- 13.12.2016, 12:28:09
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Ärzte ohne Grenzen unterstützt psychologische Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge in Österreich
Betreuungszentrum HEMAYAT erweitert Kapazitäten

Utl.: Betreuungszentrum HEMAYAT erweitert Kapazitäten =
Wien (OTS) - Viele Menschen, die in den vergangenen beiden Jahren
nach Europa geflohen sind und in Österreich Schutz gefunden haben,
sind traumatisiert und auf professionelle psychologische Hilfe
angewiesen. Doch es fehlt an entsprechenden Angeboten. Ärzte ohne
Grenzen Österreich wird deshalb das Betreuungszentrum HEMAYAT
unterstützen.
Bei einem gemeinsamen Pressegespräch gab Ärzte ohne Grenzen heute
bekannt, HEMAYAT, das Wiener Betreuungszentrum für Folter- und
Kriegsüberlebende, in den kommenden drei Jahren finanziell zu
unterstützen. Ärzte ohne Grenzen wird auf diese Weise dazu beitragen,
dass mehr Betroffene bei HEMAYAT behandelt werden können. Es sei
wichtig, das Angebot psychologischer Hilfe für Geflüchtete zu
stärken, betont Margaretha Maleh, die Präsidentin von Ärzte ohne
Grenzen Österreich.
„Ärzte ohne Grenzen leistet in den Herkunftsländern der Betroffenen
und entlang der Fluchtrouten medizinische und psychologische
Nothilfe. Wir wissen daher aus eigener Erfahrung, dass viele der
Menschen, die in Europa Schutz suchen, traumatisiert sind. Oft haben
sie in ihrer Heimat oder während der Flucht schreckliche Gewalt
erlebt, haben Angehörige verloren oder mussten ihr Leben auf hoher
See riskieren“, sagt Maleh, die selbst als Psychotherapeutin tätig
ist.
Eine Bedarfserhebung durch Ärzte ohne Grenzen hat jedoch gezeigt,
dass es bei der psychologischen Betreuung traumatisierter
Asylsuchender in Österreich große Lücken gibt. Es fehlt an
öffentlichen Angeboten, nichtstaatliche Strukturen wie das
Betreuungszentrum HEMAYAT sind überlastet. Derzeit warten Betroffene
bis zu 18 Monaten auf Hilfe. „Unsere Bedarfserhebung hat ergeben,
dass es in mehreren Bundesländern Engpässe gibt. Besonders angespannt
ist die Situation in Wien, wo die meisten Asylsuchenden leben“, sagt
Maleh.
Doch obwohl die Zahl der Schutzsuchenden sich im letzten Jahr
verdreifacht hat, wurden die Subventionen nicht entsprechend erhöht.
HEMAYAT-Geschäftsführerin Cecilia Heiss: „Es ist abzusehen, dass die
Schere zwischen dem Bedarf nach qualifizierter Betreuung von
traumatisierten Menschen und dem Angebot noch weiter aufgehen wird.“
Manche Menschen würden relativ rasch nach Ihrer Ankunft in Österreich
Hilfe suchen, andere erst Jahre danach, wenn die Symptome
unerträglich werden, so Heiss weiter. Aktuell ist der Andrang bei
HEMAYAT enorm: Vergangene Woche gab es an einem einzigen Tag zehn
Anmeldungen. 2015 behandelte HEMAYAT 753 Menschen aus 48
Herkunftsländern. In diesem Jahr werden es sogar an die 1000 Menschen
sein – darunter 200 Minderjährige.
Durch die Unterstützung von Ärzte ohne Grenzen wird das Angebot nun
ausgebaut. Über einen Zeitraum von drei Jahren wird jährlich 150.000
Euro zur Verfügung gestellt. HEMAYAT konnte die Kapazitäten dadurch
bereits erhöhen: Es wurden zwei weitere Therapieräume eingerichtet
und zusätzliche Betreuungsplätze für traumatisierte Menschen
geschaffen.
Dennoch stehen derzeit 415 Menschen auf der Warteliste von HEMAYAT,
darunter 55 Minderjährige. Die Symptomatik ist ausgesprochen
belastend und reicht von massiven Schlafstörungen, Albträumen,
Flashbacks, bis hin zu Depressionen und psychosomatischen
Schmerzattacken. Bleiben diese unbehandelt, ist ein normales
Alltagsleben und somit die Integration der Flüchtlinge in ihrer neuen
Heimat Österreich nicht möglich.
Bei HEMAYAT arbeiten ausgebildete ÄrztInnen, PsychologInnen,
PsychotherapeutInnen und DolmetscherInnen daran, die Gesundheit,
Arbeitsfähigkeit und soziale Kompetenz der KlientInnen
wiederherzustellen und dadurch auch eine grundlegende Voraussetzung
für eine erfolgreiche Integration in Österreich zu schaffen. „Damit
erfüllt HEMAYAT seit über 20 Jahren eine wichtige Aufgabe in der
Gesundheitsversorgung und in der Gewaltprävention dieser Stadt“, so
Cecilia Heiss weiter.
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