Offener Brief an Bundesminister Kurz zur geplanten Abschiebung zweier unbescholtener Jugendlicher aus dem Irak

Wien (OTS) - Sehr geehrter Herr Integrationsminister Kurz,

wir protestieren gegen die am vergangenen Adventssonntag erfolgte
Festnahme der beiden unbescholtenen Jugendlichen Ahmed und Abdullah
Hussein, 11 und 19 Jahre alt, Geflüchtete aus Mossul im Irak, die
2016 ohne ihre Eltern in Österreich angekommen sind und hier Schutz
suchen. Sie wurden gestern Früh aus ihrem Zimmer im Haus der Caritas
in Graz in der Wiener Strasse von der Fremdenpolizei abgeholt und
befinden sich im Anhaltezentrum in Wien. Die Caritas hat zum Quartier
der beiden Zutritt bekommen und beschreibt ihren seelischen Zustand
als kritisch. Das elfjährige Kind ist schwer belastet und wird durch
die aktuellen Vorgänge noch weiter verletzt.

Die zwei Brüder sind gut integriert, haben hier eine neue Heimat
gefunden und viele Freunde. Sie sollen heute, am 13. Dezember, nach
Kroatien abgeschoben werden.

Diese Abschiebung soll erfolgen, obwohl beide Brüder psychisch
geschwächt sind und ein Gutachten des behandelnden Facharztes für
Psychiatrie und Neurologie vom 1. September 2016 feststellt, dass der
elfjährige Schüler Ahmed nicht für die Überstellung in ein anderes
EU-Land tauglich ist, regelmäßig Medikamente einnehmen muss und einer
Psychotherapie bedarf, die sofort zu beginnen hat. Er leidet an einer
posttraumatischen Belastungsstörung.

Die Abschiebung soll erfolgen, obgleich ein Entscheid des
Verwaltungsgerichtshofs vom 19. November 2016 festgestellt hat, dass
Einreisen nach Österreich während der großen Flüchtlingsankunft 2015
und 2016 legal waren und daher nicht den Rückschieberegelungen (der
sogenannten Dublin-Regelung) unterliegen.

Wir ersuchen Sie, als Integrationsminister der Republik Österreich
für die beiden jungen Menschen das Wort zu ergreifen und ihre weitere
Integration in Österreich und ihre Sicherheit in diesem Land zu
gewährleisten.

Hochachtungsvoll,
E. Fiorioli, Paul Gulda, Peter Waterhouse, Hans Wögerbauer

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