• 03.11.2016, 09:00:17
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  • OTS0019

Armut und Krankheit: Ausreichende Mindestsicherung ist die beste Prävention für psychische Gesundheit

Zwei von drei psychisch kranken Menschen leben in Österreich unter der Armutsgrenze

Utl.: Zwei von drei psychisch kranken Menschen leben in Österreich
unter der Armutsgrenze =

Linz (OTS) - „Ein gutes Sozialsystem mit einer Mindestsicherung, die
auch wirklich zum Leben reicht und die Existenz sichert, ist die
beste Prävention für psychische Gesundheit“, sagte heute Prof.
Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny, Präsident des Dachverbandes pro mente
Austria und Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ, anlässlich einer
Kampagne der „Armutskonferenz“. Gerade in Zeiten zunehmender Armut
sei eine ausreichende Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS), die
Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts, des Wohnbedarfs und
den Schutz bei Krankheit und Schwangerschaft umfasst, wenn die
eigenen Mittel eines Menschen zur Deckung des notwendigen Bedarfs
nicht ausreichen, für die psychische Gesundheit ganz besonders
wichtig.

„Armut kann psychisch krank machen, und psychische Erkrankungen
münden oft in Armut. In Österreich leben zwei von drei psychisch
kranken Menschen unter der Armutsgrenze“, so Prof. Schöny. Das sei
nicht nur ein Problem für die Betroffenen selbst, sondern für die
gesamte Gesellschaft, weshalb hier auch die Politik gefordert ist,
Lösungen anzubieten: „Zusätzlich zu einer ausreichenden
Existenzsicherung ist aus sozialpsychiatrischer Sicht der Ausbau von
therapeutischen und sozialen Präventionsangeboten erforderlich. Hier
besteht ein Nachholbedarf.“

Klare Zusammenhänge zwischen Armut, Gesundheitszustand und
Lebenserwartung

Die Zusammenhänge zwischen Armut, dem Gesundheitszustand und der
Lebenserwartung sind inzwischen gut erforscht: Armut und
Arbeitslosigkeit sind wichtige Faktoren für sozialen Stress, der sich
bei bestehenden psychischen Krankheiten wie einer Depression
zusätzlich massiv verstärkt. Gleichzeitig verstärkt sozialer Stress
das Depressionsrisiko. Deutsche Studien zeigen, dass Frauen und
Männer, deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegen, ein im
Verhältnis zur höchsten Einkommensgruppe um das 2,4- bzw. 2,7fache
erhöhtes Sterblichkeitsrisiko haben.

Armut ist alles andere als ein Randproblem. Armutsgefährdet bzw. von
Einkommensarmut betroffen waren im Jahr 2015 in Österreich rund 1,2
Millionen Menschen bzw. 14 Prozent der Bevölkerung. Als
armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren
Einkommens der Gesamtgesellschaft verfügt.

BMS-Bezieher mit mehr Defiziten und erschwertem Zugang zu
Gesundheitsleistungen

Eine Evaluation der BMS hat gezeigt, dass BMS-Bezieher sich
tendenziell von Langzeitarbeitslosen unterscheiden und zum Beispiel
über größere Defizite verfügen, darunter körperliche und psychische
Probleme. Es zeigte sich auch, dass viele Betroffene etwa aufgrund
von Selbstbehalten, Kostenersätzen, Finanzierungsschwierigkeiten bei
Medikamenten und Therapien einen erschwerten Zugang zu
Gesundheitsleistungen haben, insbesondere zu Psychotherapie. Prof.
Schöny: „Ohne soziale Unterstützung, Wohnung, Reintegration ins
Arbeitsleben und Hilfe bei der Kindererziehung wird in vielen Fällen
eine soziale Reintegration nicht möglich sein. Ohne soziale
Reintegration gibt es aber keine psychische Genesung.“

pro mente Austria

pro mente Austria ist ein Zusammenschluss von Institutionen, die in
Österreich im Bereich psychische und soziale Gesundheit aktiv sind.
26 Mitgliedsorganisationen in den Bundesländern leisten
Betreuungsarbeit für etwa 80.0000 psychisch kranke Menschen.
Zahlreiche Dienstleistungsangebote stehen in unterschiedlichen
Bereichen wie Beratung, Wohnen, Arbeit oder Freizeit zur Verfügung.
Ziel ist die Integration psychisch Benachteiligter in die
Gesellschaft. Ein Hauptanliegen von pro mente Austria ist die
Forderung nach einem toleranten gesellschaftlichen Klima für
psychisch Erkrankte sowie der Abbau von Vorurteilen, Diskriminierung,
sozialer Ausgrenzung und materieller Benachteiligung.

Foto von Prof. Schöny unter
www.bkkommunikation.com/uploads/pics/Prof_Werner_Scho_eny_2016.jpg

Kontakt:

Allgemeine Anfragen zu pro mente Austria: Mag. Sandra Grünberger,
Bundessekretariat pro mente Austria; Johann-Konrad-Vogel-Strasse 13,
4020 Linz; office@promenteaustria.at, (0732) 785397

Aktuelle Presseanfragen: Mag. Roland Bettschart; B&K
Kommunikationsberatung; Liechtensteinstrasse 46a/1/2, 1090 Wien;
bettschart@bkkommunikation.com, (01) 3194378; 06766356775

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