- 13.11.2016, 14:21:53
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- OTS0041
Ist „soziale Gerechtigkeit“ ungerecht?
Wir müssen einfach nur GERECHT sein, also möglichst jedem einzelnen gerecht werden…
Utl.: Wir müssen einfach nur GERECHT sein, also möglichst jedem
einzelnen gerecht werden… =
Wien (OTS) - „Soziale Gerechtigkeit“, ist eines der beliebtesten
Schlagwörter unserer Tage. Was aber bedeutet das genau? Wenn
Gerechtigkeit gerecht ist – was ist dann "soziale Gerechtigkeit"?
Warum wird das Wort „sozial“ vorangestellt? Würde es nicht völlig
genügen, einfach von Gerechtigkeit zu sprechen?
Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder „soziale Gerechtigkeit“ und
„Gerechtigkeit“ bedeutet das gleiche. Dann ist das Attribut „sozial“
ein unnötiges Füllwort. (Vielleicht, weil viele denken: „SOZIAL",
klingt immer gut?“) Wahrscheinlicher aber ist, dass sehr wohl etwas
anderes gemeint ist: dass mit dem Wort „sozial“, also ganz bestimmte
Vorstellungen verbunden werden! Dass Gerechtigkeit vor allem aus
einer ganz bestimmten, subjektiven Perspektive gesehen werden soll…
Dies wäre dann allerdings - aus vielen anderen Perspektiven -
ungerecht! Denn wirklich gerecht werden, kann man ohnehin jeweils nur
einem einzelnen Individuum in einer konkreten Situation.
„Sozial“, bezieht sich immer auf die anderen. Es könnte also
bedeuten, mit anderen mitzufühlen, für sie Verständnis aufzubringen,
einander zu helfen. Es kann aber auch gemeint sein, Ungleiche(s)
gleich zu machen! Da dies jedoch im Grunde höchstens auf materieller
Ebene möglich ist, wird mit „sozialer Gerechtigkeit“, letztlich meist
materielle Gerechtigkeit (und möglichst: Gleichheit) gemeint. Damit
werden aber sehr viele Aspekte des Lebens ausgeklammert: Gesundheit,
individuelle Fähigkeiten, Intelligenz, Attraktivität – aber auch
allgemeinere Begriffe, wie „Glück“ oder Lebensfreude. Dies legte dann
aber nahe, dass „soziale Gerechtigkeit“, in letzter Konsequenz oft
ungerecht sein muss...
Man kann natürlich sagen, „nur auf die materielle Ebene haben wir
Einfluss“ – aber erstens stimmt das nicht (es gibt ja auch schon
Versuche, gleichsam „Schicksal umzuverteilen“ – also etwa Menschen
für empfundene oder auch reale Benachteiligungen aller Art zu
entschädigen – etwa auch bezogen auf die oben genannte Kategorien) –
und zweitens, wäre das auch gar keine legitime Begründung!
Echte Gleichheit wird, kann und soll es wohl nie geben. Sie zu
erzielen, überstiege bei weitem unser Urteilsvermögen, ließe sich
auch faktisch schwer bewerkstelligen – und hätte überdies zum Teil
geradezu monströse Auswirkungen. Letztlich bedeutete es aber auch die
Anmaßung, sozusagen „Gott spielen zu wollen“…
Was wir jedoch tun können: uns darum bemühen, dass Ungleichheit nicht
zu groß wird. Und zwar vor allem dadurch, dass wir uns in Empathie
üben, uns auch in andere hinein versetzen (um sie besser verstehen,
aber auch besser mit ihnen mitfühlen zu können) – und nicht zuletzt
dadurch, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich möglichst
viele Menschen - gemäß ihren Fähigkeiten - produktiv, kreativ und
konstruktiv einbringen können. Und dann wird sich auch zeigen, dass
Wettbewerb im Grunde etwas Belebendes und Schöpferisches ist...
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