• 17.03.2017, 18:00:01
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  • OTS0202

Komplize einer Mörder-Miliz?

Seit zwölf Jahren ermittelt ein UNO-Tribunal im Mordfall des ehemaligen libanesischen Premiers Rafik Hariri. Hilft es dabei der Hisbollah-Miliz, Skandale zu vertuschen?

Utl.: Seit zwölf Jahren ermittelt ein UNO-Tribunal im Mordfall des
ehemaligen libanesischen Premiers Rafik Hariri. Hilft es dabei
der Hisbollah-Miliz, Skandale zu vertuschen? =

Jerusalem (OTS/SN) - Gil Yaron

Selbst für Syriens blutigen Bürgerkrieg war es ein skandalöser Mord:
Als Mustafa Badreddin, der Befehlshaber Tausender libanesischer
Hisbollah-Kämpfer in Syrien, in der Nacht zum 13. Mai 2016 einen
Hangar am internationalen Flughafen in Damaskus betrat, ahnte er
wahrscheinlich nicht, dass er wenige Minuten später tot sein würde.
Schließlich kam er mit Leibwächter und traf sich mit seinem
Vorgesetzten, General Kassem Suleimani, dem Kommandanten der
iranischen Quds-Brigaden und Oberbefehlshaber aller
regimefreundlichen Truppen in Syrien.
Dabei war auch der Mörder: Ibrahim Hussein Jezzini – persönlicher
Leibwächter von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah. Badreddin wurde
Opfer eines Verrats. Nasrallah ließ den Mann, den er selbst nach
Syrien entsandt hatte, um Präsident Baschar al-Assad zu retten,
ermorden.
Als wäre dies nicht Skandal genug, scheint es nun so, als ob die
Vereinten Nationen der schiitischen Terrororganisation dabei helfen,
den Verrat in ihren Reihen zu vertuschen. Badreddin war als
Befehlshaber Tausender Hisbollah-Kämpfer nicht nur an
Kriegsverbrechen beteiligt. Der Sprengstoffexperte war auch ein
international gesuchter Mörder: Nachdem der ehemalige libanesische
Premier Rafik Hariri im Februar 2005 mit einer Autobombe in Beirut
getötet worden war, richtete die UNO ein Sondertribunal für den
Libanon (STL) ein, um den Mord aufzuklären. Das STL stellte fest,
dass Badreddin die Terrorzelle befehligte, die Hariri ermordete. Die
Nachricht vom Tod Badreddins stellte das STL und die Hisbollah vor
ein Dilemma.
Die Hisbollah wollte, dass die politisch höchst schädlichen
Ermittlungen gegen ihre Führungsriege eingestellt werden. Dafür
brauchte das STL aber Beweise, das Badreddin tot ist. Man brauchte
eine Sterbeurkunde, nur ohne die wahre Todesursache. Die Hisbollah
hatte behauptet, Badreddin sei Opfer eines Raketenangriffs von
Dschihadisten geworden. Zu groß wäre der Aufruhr, käme heraus, dass
Nasrallah seinen eigenen General ermorden ließ, weil dessen Kritik an
der Kriegsführung zu unbequem geworden war. Nasrallahs Leibarzt Mahdi
Khalil al-Daghar erhielt die Aufgabe, einen irreführenden Totenschein
auszustellen. Es soll nicht das einzige Mal gewesen sein, dass der
„Arzt für besondere Aufgaben“ die Liquidierung politisch unbequemer
Generäle vertuschte: Mehr als zehn Kommandanten sollen so beseitigt
worden sein.
Das STL spielte dabei anscheinend mit. Es erklärte Badreddin später
offiziell für tot. In öffentlichen Urkunden findet sich aber kein
Totenschein. Auf SN-Anfrage teilte die Sprecherin des STL mit, die
Verteidiger Badreddins hätten eine Sterbeurkunde in einem „geheimen
angehängten Schreiben“ eingereicht. Deswegen könne sie nicht
bestätigen, welcher Arzt sie unterschrieben habe und was die
Todesursache sei. Die Urkunde sei für den Entscheid der Richter vom
11. Juli 2016, Badreddin sei tot, nicht ausschlaggebend gewesen. Sie
hätten sich auf andere Indizien gestützt.
Was die Frage aufwirft: Gab es einen geheimen Deal zwischen dem STL
und der Hisbollah? Es wäre ein bequemer Weg gewesen, die Fahndung
nach Badreddin zu beenden, ohne die Machenschaften des Todesarztes
der Miliz aufdecken zu müssen.

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