Am 20. Dezember um 21.05 Uhr in ORF 2
Utl.: Am 20. Dezember um 21.05 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - Jahrzehntelang war es eine tödliche Grenze. In der Zeit
des Kalten Krieges und besonders nach dem Prager Frühling 1968 war
die Region um Gmünd lebensgefährlich – sie verkörperte das Ende der
westlichen Welt. Auf der anderen Seite des Stacheldrahts, der Gmünd
wie Berlin trennte, der Ostblock. Vier Generationen der Familie
Fürnsinn haben den Riss in ihrer Heimatstadt vom Ersten Weltkrieg bis
zum Vereinten Europa erlebt. Deren außergewöhnliche Geschichte
erzählt Anita Lackenberger in ihrer Dokumentation „Niederösterreich –
Leben am Eisernen Vorhang“ am Dienstag, dem 20. Dezember 2016, um
21.05 in ORF 2. Die mit Kristina Sprenger, Michael Walde-Berger und
Harald Windisch prominent besetzte vierte Folge der „Universum
History“-Zeitgeschichteserie „Unser Österreich“ ist eine Produktion
der Kreativlösung Filmproduktion GmbH für den ORF, gefördert von BMB,
Land Niederösterreich und Zukunftsfonds der Republik Österreich.
Die Geschichte der Stadt Gmünd im Waldviertel spiegelt das politische
Weltgeschehen des 20. Jahrhunderts wider. Die Konsequenzen des
Zusammenbruchs der Monarchie sind in Gmünd nach Ende des Ersten
Weltkriegs unübersehbar. Und schon während des Ersten Weltkriegs wird
in der Stadt ein Flüchtlingslager errichtet, das sich später zu einem
eigenen Stadtteil entwickelt – Baumeister von Lager und späterem
Stadtteil: der Pionier der porträtierten Familie, Hans Fürnsinn.
Mit dem Frieden von Saint-Germain wurde 1919 eine prosperierende
Wirtschaftsregion geteilt: Südböhmen und das nördliche Waldviertel.
Die neue Grenze, die nach dem Ersten Weltkrieg entstand, teilte sogar
die Stadt Gmünd – in einen tschechischen Teil, die Viertel Wielands
und Böhmzeil, die zu Česke Velenicé wurden – und einen
österreichischen Teil – Altstadt und Neustadt. Der strategisch und
wirtschaftlich wichtige Bahnhof, einst auf der Hälfte der Strecke
Wien-Prag gebaut, kommt zur Tschechoslowakei – ein herber Schlag für
die Republik Österreich. Während der Ersten Republik wurde die Grenze
nicht richtig ernst genommen und die alte Nachbarschaft bestand
weiter. Baumeister Hans Fürnsinn heiratete eine Frau aus dem
tschechischen Nové Hrady, dem vormaligen Gratzen. Solche Hochzeiten
waren damals weit verbreitet, Grenzformalitäten nicht nötig.
Erst die NS-Rassenpolitik schuf eine Kluft zwischen Deutschen und
Slawen. 1938 wurde es den Nationalsozialisten durch das international
abgeschlossene Münchner Abkommen möglich, die deutschsprachigen
Sudetengebiete zu besetzen und einzugliedern. Damit wurde zwar die
verhasste Grenzziehung von St. Germain aufgehoben, aber nicht ohne
Konsequenzen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs folgte die
Revanche der Tschechoslowakei mit den Beneš-Dekreten und der
Vertreibung der Sudetendeutschen. Auch Verwandte der Familie Fürnsinn
wurden vertrieben. Dann die nächste Zäsur: der Eiserne Vorhang, die
nahezu unüberwindbare Systemgrenze zwischen Ost und West – sie
verläuft nur wenige Meter von den Häusern Gmünds entfernt. Den Kalten
Krieg erleben die Fürnsinns, die mittlerweile zwei Töchter haben,
hautnah. Tote sind keine Seltenheit, besonders in der Periode, die
auf den Prager Frühling 1968 folgt – eine diplomatische Eiszeit
zwischen Österreich und der Tschechoslowakei. Die tschechischen
Grenzposten schießen Flüchtenden sogar auf österreichisches Gebiet
nach. Erst der Fall des Eisernen Vorhangs 1989, dann das Schengener
Abkommen und der Beitritt der Tschechoslowakei zur EU sorgen für ein
Ende der tödlichen Grenze. Für die Wiederbelebung der einstigen
Wirtschaftsregion und eine langsame Normalisierung in den Beziehungen
der Menschen.
Bisher unbekannte Originalfotos aus regionalen Archiven in Österreich
und Tschechien sowie Interviews mit Zeitzeugen und den Historikern
Elisabeth Vavra und Harald Winkler dokumentieren das historische
Geschehen der Dokumentation, die nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage
als Video-on-Demand abrufbar ist und auch als Live-Stream auf der
ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) angeboten wird. Details zur
Produktion sowie zu den nächsten beiden Ausgaben „Steiermark –
Zerrissen in Verbundenheit“ und „Vorarlberg – Tor zum Westen“ sind
unter http://presse.ORF.at abrufbar.
Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III sowie ORF
SPORT + – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle Informationen
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