt. Sie ist
beim Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
eingerichtet und dem Parlament berichtspflichtig. „Die zentrale
Aufgabe der Bundeswettbewerbsbehörde ist die Sicherstellung des
funktionierenden Wettbewerbes, das Vorgehen gegen
Wettbewerbsverzerrungen, bzw. -beschränkungen, Untersuchungen von
Wirtschaftszweigen, Wettbewerbsmonitoring und Stellungnahmen ebenso
wie Amtshilfe gegenüber anderen Institutionen und Prävention durch
Bewusstseinsbildung. Fusionen werden abhängig von Größe und
Marktstellung überprüft. Zudem wurde die Kronzeugenregelung 2006
eingeführt und kann heute als Erfolgsgeschichte bei Ermittlungen
bezeichnet werden. Die BWB tritt auch gegen Marktmissbrauch auf, der
Benachteiligung von anderen Unternehmen oder Kunden bedeutet. Der
Wettbewerb am Apothekermarkt zeichnet sich durch eine hohe
Regulierungsdichte aus. Online-Handel ist in Österreich noch eine
relativ neue Erscheinung und der OTC-Bereich könnte aufgrund von noch
ausstehenden höchstgerichtlichen Entscheidungen im Umbruch begriffen
sein. In den kommenden Monaten wird der Fokus der BWB stark auch auf
dem Gesundheitssektor liegen, dies soll letztlich auch zu mehr
Transparenz führen.“, so Generaldirektor Thanner.
Der Wettbewerb als Antrieb für das Gesundheitswesen?
Dr. Bachinger zog in seiner Präsentation Parallelen zwischen der
Wirtschaft und dem Gesundheitswesen und zeigte dabei deutlich auf,
dass es relevante Faktoren zu beachten gibt, welche die beiden
Bereiche voneinander unterscheiden.
„Mehr Wettbewerb im stark regulierten Gesundheitssystem einzuführen
ist durchaus interessant. Das soll aber nicht bedeuten, dass mehr
`Markt´ eingeführt werden soll, da es wesentliche Unterschiede
zwischen der Wirtschaft und dem Gesundheitswesen gibt, siehe etwa das
Phänomen der angebotsinduzierten Nachfrage. Wettbewerb sollte jedoch
nicht um jeden Preis erzwungen werden. Mehr Wettbewerb ist
wünschenswert zum Beispiel im Bereich der Qualität (als
Qualitätswettbewerb), des Services und der guten Kommunikation, bzw.
der zwischenmenschlichen Zuwendung“, so Dr. Bachinger. Weiters
kritisierte der Sprecher der Patientenanwälte den Vergleich eines
Patienten mit einem Kunden in der Wirtschaft und zeigte auf, weshalb
der Kampf um den kleinsten Preis ein Ziel ist, welches für Patienten
nicht erstrebenswert ist. „Ein Wettbewerb, bloß um den niedrigsten
Preis (Preiswettbewerb) ist abzulehnen. Es gibt wesentliche
Unterschiede zwischen einem Kunden und einem Patienten. Die
Ausgangslage, ob ich 2 kg Äpfel kaufe oder vor einer Chemotherapie
stehe ist vollkommen unterschiedlich. Im Gesundheitswesen kommt es
neben dem `Produktpreis´ etwa auch sehr stark auf Beratung und
Vertrauen an“, erklärte Bachinger weiter.
Das magische Dreieck im Wettbewerb
Der Wettbewerb am Gesundheitsmarkt stellt ein „magisches Dreieck“ aus
Qualität, Kosten und Zugang dar, unterliegt aber nicht den reinen
Markt- und Wettbewerbsprinzipien. „Gerade im Bereich des Wettbewerbs
ist das Vertrauen der Menschen, bzw. der Patienten enorm wichtig.
Durch das richtige vermitteln von relevanten Informationen und einer
vertrauensvollen Beratung können sich Patienten ein eigenes Bild
schaffen und dann eine Entscheidung fällen. Es muss für das Wohl der
Patienten eine Wettbewerbssituation geschaffen werden, die von
Fairness, Respekt und natürlich Qualität geprägt ist“, so Mag.pharm.
Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr über die Verantwortung gegenüber den
Patienten im Wettbewerb. Mag.pharm. Corinna Prinz-Stremitzer schloss
sich diesem Zugang an und betonte die Relevanz der Transparenz in
diesem Kontext: „Der Wettbewerb sollte, speziell in unserer Branche,
fair und vor allem auf Augenhöhe erfolgen. Zur Fairness in diesem
Bereich zählt auch die Transparenz von Vorgängen, welche im
extramuralen Bereich schon heute eindeutig nachvollziehbar sind. Es
wäre wünschenswert, wenn der Spitalsbereich und das Solidarsystem
sich diesen Bestrebungen anschließen würden.“
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