• 24.10.2016, 09:41:34
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  • OTS0034

Quälende Atemnot bei COPD: Mehr Patienten als angenommen kann das Einsetzen von speziellen Ventilen in die Bronchien helfen.

Internationale Studie unter österreichischer Leitung zeigt wegweisendes Ergebnis.

Utl.: Internationale Studie unter österreichischer Leitung zeigt
wegweisendes Ergebnis. =

Wien (OTS) - COPD-Patienten mit Lungenemphysem leiden häufig unter
massiver Atemnot: Sie bekommen anfangs bei körperlicher Belastung und
dann auch in Ruhe kaum mehr Luft. Seit einigen Jahren gibt es ein
neues endoskopisches Verfahren, bei dem spezielle Ventile in die
Lunge eingesetzt werden, mit deren Hilfe die Patientinnen und
Patienten wieder besser atmen können. Eine internationale Studie, die
unter der Leitung von Arschang Valipour vom Ludwig Boltzmann Institut
für COPD, Oberarzt an der 1. Lungenabteilung des Otto-Wagner-Spitals
in Wien, durchgeführt wurde, zeigte nun, dass dieses innovative
Verfahren bei deutlich mehr Patienten angewendet werden kann als
bisher angenommen. Die Studie erscheint jetzt im American Journal of
Respiratory and Critical Care Medicine.

Zerstörung der Lungenbläschen führt zu Überblähung der Lunge

Als Lungenemphysem wird eine irreversible Überblähung der
Lungenbläschen bezeichnet. Das Emphysem kann in Folge verschiedener
Lungenerkrankungen auftreten, vor allem aber als Folge einer
COPD-Erkrankung (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung,
"Raucherlunge"). Dabei werden durch die ständige Entzündung der Lunge
die Lungenbläschen zerstört. Wenn sich die dünnen Wände der
Lungenbläschen auflösen, sodass mehrere Bläschen zu einer größeren
Blase verschmelzen, bilden sich aus vorher funktionstüchtigen
Lungenbläschen große funktionslose "Emphysemblasen", die typisch für
das Lungenemphysem sind.

In diesen Teilen der Lunge funktioniert die Sauerstoffaufnahme nicht
mehr, das betroffene Gewebe ist funktionsunfähig geworden. Das
Problem ist, dass sich diese Hohlräume aber mit Luft füllen, die
nicht mehr ausgeatmet werden kann – die kranken Teile werden
überbläht. Die Folge davon ist, dass jenen Teilen der Lunge, die noch
funktionieren, der Platz zum Ausdehnen fehlt. Und dies verursacht
beim Patienten Atemnot: Es kann weniger verbrauchte Luft ausgeatmet
werden und weniger frische Luft einströmen.

Das Lungenemphysem als Form der COPD zählt zu den häufigsten
Lungenerkrankungen. In Österreich gibt es mehr als 400.000
COPD-Kranke. Davon sind voraussichtlich mehr als 20.000 Patienten von
einem ausgeprägten Lungenemphysem betroffen. Rund 80 Prozent der
COPD-Kranken rauchen oder haben geraucht. Je früher COPD behandelt
(etwa durch Medikamente, Lebensstiländerung, Beatmungstechniken,
Atemtraining) wird, desto besser – eine völlige Wiederherstellung
der Atemfunktion ist aber nicht möglich.

Ventile helfen beim Atmen

Bei einem Emphysem gibt es eine Reihe von therapeutischen Ansätzen:
Lebensstiländerung, Medikamente, Physiotherapie,
Sauerstoff-Langzeittherapie, operative und minimalinvasive Eingriffe
zur Reduktion des Lungenvolums bis hin zur Lungentransplantation.

Zu den minimalinvasiven Eingriffen zählt das höchst erfolgreiche
Verfahren des Einsetzens von winzigen, sogenannten endobronchialen
Ventilen: Sie werden mittels Endoskop direkt in die Bronchien im
überblähten Bereich der Lunge eingesetzt und verhindern einerseits
das Eindringen der Luft in die erkrankte Region und ermöglichen
andererseits das Entweichen von dort eingeschlossener Luft. Dadurch
wird die Überblähung reduziert und dem Betroffenen Erleichterung und
mehr Lungenfunktion verschafft. Valipour: "Der schonende,
minimalinvasive Eingriff dauert nur zwanzig Minuten und beschert
vielen Patientinnen und Patienten ein neues Leben, denn die quälende
Atemnot kann erheblich gelindert werden, und die Menschen können
wieder freier atmen.”

Deutlich mehr Patientinnen und Patienten können profitieren

Eine besondere Rolle spielt die örtliche Verteilung des
Lungenemphysems: Wenn sich die erkrankten Bereiche gleichmäßig über
die gesamte Lunge verteilen, spricht man von einem homogenen
Lungenemphysem. Ist vor allem ein bestimmter Bereich betroffen,
spricht man von einem heterogenen Lungenemphysem. Bisher ging man
davon aus, dass nur Patienten mit ungleichmäßigem (= heterogenem)
Lungenemphysem von einer Reduzierung des Lungenvolumens mit Ventilen
profitieren können. Nun aber zeigen die neuen Studienergebnisse, dass
die Verteilung des Emphysems nicht die entscheidende Rolle spielt,
sondern dass die Therapie der Ventileinlage für beide Gruppen, also
auch jene mit homogenem Emphysem, Linderung der Atemnot bringt.

Valipour: "Die Studie bedeutet für uns Ärztinnen und Ärzte, dass wir
nun eine zusätzliche Behandlungsoption für viele Patienten mit COPD
und Lungenemphysem anbieten können, die bislang von der
Ventiltherapie ausgeschlossen wurden. Durch sorgfältige
Patientenauswahl in einem erfahrenen Behandlungszentrum können wir
sowohl die Lungenfunktion als auch die Lebensqualität unserer
Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung deutlich bessern."

Internationale Beachtung der Studienergebnisse

Vorgestellt wurden die Ergebnisse der von Valipour geleiteten Studie,
die zusammen mit weiteren Zentren in Europa durchgeführt wurde, am
diesjährigen Europäischen Kongress für Pneumologie. Die Ergebnisse
stießen auf reges internationales Interesse – ebenso wie auf der 40.
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP),
bei der viele internationale Experten anwesend waren.

Valipour abschließend: "Immer mehr Belege sprechen für den gezielten
Einsatz der Lungenventile bei Patienten mit Lungenemphysem, die eine
Verbesserung der Lungenfunktion und der Lebensqualität für die
Patienten mit sich bringen. Die jetzt veröffentlichte IMPACT-Studie
ist nun bahnbrechend, da diese Behandlung bei einer größeren Zahl von
Patienten durchgeführt werden kann, als bisher angenommen.”

www.copd.lbg.ac.at

Arschang Valipour, Dirk-Jan Slebos, Felix Herth, Kaid Darwiche,
Manfred Wagner, Joachim H. Ficker, Christoph Petermann, Ralf-Harto
Hubner, Franz Stanzel, Ralf Eberhardt. Endobronchial Valve Therapy in
Patients with Homogeneous Emphysema: Results from the IMPACT Study.
Am J Respir Crit Care Med. First published online 31 Aug 2016
http://tinyurl.com/joa3tmg

Link zur Selbsthilfegruppe COPD, Lungenfibrose und
Langzeit-Sauerstoff-Therapie: www.selbsthilfe-lot.at

Ludwig Boltzmann Gesellschaft

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft schafft die Rahmenbedingungen,
damit gezielt neue Forschungsthemen in Österreich angestoßen werden.
Die LBG gibt Freiraum zum Querdenken und behandelt gesellschafts- und
zukunftsrelevante Forschungsfragen. In 18 Instituten und Clustern
befassen sich 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Themen aus den
Health Sciences und den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.

www.lbg.ac.at

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