• 13.01.2017, 18:00:01
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  • OTS0147

„Wir schleifen in Salzburg Rohdiamanten“

Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz über die Philosophie der Fußballclubs Salzburg und Leipzig und ambitionierte Hallenpläne gemeinsam mit Bayern-München.

Utl.: Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz über die Philosophie der
Fußballclubs Salzburg und Leipzig und ambitionierte
Hallenpläne gemeinsam mit Bayern-München. =

Salzburg (OTS/SN) - Richard Oberndorfer

Die „Salzburger Nachrichten“ trafen Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz
exklusiv zum Gespräch. Teil 1 des Interviews lesen Sie in der
SN-Samstagsausgabe.

SN: Eine Woche vor der Rückrunde in der deutschen Fußball-Bundesliga
liegt RB Leipzig auf Rang zwei. Haben Sie mit diesem Erfolgslauf
bisher gerechnet?

Dietrich Mateschitz: In dieser Größenordnung habe ich damit nicht
gerechnet. Dass wir bis zum Frühjahrsstart nur drei Punkte hinter
Bayern München liegen, ist schon großartig. Umgekehrt muss man sagen,
dass wir schon in der zweiten Liga gesehen haben, dass die Mannschaft
Potenzial für die erste hat. Wir halten auch an unserer Philosophie
mit jungen Talenten ohne große Namen und Budget fest.

SN: Haben sich nach dem Ligaverlauf bisher von RB
Leipzig die Ziele für die Saison geändert?

Dietrich Mateschitz: Das erklärte Ziel bleibt, in der ersten Liga zu
bleiben und nichts mit dem Abstieg zu tun zu bekommen. Wir wollen uns
im zweiten Tabellendrittel etablieren und natürlich ist das Ziel ein
Platz im internationalen Geschäft. Wichtig war, dass wir am Anfang
der Saison gleich zwei, drei Partien nicht verloren haben – das hat
in der Mannschaft Freude und Motivation ausgelöst.

SN: Jetzt heißt es, den Schwung zum Ligaauftakt kommenden Samstag
gegen Frankfurt mitzunehmen – dort trifft man auf Chefcoach Niko
Kovač, der in Salzburg auch Co-Trainer war.

Dietrich Mateschitz: Das wird ein wichtiges Heimmatch für die
Fangemeinde. Niko Kovač ist ein hervorragender Trainer, der aus einer
abstiegsbedrohten Mannschaft viel herausgeholt hat. Wir haben aber
gute Chancen.

SN: War Trainer Ralph Hasenhüttl für RB Leipzig ein Glücksgriff?

Dietrich Mateschitz: Ursprünglich hatten wir zwei, drei Kandidaten
gehabt. Wir haben uns dann für Ralph Hasenhüttl entschieden, nicht
nur, weil er Steirer ist (lacht), sondern weil er bei Ingolstadt
einen sehr guten Job gemacht hat. Er hat bei RB Leipzig den Reiz der
Aufgabe erkannt. Seine Arbeit ist fantastisch und er hat einen guten
Zugang zur Mannschaft.

SN: Die Entwicklung bei RB Leipzig ist eigentlich so, wie Sie sich es
in vollem Umfang auch für Salzburg gewünscht hätten. Wie sehen Sie
hier die Entwicklung?

Dietrich Mateschitz: Schon allein wegen der Liga ist in Österreich
ein Vergleich schwer. Wir haben aber auch in Salzburg eine ähnliche
Philosophie wie in Deutschland: Wir wollen auf junge Spieler setzen
und die Qualität in der Nachwuchsakademie in Liefering aufbauen. Dazu
haben wir ein funktionierendes und gutes Talentscouting. Aber es ist
absurd zu glauben, dass man junge Spieler, die oft schon nach einem
halben Jahr ein Angebot aus dem Ausland bekommen, in der
österreichischen Liga halten kann. Das ist ein limitierender Faktor.

SN: Die Mannschaft hat zwar gegen Zagreb den Einzug in die Champions
League unglücklich verpasst, aber: Ist nur mit jungen Spielern das
internationale Geschäft zu erreichen?

Dietrich Mateschitz: Das gegen Zagreb war wirklich genauso
unglücklich wie damals gegen Donezk (2007, Anm.). Ich meine, eine
junge Mannschaft hat vermutlich in großen Spielen mehr Angst, das war
letztendlich das Entscheidende. Dennoch ist es wichtig, viele Spieler
zu haben, die noch ihre Karriere vor sich haben und nicht hinter sich
und vielleicht deshalb nicht mit ganzem Herzen dabei sind. Dennoch
hätte es für einen Erfolg um den Einzug in die Champions League ein
bis zwei Routiniers gebraucht.

SN: Verstehen Sie die Fans, die kritisieren, dass die Mannschaft in
Salzburg häufig zugunsten Leipzig ausgedünnt wird? Immer weniger
Zuschauer kommen ins Stadion.

Dietrich Mateschitz: Der Zuschauerrückgang in Salzburg ist für den
Verein ein Schadensfall. Diese Entwicklung ist für mich zwar
verständlich, dennoch muss man festhalten, dass die Zuschauer guten
Fußball in Salzburg gezeigt bekommen. Wir haben hier Rohdiamanten
gesehen, die wir erst geschliffen haben. Wer hat vorher einen Keïta
oder einen Mané gekannt? Upamecano ist – wie ich höre – international
auch heiß umworben gewesen. Wir erlösen pro Jahr rund 40 Millionen
Euro durch Spielerverkäufe, da kann ich das Vereinsbudget sogar
reduzieren.

SN: Jetzt könnte aber Leipzig bald in die Situation wie Salzburg
geraten, wenn die Begehrlichkeiten anderer Clubs steigen und Leipzig
Leistungsträger abhanden kommen.

Dietrich Mateschitz: So ist das Geschäft. Aber wir werden versuchen,
in Leipzig die Spieler zu halten und mitzubieten. Noch dazu kommt,
dass die deutsche Liga eine attraktive Liga ist und viele trotz
verlockender Summen hierbleiben wollen.

SN: Immer wieder wird kolportiert, dass Sie einen Club aus der
englischen Premier League kaufen wollen. Diesmal ist von West Ham
United die Rede. Was ist an diesem Gerücht dran?

Dietrich Mateschitz: Überhaupt nichts. Das ist nicht einmal
Kaffeesudlesen. Es wäre sogar eine außerordentliche Dummheit, nach
dem erfolgreichen Engagement in Leipzig jetzt auch an irgendeine
Ergänzung in England zu denken. Das wäre sportlich falsch. Alles
ineinander zu vermischen würde dann auch irgendwann einmal nicht mehr
den UEFA-Richtlinien entsprechen.

SN: Was sagen Sie zum Millionenwahnsinn in der Fußballwelt? Zuerst
England, dann lockt China mit vielen Millionen.

Dietrich Mateschitz: Es gibt offensichtlich immer einen, der mehr
zahlt.

SN: Für viel Interesse hat Ihr gemeinsames Hallenprojekt mit
Bayern-Präsident Uli Hoeneß gesorgt. Ist das Projekt Mehrzweckhalle
in München (für Eishockey und Basketball, Anm.), die vor drei Jahren
von Bayern München abgelehnt wurde, jetzt auf Schiene?

Dietrich Mateschitz: Das Hallenprojekt wurde nicht abgelehnt, es war
nur drei Jahre lang kein Thema. Ja, es stimmt, und Uli Hoeneß ist
wieder der Motor des ganzen Projekts. Red Bull wird das alte
Radstadion beim Olympiapark für Eishockey und Basketball bauen. Wir
werden die Halle mit 10.000 Plätzen um rund 100 Millionen Euro
vorfinanzieren. Refinanzieren wollen wir die Halle durch
Mieteinnahmen von EC Red Bull München, die Basketballer von Bayern
München und die Stadt. München ist ambitioniert. Eine Eröffnung haben
wir uns für 2019 vorgenommen.

SN: Sie scheinen zu Uli Hoeneß ein außergewöhnlich gutes Verhältnis
zu haben. Trotz der Konkurrenz in der Liga.

Dietrich Mateschitz: Uli Hoeneß ist wieder die Seele und das Gehirn
des FC Bayern. Und er ist analytisch und intellektuell treffsicher.

SN: Noch eine private Frage: Was wünschen Sie sich persönlich für das
Jahr 2017?

Dietrich Mateschitz: Wenn alles so bleibt, wie es ist, dann ist es
gut.

Interview Teil 2: Am Montag lesen Sie in Teil 2 des Interviews:
Dietrich Mateschitz über die Zukunft der Formel 1 und warum Red Bull
bald wieder vorn dabei sein wird.

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