- 07.12.2016, 15:30:21
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Androsch und Salcher verteidigen die Ganztagesschule und die Schulautonomie gegen ihre Feinde
Wien (OTS) - Die Zielformulierungen der Bundesregierung zur
Schulautonomie und der Ausbau der echten Ganztagsschule könnten
wichtige Schritte einer dringend notwendigen Schulreform sein.
Entscheidend sind jedoch nicht Absichtserklärungen, sondern die
konkreten Gesetzestexte, die offenbar von Parteiideologen,
machtbesessenen Funktionären und Lobbys blockiert werden. Das Ziel
ist offenbar, die geplante Autonomie soweit zu verwässern, dass sie
nicht wirksam werden kann, um dann deren Scheitern zu beklagen.
Bildungsvolksbegehren-Initiator Hannes Androsch und Bildungsexperte
Andreas Salcher: „Wir finden es richtig, dass Direktoren in Zukunft
stärker für die Leistungen ihrer Schule verantwortlich sein sollen
und nur mehr auf Zeit bestellt werden. Voraussetzung dafür ist aber,
dass sie sich ihre Lehrer aussuchen und sich von ungeeigneten trennen
können. Um neue Lernformen umsetzen zu können, brauchen sie die
Möglichkeit für mehr Flexibilität bei den Klassengrößen und bei der
Ressourcenverteilung. Vor allem die jede Kreativität tötende
50-Minuten-Stunde muss endlich aufgelöst werden. Mit der Autonomie in
den Schulen ist es wie mit der Demokratie – ein bisschen funktioniert
nicht.“
Österreich ist eines der ganz wenigen Länder Europas, das an der
Halbtagsschule festhält. Nur 1.5% (!) aller Klassen in Österreich
sind echte Ganztagsschulen im Sinne eines verschränkten Unterrichts.
Die OECD sieht in diesem Faktum einen der wesentlichen Gründe für die
schlechten Leistungen von Schülern aus bildungsfernen Schichten, die
leider durch die aktuellen PISA-Ergebnisse wieder dokumentiert
wurden. Androsch und Salcher unterstützen daher die
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid bei ihrem Bemühen, endlich die
echte Ganztagsschule in Österreich massiv auszubauen. Es sei
besonders anzuerkennen, dass sie die erste Bildungsministerin ist,
die die PISA-Ergebnisse nicht schönzureden versucht, sondern diese
deutlich als „inakzeptabel“ bezeichnet hat.
H. Androsch: Das Ergebnis der jüngsten PISA-Studie zeigt mit
erschreckender Deutlichkeit die Folgen der durch reaktionäre und
bildungsfeindliche Kreise verhinderten Bildungsreform. Diese
Einstellung hat sich auch im Umgang mit dem Bildungsvolksbegehren
deutlich gezeigt. Es kann nicht länger angehen, dass kleine Gruppen
unser Bildungssystem in für unsere Kinder zukunftsschädliche
Geiselhaft nehmen. Es gilt daher sicherzustellen, dass die nunmehr
von der Regierung beschlossenen Bildungsmaßnahmen als erster Schritt
ohne wenn und aber umgesetzt werden.
A. Salcher: „Pädagogisch geht es um eine Frage: Ist es für Schüler
besser wenn sie von 8 bis 16 Uhr von ihren Lehrern unterstützt werden
oder sollen sie mit Freizeitpädagogen am Nachmittag Hausübungen
machen? Der Widerstand gegen die Ganztagsschule in Österreich hängt
wesentlich damit zusammen, dass nur wenige Schulpartner echte
Ganztagsschulen erlebt haben. Redet man mit Schülern, Lehrern und
Eltern von Ganztagsschulen, herrscht dort eine hohe Zufriedenheit.
Voraussetzung dafür sind moderne Arbeitsplätze für die Lehrer,
Infrastruktur für ein gemeinsames Mittagessen und ausreichende
Erholungszeiten. Dann endet die Schule für alle Beteiligten um 16
Uhr. Die Kosten für Nachhilfe sinken deutlich und die Eltern müssen
nicht jeden Tag mit ihren Kindern nachlernen.“
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