- 02.02.2017, 10:26:01
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E-Control und Statistik Austria: Energiearme geben beinahe jeden vierten Euro für Energie aus
Studie: Energiearme Haushalte geben rund 23 Prozent ihres Einkommens für Wohnenergie aus. Energiearme heizen öfter mit Öl, leben häufiger in älteren Gebäuden und öfter alleine.

Utl.: Studie: Energiearme Haushalte geben rund 23 Prozent ihres
 Einkommens für Wohnenergie aus. Energiearme heizen öfter mit
 Öl, leben häufiger in älteren Gebäuden und öfter alleine. =
Wien (OTS) - Die Leistbarkeit von Energie nimmt neben dem bekannten
 Zieldreieck im Energiebereich, bestehend aus Versorgungssicherheit,
 Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit, eine zunehmend wichtige Rolle
 ein. Dabei geht es um die Frage, ob die Energiekosten – inklusive
 Steuern und Abgaben – leistbar sind und bleiben. „Etwaige
 Energiekostenanstiege betreffen energiearme Haushalte besonders, da
 sie einen größeren Energieverbrauch haben“, so E-Control-Vorstand
 Andreas Eigenbauer. Die Leistbarkeit von Energie für Haushalte ist
 ein wichtiges Anliegen der E-Control, um ihre gesetzlichen
 Zielvorgaben, etwa zum Schutz benachteiligter Kunden, zu erfüllen.
 Daher wurde eine Studie bei der Statistik Austria in Auftrag gegeben,
 um erstmals Einkommensdaten mit dem Energieverbrauch zu verknüpfen.
 Die Studie liefert Datengrundlagen, auf denen aufbauend entsprechende
 Maßnahmen abgeleitet werden können. Mit der Umsetzung konkreter
 Maßnahmen werde die neue Strategie der E-Control in einem wichtigen
 Bereich konkretisiert. „Wir wollen ein großes Augenmerk auf die
 Energiearmut und die Leistbarkeit von Energie legen“, betonte
 Eigenbauer.
Studie: Energiearme geben 23 Prozent ihres Einkommens für
 Wohnenergie aus
Von Energiearmut betroffene Haushalte geben 22,8 Prozent ihres
 Einkommens für Wohnenergie aus, das ist mehr als viermal so viel wie
 ein österreichischer Durchschnittshaushalt, der im Schnitt nur 4,6
 Prozent seines Einkommens für Wohnenergie (Heizen, Warmwasser,
 Kochen, Licht u. ä.; ohne Energiekosten für Mobilität, wie etwa
 Sprit) ausgibt. „Energiearme geben beinahe jeden vierten Euro für
 Wohnenergie aus“, fasste Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der
 Statistik Austria, eines der Kernergebnisse der Studie der Statistik
 Austria, die heute, Donnerstag, bei einem Pressegespräch in Wien
 präsentiert wurde, zusammen. Laut der Untersuchung waren 2014 3,1
 Prozent der österreichischen Haushalte (rund 117.000 Haushalte)
 energiearm. „Die energiearmen Haushalte haben einen deutlich höheren
 Energieverbrauch, höhere Energiekosten als Durchschnittshaushalte und
 sie heizen öfter mit Öl“, so Konrad Pesendorfer. Als energiearm
 gelten Haushalte, die bei niedrigem Einkommen verhältnismäßig hohe
 Energiekosten haben. Diese Definition der E-Control ist auch Basis
 für diese Studie.
Energiearme: Hoher Energieverbrauch, hohe Kosten
Energiearme Haushalte hatten 2014 ein äquivalisiertes Einkommen von
 knapp 10.700 Euro (Median) netto im Jahr, bei einem
 nicht-energiearmen Haushalt waren es im Schnitt 23.550 Euro (Median)
 jährlich, also mehr als doppelt so viel. Der Energieverbrauch für
 Wohnzwecke lag bei energiearmen Haushalten mit durchschnittlich
 23.370 Kilowattstunden (kWh) jährlich deutlich über dem Durchschnitt
 von 18.360 kWh. Die dafür anfallenden Energiekosten lagen bei
 Energiearmen mit durchschnittlich 2.590 Euro pro Jahr um rund 40
 Prozent über dem Durchschnitt aller Haushalte von 1.870 Euro.
 „Energiearme Haushalte haben einen deutlich höheren Energieverbrauch
 und deutlich höhere Wohnenergiekosten“, erläuterte Pesendorfer.
Energiearme: Großteil der Energie für Heizen
Vom gesamten Energieverbrauch energiearmer Haushalte von 23.370 kWh
 entfallen auf das Heizen rund 18.080 kWh. Das ist um 50 Prozent mehr
 Heizenergie als in nichtenergiearmen Haushalten, die nur 12.130 kWh
 für das Heizen verwenden. Für Warmwasser setzen energiearme Haushalte
 dagegen nur 1.980 kWh ein, nicht-energiearme Haushalte kommen auf
 2.930 kWh. Insofern verwenden energiearme Haushalte um knapp ein
 Drittel (32 Prozent) weniger Energie für Warmwasser als
 nicht-energiearme Haushalte. „Der im Vergleich geringere Verbrauch
 von Warmwasser lässt darauf schließen, dass energiearme Haushalte
 keine Energie- und Wasserverschwender sind, sondern der hohe
 Energieaufwand fürs Heizen notwendig ist, um ein Mindestmaß an
 Raumtemperatur zu erreichen“, erläuterte Studienautorin Alexandra
 Wegscheider-Pichler von Statistik Austria. Heizöl wird von
 energiearmen Haushalten signifikant häufiger eingesetzt als von
 nicht-energiearmen. In der Gruppe der Energiearmen entfallen anteilig
 21 Prozent der Energiekosten auf Heizöl. Bei den nicht-energiearmen
 Haushalten sind es nur 14 Prozent.
Energiearme leben häufiger in älteren Gebäuden
Energiearme Haushalte leben signifikant häufiger in älteren
 Wohngebäuden als nicht-energiearme. Rund 52 Prozent der energiearmen
 Haushalte leben in Gebäuden, die bis 1960 erbaut wurden, dies trifft
 nur auf 32 Prozent der nicht-energiearmen Haushalte zu.
 Dementsprechend sind Haushalte in Gebäuden bis 1960
 überdurchschnittlich häufig (fünf Prozent) von Energiearmut
 betroffen. Bewohner von Gebäuden, die ab 1991 erbaut wurden, sind
 dagegen nur zu 1,1 Prozent energiearm.
Energiearme im Schnitt älter, häufiger alleinlebend
Personen in energiearmen Haushalten sind durchschnittlich älter als
 jene in nicht-energiearmen Haushalten. Personen mit
 Pflichtschulabschluss als höchster Ausbildung sind deutlich häufiger
 von Energiearmut betroffen. Während in ganz Österreich 3,1 Prozent
 aller Haushalte als energiearm gelten, sind es bei den Haushalten mit
 Pflichtschulabschluss 7,1 Prozent. Zwei Drittel der energiearmen
 Haushalte sind Single-Haushalte, nicht-energiearme Haushalte nur zu
 34 Prozent.
Durch Information Bewusstsein für Energiesparen schärfen
Durch Information und Energieberatung soll energiearmen Haushalten
 beim Energiesparen geholfen werden. „Mit zusätzlicher Information,
 Energieberatung und Aufklärung über die Rechte eines Konsumenten am
 Energiemarkt kann man viel bewirken“, betonte E-Control-Vorstand
 Wolfgang Urbantschitsch. Das Bewusstsein für mögliche
 Energieeinsparungen sollten auch die digitalen Stromzähler (Smart
 Meter) verstärken, mit denen Kunden erstmalig regelmäßig zeitnah
 Informationen über ihren aktuellen Verbrauch erhalten.
Deckelung der Ökostromförderkosten
Einkommensschwache Haushalte, die Anspruch auf die Befreiung von den
 ORF-GIS-Gebühren haben, können mit dem Antrag auf Gebührenbefreiung
 gleichzeitig eine teilweise Befreiung auf die Ökostromkosten
 beantragen. Sie zahlen dann, verbrauchsabhängig, lediglich bis zu 20
 Euro pro Jahr an Förderbeiträgen, während ein österreichischer
 Durchschnittshaushalt rund 100 Euro brutto für Ökostromkosten
 bezahlt. „Bei einem durchschnittlichen Verbrauch spart sich ein
 Haushalt mit Ökostromkostendeckelung 80 Euro im Jahr“, sagte
 Urbantschitsch.
177.000 Haushalte nützen Entlastung bei Ökostromkosten nicht
Laut Angaben der GIS sind derzeit rund 300.000 Haushalte von den
 Rundfunkgebühren befreit – aber nur 123.000 dieser Haushalte waren
 per Ende 2015 von den Ökostromkosten teilweise befreit.
 Urbantschitsch: „Rund 177.000 Haushalte könnten ihre Stromrechnung
 leicht senken, wenn sie die teilweise Ökostromkostenbefreiung
 beantragen.“ Voraussetzung ist allerdings, dass jene Person im
 Haushalt, die von der GIS-Gebühr befreit ist, auch bei Strom der
 Vertragspartner ist. Die E-Control startet daher neben verstärkten
 zielgerichteten Informationen eine Inseratenkampagne, in der
 anspruchsberechtigte Personen auf die Möglichkeit zur Deckelung der
 Ökostromförderbeiträge hingewiesen werden.
Langfristig: Zielgerichtete Maßnahmen für energiearme
 Haushalte
Langfristiges Ziel muss aber sein, Unterstützungsleistungen im
 Energiebereich – egal ob Sach- oder Geldleistungen – nur tatsächlich
 energiearmen Haushalten zu gewähren. Für diese Anspruchsberechtigung
 sollte nicht nur das Einkommen, sondern auch der jeweilige
 Energieverbrauch berücksichtigt werden. Können sich
 einkommensschwache Haushalte selbst geringe bzw. durchschnittliche
 Energiekosten nicht leisten, sollte dies unter allgemeiner Armut und
 nicht unter Energiearmut diskutiert werden.
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