• 12.01.2017, 11:40:16
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  • OTS0112

Influenza: Mythen, Erfahrungen, Daten – was stimmt und was nicht

Impf-Nutzen wissenschaftlich eindeutig belegt

Utl.: Impf-Nutzen wissenschaftlich eindeutig belegt =

Wien (OTS) - Die Grippewelle ist angerollt: Beinahe 20.000
Grippemeldungen wurden in der letzten Woche in Wien verzeichnet und
das zu einem Zeitpunkt, zu dem in den vergangenen Jahren von
Influenza noch recht wenig zu spüren war. Im neuen Jahr ist es zu
einer weiteren Steigerung gekommen. Obwohl es wie heuer fast jedes
Jahr eine Influenzawelle gibt, sträuben sich viele Menschen gegen
eine Impfung. Oft auch aus Gründen, die wissenschaftlich längst
widerlegt sind. Allgemeinmediziner Dr. Erwin Rebhandl erklärt, was an
den gängigen Mythen tatsächlich dran ist.

1. Wer sich impfen lässt, erkrankt erst recht an Influenza

Das kann definitiv nicht passieren, da die in Österreich verwendeten
Grippeimpfstoffe inaktiviert sind. D.h. sie enthalten keine
vollständigen Viren mehr, sondern nur einzelne Bestandteile, gegen
die das Immunsystem Antikörper bildet und später im Kampf gegen die
Influenza-Viren schnell und effektiv reagiert. Aus Studien ist jedoch
bekannt, dass es nach der Impfung zu Symptomen ähnlich einer leichten
Erkältung wie Muskelschmerzen, Kopfschmerzen oder leichtem Fieber
kommen kann. Diese sind aber um ein Vielfaches schwächer ausgeprägt
als bei einer wirklichen Erkrankung. Interessantes Detail: Auch bei
Personen, die mit Placebo geimpft wurden, traten Erkältungssymptome
wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und leichtes Fieber mit der
gleichen Häufigkeit auf.

Richtig ist, dass es an der Einstichstelle zu leichten Rötungen,
Schwellungen und Muskelschmerzen durch die Impfung kommen kann. Diese
sind ein Zeichen dafür, dass der Körper auf die fremde Substanz
reagiert. Diese Symptome vergehen jedoch nach kurzer Zeit wieder.

2. Die Impfung wirkt nicht, schließlich werden auch geimpfte
Menschen krank

Generell ist die Impfung sehr gut wirksam und senkt das
Infektionsrisiko bei gesunden Erwachsenen um etwa 70 bis 90 Prozent.
In Ausnahmefällen kann vorkommen, dass auch geimpfte Personen krank
werden. In der Regel hat dies eine von vier Ursachen.

- Es handelt sich um einen grippalen Infekt: Dieser ist im Regelfall
harmlos und hat mit der „echten“ Grippe, der Influenza, nichts zu
tun. Daher hilft die Influenza-Impfung auch nicht.

- Die Ansteckung ist vor oder kurz nach der Impfung passiert. Da es
etwa zwei Wochen dauert, um den Impfschutz vollständig aufzubauen,
ist in dieser Zeit eine Ansteckung möglich.

- Das Virus, dem jemand ausgesetzt war, weicht stark von jenen ab,
die in der aktuellen Impfung enthalten sind. Das kommt nur selten
vor, da die Impfstoffzusammensetzung auf einer wissenschaftlichen
Vorhersage der WHO beruht. Basis ist die zu erwartende
Virenzirkulation. In manchen Saisonen verläuft sie jedoch anders als
prognostiziert, die herkömmlichen Impfstoffe wirken dann nicht so
gut. Alle bisherigen Daten dieser Saison in Österreich zeigen
allerdings, dass der diesjährige Impfstoff die zirkulierenden Stämme
sehr gut abdeckt.

- Die Impfung wirkt nicht bei jedem Menschen gleich gut. Bei älteren
Personen wird das Ansteckungsrisiko durch die Impfung etwas weniger
stark reduziert als bei jüngeren. Trotzdem ist Impfen der beste
Schutz.

Sollte einer dieser Fälle tatsächlich auftreten, verläuft die
Erkrankung aber fast immer milder als bei nicht geimpften Personen.

3. Wer im Vorjahr an Influenza erkrankt ist oder geimpft war,
kann sich die Impfung heuer ersparen

Auch das ist ein Irrtum. Die Influenza-Viren ändern sich laufend,
daher müssen die Impfstoffe jede Saison neu angepasst werden.
Außerdem lässt der Schutz durch die Impfung im Laufe der Zeit nach
und muss jährlich aufgefrischt werden.

4. Die „echte“ Grippe verläuft ähnlich wie eine schwere
Erkältung und ist somit harmlos

Stimmt nicht. Im Gegensatz zu einer Erkältung kann eine echte Grippe
im Ernstfall sogar lebensbedrohlich sein. Besonders gefährlich sind
Superinfektionen, also zusätzliche (bakterielle) Infektionen, die
dadurch entstehen können, dass das Immunsystem mit der Bekämpfung der
Influenzaviren beschäftigt ist. Auf diese Art und Weise kann es z.B.
zu einer schweren Lungenentzündung kommen. Besonders für ältere
Menschen und Risikopersonen mit chronischen Erkrankungen kann die
echte Grippe sehr gefährlich werden. In der Saison 2014/15 sind mehr
Menschen an den Folgen einer Influenza verstorben als auf Österreichs
Straßen.

5. Man muss sich nur dann impfen lassen, wenn Menschen in der
eigenen Umgebung an Influenza erkranken

Das ist der falsche Weg, da es zwei Wochen dauert, um den vollen
Impfschutz aufzubauen.

6. Allergiker sollten sich lieber nicht impfen lassen

Grundsätzlich können Allergiker gegen Influenza geimpft werden.
Einzige Ausnahme: Personen mit einer schweren Hühnereiweißallergie
sollten streng überwacht werden, um einen allergischen Schock im
Ernstfall sofort behandeln zu können. Studien zufolge kommen aber
auch bei diesen Personen schwere allergische Reaktionen gleich selten
vor wie bei Personen ohne Hühnereiweißallergie.

7. Die Grippeimpfung schwächt das Immunsystem und man wird für
andere Atemwegserkrankungen anfälliger

Nach heutigem Stand der Wissenschaft besteht kein Zusammenhang
zwischen einer Influenzaimpfung und anderen Atemwegserkrankungen.
Impfungen stellen generell für das Immunsystem keine Belastung dar.

8. Influenza ist nur für ältere Menschen gefährlich

Influenza kann grundsätzlich jeden treffen und mitunter auch
langwierig und komplikationsreich verlaufen. Die Übertragung erfolgt
durch Tröpfcheninfektion, also vorwiegend durch Husten und Niesen.
Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit chronischen
Krankheiten sind besonders gefährdet, Komplikationen zu erleiden. Für
sie ist die Impfung besonders wichtig. Ebenfalls impfen lassen
sollten sich jene, die in engem Kontakt mit Personen aus den
genannten Risikogruppen stehen. Auch das trägt zu deren Schutz bei.

9. Antibiotika helfen gegen Influenza

Antibiotika nützen nur bei bakteriellen Infektionen. Influenza ist
aber eine Erkrankung, die durch Viren ausgelöst wird. Dennoch werden
oft Antibiotika verschrieben. Durch übermäßigen Antibiotikaeinsatz
entwickeln leider Bakterien immer mehr Resistenzen und Antibiotika
wirken dann bei jenen Menschen nicht mehr, die sie wirklich brauchen.
Wer sich gegen Influenza impfen lässt, tut indirekt also auch etwas
gegen die gefürchtete Antibiotikaresistenz. Außerdem können
sogenannte antivirale Medikamente die Erkrankung abmildern, sofern
sie rechtzeitig eingenommen werden.

10. Nach November ist es zu spät für eine Impfung

Der beste Zeitraum für eine Impfung ist die Zeit von Oktober bis
November, da die Grippesaison normalerweise erst im Jänner oder
Februar richtig beginnt. Aber manchmal kommt eine Grippewelle schon
früher, ebenso wie heuer schon im Dezember. Auch am Beginn einer
Grippewelle, ist es noch immer nicht zu spät, sich impfen zu lassen.
Selbst wenn der Impfschutz noch nicht vollständig aufgebaut ist,
fallen bei einer Infektion die Symptome meist deutlichgeringer aus.
Und manchmal gibt es zwei Grippewellen mit verschiedenen Stämmen
hintereinander. Daher lohnt es sich auf jeden Fall auch noch nach dem
Jahreswechsel impfen zu gehen.

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