• 22.02.2017, 13:01:38
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  • OTS0129

Maltatal: Kein Betretungsverbot für Freizeitsportler!

Alpenverein fordert ein Mitspracherecht bei der Ausweisung von Schutzgebieten und startet Petition für das Kärntner Eisklettermekka

Wildschutzgebiet: Der Alpenverein stemmt sich gegen
das Betretungsverbot für Freizeitsportler im Maltatal.

Utl.: Alpenverein fordert ein Mitspracherecht bei der Ausweisung von
Schutzgebieten und startet Petition für das Kärntner
Eisklettermekka =

Klagenfurt/Innsbruck (OTS) - Die Ausweisung eines Wildschutzgebietes
im Maltatal hat der Tourismusregion schweren Schaden zugefügt. Im
Bereich der Kesselwände, dem Herzstück des Eisklettersports, herrscht
in den Wintermonaten ab sofort ein striktes Betretungsverbot. Der
Alpenverein als größte Interessensvertretung der Bergsportler kämpft
nun gegen eine gesetzliche Schieflage an: Die einseitige Auslegung
des Jagdgesetzes, um Partikularinteressen durchzusetzen – zu Lasten
von Freizeitsportlern und Erholungssuchenden. Der Bergsportverein
kritisiert die fehlenden Partei- und Beschwerderechte bei der
Ausweisung von Wildschutzgebieten und bündelt seinen Widerstand jetzt
in einer Petition.

Es ist ein herber Schlag für das Maltatal: Die zehn beliebtesten
Routen des Eiskletterparadieses dürfen offiziell nicht mehr betreten
werden. Auch von den ausgewiesenen Wegen im Wald dürfen Wanderer
nicht mehr abkommen. Per Gesetz und Definition ist das Sperrgebiet im
Winter nur mehr für autorisierte Personen voll zugänglich, obwohl der
Schutzbedarf in dieser Zone fraglich ist.

Petition und Trutzpartien: Widerstand formiert sich

Der Unmut in der (bisher sehr kooperativen) Eiskletterszene wächst
zusehends und so ist bereits von ersten "Trutzpartien" und
Protestklettereien die Rede. Auch der Alpenverein, mit 521.000
Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Bergsportler, stemmt
sich mit aller Kraft gegen das Betretungsverbot im Maltatal. Um
endlich Partei- und Beschwerderechte bei der Ausweisung von
Wildschutzgebieten zu erhalten und das Maltatal für die
Öffentlichkeit wieder freizukämpfen, hat der Verein nun eine Petition
gestartet. Unter www.alpenverein.at/maltatal können Bergsportler und
Freunde des Alpenvereins ihre Unterstützungserklärung für eine frei
zugängliche Bergnatur im Maltatal abgeben.

"Das Wildschutzgebiet im Maltatal wurde bis ins Jahr 2020 zum
Sperrgebiet erklärt, wir erhoffen uns durch die Unterstützung aus der
Bevölkerung ein Einlenken der Behörden und künftig eine Einbeziehung
aller Betroffenen bei der Ausweisung von Wildschutzgebieten. Nur so
können wir einen Fleckerlteppich aus Betretungsverboten verhindern
und eine Raumplanung mit Weitblick ermöglichen", so Peter Kapelari,
Stv. Generalsekretär und Leiter der Abteilung Hütten, Wege &
Kartografie im Alpenverein. Derzeit kann ein Zehntel jedes
Jagdgebiets als Wildschutzgebiet ausgewiesen werden, ohne auf die
umliegenden Gebiete Rücksicht zu nehmen. Einen übergreifenden
wildökologischen Raumplan gibt es derzeit nur in der Theorie.

Erholungssuchende zunehmend aus Naturräumen verbannt

"Was im benachbarten Seebachtal vor einem Jahr begonnen hat,
passiert jetzt auch im Maltatal: Das Kärntner Jagdgesetz wird
zunehmend instrumentalisiert, um unter dem Deckmantel des
Wildschutzes Partikularinteressen durchzusetzen und Erholungssuchende
aus den Naturräumen des Landes zu verbannen", empört sich Joachim
Gfreiner, Vorsitzender des Kärntner Landesverbandes im Alpenverein.

"Wir unterstützen Ruhezonen, wenn sie wildökologisch sinnvoll
sind, das ist auch unser Auftrag als Naturschutzorganisation.
Voraussetzung ist aber, dass die betroffenen Interessensgruppen mit
einbezogen und die Entscheidungen objektiv getroffen werden. Wir
werden es nicht zulassen, dass das Gesetz dazu missbraucht wird,
Sperren 'auf Wunsch' durchzusetzen", so Gfreiner.

Kein Mitspracherecht: Alpenverein fordert Parteistellung

Ein Mitspracherecht haben Organisationen wie der Alpenverein bei
der Ausweisung von Wildschutzgebieten derzeit nicht. "Wir haben zwar
ein Anhörungsrecht, in der Praxis wird die Stellungnahme der
Bergsport- und Naturschutzorganisationen aber oft nur schulterzuckend
zur Kenntnis genommen. Kletterer, Wanderer und andere
Erholungssuchende sind die Leidtragenden, bleiben aber vom Verfahren
ausgeschlossen", sagt Peter Kapelari vom Alpenverein.

"Parteistellung hatte im aktuellen Verfahren nur der
Antragsteller, der natürlich seine eigenen Interessen vertritt. Wir
fordern daher dringend Partei- und Beschwerderechte bei der
Ausweisung von Wildschutzgebieten, um rechtzeitig auf Missstände
hinweisen zu können", so Kapelari.

Wildökologische Notwendigkeit nur Vorwand?

"Fakt ist, sowohl im Seebachtal als auch im Maltatal gibt es
geeignetere Orte für ein Wildschutzgebiet", sagt Hans Jury von der
lokalen Alpenvereinssektion Gmünd. "Dass die wildökologische
Notwendigkeit genau dort bestehen soll, wo sich seit Jahren das Mekka
der Eiskletterszene befindet, ist wirklich zu bezweifeln. Sogar die
heimischen Jäger sprechen von einer Farce. Es ist offensichtlich,
dass hier versucht wird, die Gruppe der Eiskletterer aus dem Gebiet
zu verbannen – denn die hat genau in diesen unwirtlichen Gräben ihr
Eldorado gefunden", so Jury.

Imageschaden für Nationalparkgemeinde

Dem schließt sich Klaus Rüscher, Bürgermeister der Gemeinde Malta,
an: "Es ist schon verwunderlich, dass der Besitzer von tausenden
Hektar unberührter Waldfläche genau jene kleine Fläche als
'bevorzugtes Einstandsgebiet' und Wildruhezone durchgeboxt hat, die
für Freizeitsportler am attraktivsten ist und vom Wild aufgrund der
exponierten Lage ohnehin gemieden wird." In Wahrheit sei der
überhöhte Wildbestand längst kein Geheimnis mehr. "Die Kärntner
Jägerschaft hat versagt, und jetzt sollen plötzlich Erholungssuchende
für die Versäumnisse verantwortlich gemacht werden", schüttelt
Rüscher den Kopf.

Der Bürgermeister und Betreiber eines Gästehauses befürchtet einen
großen Imageschaden für das Bergsteigerdorf Malta und die
aufstrebende Nationalparkgemeinde, deren Konzept auf einem naturnahen
Freizeittourismus fußt. Ein Rückgang der Nächtigungszahlen sei
bereits jetzt zu spüren, obwohl die Eiskletterverhältnisse ideal
gewesen wären.

Petition: www.alpenverein.at/maltatal

Bildmaterial (Gebietsübersicht, Eisklettern, Besucherlenkung) und
weitere Informationen zum Download:
www.alpenverein.at/presse

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