• 28.10.2016, 12:16:33
  • /
  • OTS0118

OÖGKK: Nächste Primärversorgung startet in Haslach an der Mühl

Linz (OTS) - Primärversorgung – kurz PV – ist ein international
anerkanntes Modell zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Die
Gesundheitsreform bringt das Modell auch nach Österreich: Nach Enns
startet voraussichtlich im Jänner 2018 in Haslach die nächste
Primärversorgungs-Einheit (PVE) als Pilotprojekt.

Land OÖ und die OÖGKK haben sich auf eine gemeinsame Finanzierung der
Mehrkosten geeinigt. „Primärversorgungseinheiten sind ein Meilenstein
in der Weiterentwicklung der heimischen Gesundheitsversorgung“,
freuen sich Gesundheitsreferent Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer
und OÖGKK-Obmann Albert Maringer anlässlich der Präsentation des
„Mühlviertler Piloten“.

Hausärzte, Spitäler, Therapeuten, Institute, Rehabilitation,
Beratungsstellen: Die Gesundheitsversorgung in Oberösterreich ist
sehr vielschichtig und dicht. Doch nicht immer ist es für die
Patientinnen und Patienten einfach, sich „im System“ zu orientieren –
gerade in längeren Genesungsprozessen. Besser wäre es, wenn sich das
System an den Patientinnen und Patienten orientiert. Hier setzt der
Kerngedanke von PV an: Regionale PV-Einheiten oder PV-Netzwerke
sollen der Bevölkerung eine bedarfsgenau abgestimmte Betreuung
ermöglichen – indem vor Ort Ärzte, Krankenschwestern, Therapeuten und
weitere Gesundheitsberufe wie Hebammen oder Sozialarbeiter, etc. im
Team zusammenarbeiten. So aufgestellt, kann ein PV-Team eine enorme
Bandbreite an Gesundheitsanliegen stets im richtigen Ausmaß
erledigen:

Von Gesundheitsförderungs- und Präventionsangeboten über die rasche
Abklärung akuter Krankheitssymptome bis zur dauerhaften Begleitung
auf langwierigen Genesungswegen. Das erspart den Patientinnen und
Patienten und ihren Angehörigen nicht zuletzt belastende
Spitalskontakte. Dazu werden auch Leistun¬gen aus dem Sozialbereich
integriert.

Primärversorgung konkret: Das Haslacher Pilotprojekt

Anfang 2018 soll im ehemaligen Webereimuseum am Kirchenplatz die
zweite Primärversorgungseinheit in OÖ entstehen. Nach dem Umbau soll
im ca. 550 m² großen Gebäude voraussichtlich folgendes Team
zusammenarbeiten: Zwei Allgemeinmediziner, zwei
Diplomkrankenschwestern, vier Ordinationsassistenten, ein
Physiotherapeut und ein Psychologe für 20 Wochenstunden. Ergänzt wird
das Team durch Teilzeitstellen aus den Berufsgruppen der Diätologie,
Ergotherapie, Logopädie, Geburtshilfe und Sozialarbeit. Alle
Leistungen werden unter einem Dach erbracht.

Die Bevölkerung Haslachs profitiert neben dem vergrößerten
Leistungsangebot auch von erweiterten Öffnungszeiten: Diese sind von
Montag bis Freitag jeweils von 7:30 bis 12:30 Uhr. Darüber hinaus
öffnet die PVE an zwei Nachmittagen pro Woche von 15.00 bis 18:00 Uhr
sowie an einem Nachmittag von 15:00 bis 19:00 Uhr. Die drei konkreten
Wochentage für die Nachmittagsöffnung werden derzeit noch geplant. An
Samstagen öffnet die PVE Haslach von 7:30 bis 10:00 Uhr.

Überdies nimmt die PVE Haslach am regionalen Hausärztlichen Notdienst
(HÄND) teil und stellt jeden siebten Tag eine
Bereitschaftsdienst-Ordination.

Das Pilotprojekt in Haslach ist – wie auch das Ennser Modell –
vorläufig mit einer Dauer von 5 Jahren festgesetzt. Das Projekt wird
laufend evaluiert, sodass zeitge¬rechte Adaptierungen und
Verbesserungen möglich sind. Sobald der Umbau fertig ist, wird das
Projekt voraussichtlich mit Jänner 2018 in Betrieb gehen.

Einigung bei Finanzierung

PV-Einheiten sind in Österreich etwas völlig Neues. Ihr
Leistungsspektrum umfasst neben der bekannten hausärztlichen
Betreuung auch Bereiche und Aufgaben, die sowohl in die
Zuständigkeiten der Krankenversicherungsträger als auch des Landes
fallen. Entsprechend mussten Finanzierung und die rechtlichen
Rahmenbedingungen im Vorfeld grundlegend geregelt werden. Dabei wird
Haslach – wie jede PV-Einheit – nach verschiedenen Kostenpositionen
beurteilt: etwa ob es sich um einmalige Kosten handelt, die durch die
Financiers gestützt werden (z.B. Umzugskosten, EDV) oder um laufende
Kosten. Zum grundlegenden Aufbau der Behandlungsleistungen vor Ort
rechnet man derzeit mit einer Anschub¬finanzierung von rund EUR
90.000,-. Der aktuell kalkulierte jährliche Mehrauf¬wand im Vergleich
zur bisherigen hausärztlichen Versorgung liegt bei ca. EUR
240.000,--, wovon das Land OÖ 35 Prozent trägt und die
Sozialversicherung
65 Prozent.

Weil PV-Einheiten immer individuell – nach regionalen Erfordernissen
– ausge¬stattet sind und unterschiedliche Leistungsbereiche
(Berufsgruppen) mitein¬schließen, ist die Finanzierung für jede
Einheit stets individuell zu bewerten.

Die PVE Haslach wird als Gruppenpraxismodell voraussichtlich in der
Rechtsform einer OG (Offene Gesellschaft) geführt sein. Die
Einbindung des erweiterten Primär-versorgungsteams (nicht-ärztliche
Gesundheitsberufe) erfolgt über ein Anstellungs-verhältnis oder über
Zukauf der Leistung.

Zufriedenheit bei allen System-Partnern

Ob nun „Bürgerin und Bürger“, „Versicherte und Versicherter“ oder
„Patientin und Patient“: Der gut versorgte Mensch steht gleichermaßen
für die OÖGKK (namens der Sozialversicherung), das Land OÖ sowie die
Ärztekammer im Zentrum des jeweiligen Bemühens. Auch wenn die
Verhandlungen zur Primärversorgung zum Teil sehr hart verliefen: Die
System-Partner ziehen aus ihrer jeweiligen Sicht ein positives Fazit
zum Primärversorgungs-Piloten:

OÖGKK

• OÖGKK-Obmann Albert Maringer: „Der Leistungsanspruch der OÖGKK
lautet: Unsere Versichertengemeinschaft muss zur richtigen Zeit, am
richtigen Ort vom richtigen Behandler, in der richtigen Qualität
versorgt werden – und zwar lückenlos und überschneidungsfrei.
Primärversorgungsein¬heiten ermöglichen eine flexible, rasche,
sichere und bedarfsgenaue Versorgung. Aus persönlicher Sicht als
Versicherter bedeutet das: Information, Abklärung, Sicherheit und
Orientierung für alle meine gesundheitlichen Bedürfnisse.“

• Zudem betont Maringer auch große Vorteile für die gesamte
Versicherten-gemeinschaft der OÖGKK: „Eine durchgängige Betreuung –
aus einem Guss – erspart Patienten und Angehörigen Umwege und fördert
eine rasche Genesung. Und wo Umwege wegfallen, freut sich nicht nur
der einzelne Versicherte, sondern die ganze Gemeinschaft: Weil
automatisch auch kostenbewusst versorgt wird. Außerdem bekommen
Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz einen neuen
institutionellen Rahmen: In der PVE werden Beschwerden nicht nur
richtig bewertet und behandelt. Das Team um den Hausarzt kann den
Patienten auch das praktische Know-how für eine gesunde Lebensplanung
mitgeben – und alles kommt aus einer koordinierten Hand.“

Gesundheitsreferent Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer:

• „Eine PVE leistet einen wichtigen Beitrag zur medizinischen
Versorgung in der Region. Denn die Versorgung erfolgt dort, wo die
Patientin bzw. der Patient zu Hause ist. Dazu kommt das zeitgemäße,
bedarfsgerechte Angebot. Diese Doppelstrategie aus Tradition und
Moderne sichert nachhaltig unser hohes Versorgungsniveau in
Oberösterreich. Wir sichern, durch die Entwicklung von PVE
Pilotprojekten wie in Enns und in Haslach, die medizinische
Versorgung in den Regionen und gleichzeitig stehen sie für die
ständige Weiterentwicklung im Gesundheitswesen. Wir haben die
PV-Modelle in OÖ lange und umfassend vorbereitet. Wir sind führend
mit PV-Modellen in Österreich. Hier werden zukunftsträchtige
Strukturen geschaffen.“

Ärztekammer für Oberösterreich

• „Für die Entwicklung solcher Modelle braucht es gute
Partnerschaften, auf die wir in Oberösterreich bauen können. Die
notwendigen Voraussetzungen für Primärversorgungseinheiten entstehen
im Konsens zwischen dem Land OÖ, der OÖGKK und der Ärztekammer für
OÖ. Dazu benötigen wir kein PVE-Gesetz“, sagt Dr. Peter Niedermoser,
Präsident der Ärztekammer für OÖ.

• „Wir suchen laufend neue Formen der Zusammenarbeit im Sinne
moderner Varianten von Gruppenpraxen, um die medizinische Versorgung
zu gewährleisten. Die Modelle in Enns und Haslach sollen dafür die
Pilotprojekte sein“, sagt MR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stv.
der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für OÖ.

• „Der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin bildet auch in der
Primärver-sorgungseinheit den Dreh- und Angelpunkt für die
Patientinnen und Patienten – das ist uns besonders wichtig“, sagt Dr.
Erwin Rebhandl, Gemeindearzt und Projektleiter der
Primärversorgungseinheit Haslach. „Die gewünschte verbesserte
strukturierte Zusammenarbeit mit den anderen Gesundheitsberufen
speziell in den ländlichen Regionen kann so besser organisiert
werden“, so Rebhandl weiter.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass Primärversorgungseinheiten nicht
„von der Stange“ geplant werden können, sondern stets auf die
regionalen Bedürfnisse individuell zugeschnitten werden müssen. Zwei
wichtige Schlüsselkriterien zur „passenden“ Ausgestaltung einer
PV-Einheit sind die Einwohneranzahl der Umgebung sowie die bereits
bestehende regionale Versorgungsinfrastruktur. So muss für das
PV-Einheit in Haslach unter anderem die Nähe zum Krankenhaus Rohrbach
mitgedacht werden, damit Synergien genutzt werden können und sich
beide Einrichtungen ergänzen.

Ausblick: Primärversorgung als Sprungbrett für
Versorgungs-Innovationen

Die Pläne zu Enns und Haslach zeigen eine grundsätzliche
Gemeinsamkeit: Der PV-Kerngedanke eröffnet innovative Wege der
Gesundheitsversorgung. Die Schlag¬worte lauten „Vernetzung“ und
„Bündelung“ von Kompetenzen. Fest steht: OÖGKK, Land OÖ und
Ärztekammer haben als Organisatoren, Planer, Finanziers und Erbringer
der Gesundheitsversorgung jeweils viel Expertise in ihrem Bereich
aufgebaut. Im Rahmen der Gesundheitsreform wird diese Expertise in
gemeinsamen Projekten zusammengeführt, die den Patientinnen und
Patienten eine zukunfts¬sichere, moderne Gesundheits-versorgung
bringen.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | GKO

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel