Haslauer und Berthold: Erstmals liegen flächendeckend Daten der Asylwerbenden in Salzburg vor
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der Asylwerbenden in Salzburg vor =
Salzburg (OTS) - (LK) Das Projekt trägt den Namen
Qualifikations-Screening von Asylwerbenden und wurde mit persönlichen
Gesprächen durchgeführt. "Dieses schafft eine Basis, um die nächsten
Schritte zu einer erfolgreichen Integration zu setzen. Wir können nun
gezielt vorgehen, denn Alphabetisierungs- und Deutschkurse können
besser geplant und die vorhandenen Ressourcen effektiver eingesetzt
werden", betonte Landeshauptmann Wilfried Haslauer, heute, Dienstag,
21. Februar.
"Der neue Kompetenzpass des Landes Salzburg für die Asylwerberinnen
und Asylwerber beinhaltet die individuellen Ergebnisse des
Qualifikationsscreenings und alle weitere Kompetenzen, die im Verlauf
der Grundversorgung erworben worden sind. Enthalten sind darin auch
Sprachzertifikate oder die unterschiedlichen Bildungsabschlüsse. Der
Kompetenzpass ist damit die Basis für die erfolgreiche Integration in
den Arbeitsmarkt, das AMS kann mit den richtigen Maßnahmen anknüpfen.
Erfreulich ist, dass Salzburg mit dem großen Angebot an Deutschkursen
wie auch der umfangreichen Erhebung der Qualifikationen
österreichweit eine Vorreiterrolle einnimmt", betonte
Integrationslandesrätin Martina Berthold.
Erst-Screening
Da neben den soziodemografischen Daten kaum Informationen über die
Qualifikationen der Asylwerbenden bekannt waren, wurde Ende Dezember
2015 der Entschluss gefasst, von allen Asylwerbenden ab 18 Jahre in
der Grundversorgung des Landes Salzburg ein Grundprofil zu erheben.
Ziel war es, eine flächendeckende und standardisierte Erhebung von
Daten im Hinblick auf die Schul-, Universitäts- und Berufsausbildung
sowie Berufserfahrung durchzuführen.
Zwischen Juli und Dezember 2016 wurden in Zusammenarbeit von Land
Salzburg und Caritas Salzburg insgesamt 3.392 Asylwerbende in einem
standardisierten Verfahren befragt. Dies ergibt eine Teilnahmequote
von 94 Prozent. Mit Jahresbeginn 2017 ist das Erst-Screening in den
Regelbetrieb übergegangen. Die Befragung wird nunmehr ausschließlich
von der Caritas Salzburg, als wichtigem Projektpartner, über den
Grundversorgungsauftrag durchgeführt. Die erhobenen Daten sollen in
Folge halbjährlich von der Salzburger Landesstatistik ausgewertet
werden.
Der Zweck des Screenings liegt darin, dass jetzt eine bessere
Bedarfseinschätzung und Planung von Integrations- und
Qualifizierungsmaßnahmen möglich wird. Beispielsweise liegen jetzt
konkrete Informationen darüber vor, welche Niveaustufen der
Deutschkurse in welchen Bezirken benötigt werden.
Demografische Daten
Von den befragten 3.392 Personen waren 601 Frauen und 2.791 Männer.
Die meisten Personen (37,1 Prozent) sind in der Stadt Salzburg
untergebracht, die wenigsten im Tennengau (3,3 Prozent). Im Tennengau
und im Pinzgau sind fast ein Viertel aller Asylwerbenden Frauen, im
Lungau hingegen weniger als zehn Prozent. Die stärkste Altersgruppe
ist die der 20- bis 29-Jährigen, die fast die Hälfte aller Personen
umfasst.
Der Frauenanteil steigt innerhalb der Altersgruppen sukzessive an.
Während er bei den unter 20-Jährigen nur bei 5,7 Prozent liegt,
beträgt er bei den 50-Jährigen und Älteren knapp über 40 Prozent. Das
Durchschnittsalter der Männer liegt bei 27,5 Jahren, jenes der Frauen
bei 33,1 Jahren. Mehr als zwei Drittel aller Männer sind unter 30
Jahre alt. Der größte Anteil aller Personen, konkret 29,9 Prozent,
stammt aus Afghanistan. Den größten Frauenanteil, bezogen auf die
Herkunftsländer, gibt es bei den 55 Personen aus der Russischen
Föderation mit 41,8 Prozent. Fast ein Drittel aller Personen spricht
Arabisch.
Sprachkenntnisse
81,4 Prozent aller Asylwerbenden sind in ihrer Muttersprache
alphabetisiert. 60-Jährige sowie ältere Menschen, Nigerianerinnen und
Nigerianer sowie Kurdisch und Pashtu Sprechende haben einen
wesentlich geringeren Alphabetisierungsgrad als die Gesamtheit aller
Asylwerbenden. Zum Zeitpunkt der Befragung haben 13,2 Prozent der
Befragten keine und rund die Hälfte geringe Deutschkenntnisse. 29,6
Prozent der Asylwerbenden verstehen und 7,6 Prozent sprechen auch
Deutsch. 69,5 Prozent können Deutsch lesen und 65,2 Prozent auch
Deutsch schreiben. Allerdings dürften sowohl die Lese- als auch die
Schreibfähigkeiten eher schwach sein, da die Hälfte der Befragten
lediglich geringe Deutschkenntnisse vorweist. 73,2 Prozent aller
Befragten gaben an, einen Deutschkurs zu besuchen. Bei den Frauen
beträgt der Wert nur 59,2 Prozent. Dabei ist aber zu berücksichtigen,
dass Frauen unter anderem geantwortet haben, dass sie aufgrund von
Kinderbetreuungspflichten keinen Kurs besuchen können. Personen aus
der Russischen Föderation nehmen nur zu 40,0 Prozent an einem
Deutschkurs teil, wobei allerdings 41,8 Prozent zumindest schon den
Deutschlevel A1 vorweisen können. 704 Personen besuchten zum
Zeitpunkt der Befragung keinen Deutschkurs. Fast 30 Prozent begründen
dies damit, dass es kein Angebot gibt (insbesondere im Sommer).
Beruf
Von 77,4 Prozent der Befragten (Männer 83,2 Prozent, Frauen 50,6
Prozent) liegt eine Berufsangabe vor. Von diesen haben 92,2 Prozent
die Tätigkeit zuletzt ausgeübt, wobei 13,1 Prozent über einen
Nachweis verfügen. Etwa zehn Prozent aller Berufe entfallen auf den
Einzelhandel. Weitere 10,9 Prozent in Summe auf die Sparten Landbau,
Viehwirtschaft oder Innenausbau, Raumausstattung. Den höchsten
Frauenanteil gibt es mit 45,5 Prozent in der Berufssparte Reinigung,
Hausbetreuung, Anlern- und Hilfsberufe. Handwerksberufe (16,3
Prozent) und der Bereich Kfz (15,6 Prozent) dominieren. 10,6 Prozent
wollen eine Lehre machen und 8,3 Prozent in der Gastronomie
beziehungsweise Tourismus arbeiten.
"Mit dem durchgeführten Screening liegen nun erstmals umfassende
Daten und Informationen über die Sprachkenntnisse und beruflichen
Qualifikationen der Asylwerbenden des Landes Salzburg vor. Sie
ermöglichen eine sehr differenzierte Sicht auf den Status quo, der
differenziert nach unterschiedlichen soziostrukturellen Merkmalen
analysiert und dargestellt werden kann. Ziel ist es, diese Befragung
künftig regelmäßig durchzuführen, um so die durchgeführten
Qualifizierungsmaßnahmen laufend beobachten und evaluieren zu
können", erklärte Gernot Filipp, der Leiter der Salzburger
Landesstatistik.
Konzentration liegt auf raschem Spracherwerb
Der Schlüssel für eine ehestmögliche und nachhaltige
Arbeitsmarktintegration ist der rasche Spracherwerb. Um dieses Ziel
zu erreichen, gibt es unterschiedliche Maßnahmen und Projekte.
Kostenlose Deutschkurse bis zum Niveau B1 für Asylwerbende
Bereits im Start-Quartier des Landes in Thalgau soll eine möglichst
hohe Zahl von Asylsuchenden in den ersten sechs Monaten ihres
Aufenthaltes das Niveau A1 erreichen. Sprachkurse für das Niveau A1
sind verpflichtend zu besuchen. In den weiteren Angeboten in der
Grundversorgung ist Spracherwerb landesweit bis zum Niveau B1
möglich. "Diese Kurse sind eine wichtige Zukunftsinvestition für das
Land Salzburg", unterstrich Landesrätin Berthold. "Nur wenn die neu
zu uns gekommenen Menschen die Sprache erlernen können, wird das
Zusammenleben gelingen können."
Sprachkurs-Plattform
Für Asylwerbende und Asylberechtigte ist es in Salzburg einfach,
einen Überblick über Kursangebote zu bekommen. Die Plattform
www.deutschlernen-salzburg.at informiert über alle Kurs- und
Trainingsangebote im Bundesland. Dabei sind kostenlose
niederschwellige Sprachlernunterstützungen genauso angeführt wie
Sprachkurse der Universität Salzburg und Sprachlerninstitute.
Sprachtraining im Freiwilligennetz
Das Sprachtraining durch Freiwillige ist eine wichtige zusätzliche
Unterstützung der Kursangebote. Drei Koordinatorinnen der Diakonie
begleiten landesweit die freiwilligen Sprachtrainerinnen und
Sprachtrainer und bieten kostenlose Schulungen, Austauschabende sowie
Lernunterlagen.
Berufsbezogene Deutschkurse
Es ist geplant, berufsbezogene Deutschkurse für Asylwerbende
anzubieten. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Fachleuten des Landes
und aus dem Bildungs- und Arbeitsmarktbereich wird in den nächsten
Wochen nach eingehender Analyse der Daten ein entsprechendes Konzept
ausarbeiten. Landeshauptmann Haslauer betonte: "Um Asylberechtigte
langfristig und nachhaltig in den Arbeitsmarkt integrieren zu können,
müssen wir jetzt in Sprachkurse investieren. Während des
Asylverfahrens sollen Flüchtlinge ihre Zeit zum Deutsch lernen
nutzen. Dazu braucht es entsprechende Angebote. Je schneller wir die
Menschen dabei unterstützen, die Sprache zu erlernen und in
Beschäftigung zu kommen, je schneller können diese für sich selber
sorgen und so einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Für
Asylwerbende, die bereits über gute Deutschkenntnisse verfügen,
werden in Kürze noch berufsbezogene Deutschkurse angeboten."
Finanziert werden diese Kurse aus dem Ressort von Landeshauptmann
Haslauer.
StartDeutsch! Salzburg – Deutschkurse für Asylberechtigte
Mit "StartDeutsch! Salzburg" bieten sechs Salzburger
Bildungseinrichtungen (Volkshochschule, BFI, WIFI, Verein Viele,
Diakonie Flüchtlingsdienst, Verein Einstieg) kostenlose Deutsch- und
Alphabetisierungskurse für anerkannte Flüchtlinge an. Um den
Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden und einen
niederschwelligen Zugang zu den Kursen zu ermöglichen, bietet
"StartDeutsch! Salzburg" neben Kinderbetreuung und Kursen zu
unterschiedlichen Tageszeiten auch Kurse speziell für Jugendliche und
junge Erwachsene sowie Personen mit langsamerem Lerntempo an. Zudem
gewährleistet das Projekt eine breite regionale Abdeckung (Salzburg
Stadt, Hallein, Tamsweg, Bischofshofen, Altenmarkt, Mittersill, Zell
am See, Saalfelden und St. Johann im Pongau). Insgesamt stehen mehr
als 700 Kursplätze zur Verfügung. "Damit ist uns in Salzburg eine
Kooperation gelungen, die den regionalen Bedürfnissen wirklich
gerecht wird", so Berthold.
Der Bericht zum Qualifikations-Screening von Asylwerbenden steht
Interessierten im Webshop des Landes zur Verfügung. 170221_31
(jus/grs)
Weitere Informationen: Thomas Kerschbaum, Büro Landeshauptmann
Wilfried Haslauer, Tel.: +43 662 8042-2332, Mobil: +43 664 1020564,
E-Mail: thomas.kerschbaum@salzburg.gv.at.
Das Land Salzburg auf Facebook und Twitter.
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