- 15.11.2016, 17:05:16
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Rheuma-Medikamente – „fliegender Wechsel“ bringt positive Effekte
Wien (OTS) - Eine multizentrische Studie unter Leitung der MedUni
Wien verglich erstmals zwei Rheuma-Medikamente der gleichen
Wirkstoffgruppe auf ihre Wirkung. Dabei konnte nachgewiesen werden,
dass die beiden untersuchten TNF-Inhibitoren die gleiche Wirksamkeit
besitzen. Außerdem wurde gezeigt, dass bei Therapieversagen der
„fliegende Wechsel“ von einem Medikament zum anderen positive Effekte
für die PatientInnen bringt. So sprachen 40 Prozent auf das jeweils
neue Medikament positiv an. Das könnte zu einem Paradigmenwechsel bei
der Behandlung der rheumatoiden Arthritis führen. Die Studie wurde
nun im Top-Journal „The Lancet“ veröffentlicht.
Die Forschungsgruppe unter Leitung des Rheuma-Spezialisten Josef
Smolen (Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin III der
MedUni Wien im AKH Wien) verglich in einer großangelegten Studie
(EXXELERATE, finanziert von der Firma UCB) mit knapp 1000
ProbandInnen die beiden Wirkstoffe Certolizumab pegol und Adalimumab
(jeweils mit Methotrexat). Diese beiden Wirkstoffe gehören zu fünf
der derzeit im klinischen Einsatz befindlichen TNF-Inhibitoren zur
Behandlung der rheumatoiden Arthritis.
Der Tumornekrosefaktor (TNF) ist ein wichtiger Entzündungsmediator,
der durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe zur Entstehung von
Fieber und Entzündungsreaktionen beiträgt. Als TNF-Inhibitoren werden
Arzneistoffe bezeichnet, die durch Hemmung des TNF eine
entzündungshemmende Wirkung besitzen und gegen eine Reihe chronisch
entzündlicher Erkrankungen angewendet werden.
Die ProbandInnen beider Gruppen zeigten nach 12 und 104 Wochen
ähnliche Reaktionen auf die Medikamente, was deren gleichwertige
Wirksamkeit belegte. Diesmal „switchten“ aber die TeilnehmerInnen der
Studie, die nach 12 Wochen keine positiven Effekte erfahren hatten
(Therapieversagen), auf den jeweils anderen Wirkstoff – und zwar,
ohne zuvor das vorherige Medikament über eine längere Zeit
abzusetzen. Dieser „fliegende Wechsel“ brachte immerhin bei 40
Prozent eine messbare Verbesserung der Krankheitszustände, bei zehn
Prozent sogar eine sehr gute.
Ineffiziente Therapie lässt sich schnell ändern
Bisher wurde oft empfohlen, beim Versagen eines TNF-Inhibitors auf
ein Medikament einer anderen Wirkstoffgruppe umzusteigen. Die
Erkenntnisse dieser Studie belegen, dass dies nicht notwendig ist.
„Bei Therapieversagen kann man auf ein Medikament derselben
Substanzklasse „switchen“, erklärt Studienleiter Josef Smolen, „das
bringt in vielen Fällen trotzdem einen positiven Effekt.“ Sollte sich
nach drei Monaten der Behandlung mit dem einen Medikament keine
Besserung einstellen, so kann man sofort auf das andere umsteigen.
„Das verbessert die Lebensqualität der Betroffenen und spart Kosten,
weil man eine ineffiziente Biologika-Therapie jederzeit abbrechen und
durch eine neue ersetzen kann“, so der Wiener Rheuma-Experte.
Service: The Lancet
"Head-to-head comparison of certolizumab pegol versus adalimumab in
rheumatoid arthritis: 2-year effi cacy and safety results from the
randomised EXXELERATE study." Josef S Smolen, Gerd-Rüdiger Burmester,
Bernard Combe, Jeffrey R Curtis, Stephen Hall, Boulos Haraoui, Ronald
van Vollenhoven, Christopher Cioffi , Cécile Ecoffet, Leon Gervitz,
Lucian Ionescu, Luke Peterson, Roy Fleischmann.
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)31651-8
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