• 24.10.2016, 08:54:12
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  • OTS0009

Wirkstoff der karibischen Seescheide könnte Therapie beim Rippenfellkrebs verbessern

Wien (OTS) - ForscherInnen am Comprehensive Cancer Center der MedUni
Wien und des AKH Wien haben eine neue Therapieoption für
Rippenfellkrebs (malignes Pleuramesotheliom) entdeckt. In einer
präklinischen Studie konnte weltweit zum ersten Mal sowohl in der
Zellkultur als auch im Tiermodell gezeigt werden, dass Trabectedin,
ein Chemotherapeutikum, das schon bei anderen Krebsarten erfolgreich
eingesetzt wird, auch beim Rippenfellkrebs wirkt. Der Wirkstoff kommt
ursprünglich in der karibischen Seescheide, einem im Meer lebenden
Manteltier, vor. Die Resultate der Studie wurden rezent in „Molecular
Cancer Therapeutics“, dem therapiebezogenen Journal der American
Association for Cancer Research (AACR), veröffentlicht. Erste
Zwischenergebnisse einer klinischen Studie aus Italien bestätigen die
Resultate und zeigen, dass eine Überführung der Ergebnisse in der
Klinik möglich ist.

Rippenfellkrebs zählt mit rund 90 Neuerkrankungen pro Jahr in
Österreich zu den selteneren Krebserkrankungen. Die Tendenz ist
allerdings steigend. Rippenfellkrebs gilt als eine sehr aggressive
Krebserkrankung, die mit Asbest in Zusammenhang gebracht und
standardmäßig mit einer Kombination aus Chemotherapie, Chirurgie und
Strahlentherapie behandelt wird. Da die Tumorart häufig Resistenzen
gegen Chemo- und Strahlentherapie entwickelt, ist die Prognose sehr
schlecht.

Um die Therapieoptionen beim Pleuramesotheliom zu verbessern, wurde
2008 am CCC eine interdisziplinäre Forschungskooperation initiiert,
die sich sehr erfolgreich der präklinischen Entdeckung und
Entwicklung von Therapeutika für das maligne Pleuramesotheliom
beschäftigt. In ihrer neuesten präklinischen Arbeit untersuchten die
WissenschafterInnen der Plattform die Wirkung von Trabectedin beim
Rippenfellkrebs. Trabectedin ist ein Wirkstoff, der in der
karibischen Seescheide vorkommt, für Therapiezwecke synthetisch
hergestellt und in der Klinik unter anderem bereits erfolgreich bei
bösartigen Tumoren des Weichteilgewebes und bei Eierstockkrebs
eingesetzt wird.

Kombination verbessert Wirkung

Die ForscherInnen rund um Walter Berger, stellvertretender Leiter der
Instituts für Krebsforschung der MedUni Wien, und Alireza Hoda,
Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für
Chirurgie der MedUni Wien/AKH Wien, konnten bereits in früheren
Arbeiten nachweisen, dass Trabectedin sehr gut gegen Tumorzellen
wirkt, gesunde Zellen des Rippenfells aber nur wenig beeinflusst. Des
Weiteren konnten sie deutliche Synergien mit Cisplatin, einem
Standardtherapeutikum, nachweisen.

Um mögliche weitere Kombinationstherapien mit Trabectedin zu
entwickeln, wurden Genom-Signaturen von Zellen, die empfindlich auf
die Gabe von Trabectedin reagierten mit Zelllinien verglichen, die
weniger sensitiv waren. Berger: „Wir konnten mit bioinformatischen
Mitteln zeigen, dass die vermehrte Bildung des Proteins bcl-2, das
den Zelltod verhindert, die Wirksamkeit von Trabectedin vermindert.“
Folglich behandelten die WissenschafterInnen die bösartigen Zellen
mit einer Kombination aus Trabectedin und den bcl-2 Hemmstoffen
Obatoclax und Venetoclax. Hoda. „Wird Trabectedin mit diesen bcl-2
Hemmern kombiniert, zeigt sich eine deutliche Verbesserung bei der
Vernichtung der bösartigen Rippenfellkrebs-Zellen. Trabectedin
scheint daher eine neue, wirksame und sichere Therapieoption bei
dieser Erkrankung zu sein.“ Diese präklinischen Ergebnisse wurden
soeben von ersten positiven Zwischenergebnissen einer klinischen
Studie in Italien bestätigt.

Berger: „Auch in der Welt der Betroffenen trifft die Studie auf
großes Interesse. Das sieht man daran, dass die Publikation des
Comprehensive Cancer Centers bereits in mehreren wichtigen
internationalen Asbest- und Mesotheliom-Foren (wie z.B.
asbestos.com) online gepostet und diskutiert wurde.

Über die Forschungskooperation

Die Forschungskooperation zur präklinischen Entdeckung und
Entwicklung von Therapeutika für das maligne Pleuramesothelom wurde
2009 ins Leben gerufen. Seitdem konnten bereits einige sehr
erfolgreiche Projekte entwickelt und durchgeführt werden. An der
Kooperation sind die Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie der
Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien
(Alireza Hoda, Walter Klepetko) sowie die Forschungseinheit für
Angewandte und Experimentelle Onkologie des Instituts für
Krebsforschung der MedUni Wien (Walter Berger, Michael Grusch)
beteiligt.

Service: Molecular Cancer Therapy

„Trabectedin is active against malignant pleural mesothelioma cell
and xenograft models and synergizes with chemotherapy and bcl-2
inhibition in vitro“. Mir A. Hoda, Christine Pirker, Yawen Dong,
Karin Schelch, Petra Heffeter, Kushtrim Kryeziu, Sushilla van
Schoonhoven, Thomas Klikovits, Viktoria Laszlo, Anita Rozsas, Judit
Ozsvar, Walter Klepetko, Balazs Döme, Michael Grusch, Balazs Hegedüs
and Walter Berger. Molecular Cancer Therapy, 2016
Oct;15(10):2357-2369. DOI: 10.1158/1535-7163.MCT-15-0846 Published 16
September 2016.

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