- 11.10.2016, 12:00:17
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Naturkatastrophen in Österreich: Jeder ist betroffen!
Wien (OTS) - In den letzten Jahren ist die Anzahl der
Naturkatastrophen weltweit stark gestiegen. Auch Österreich ist
gefährdet: Durch die Topografie in Österreich gilt jedes Bundesland
als Risikogebiet für Naturkatastrophen. Hierzulande sind es, wie
Experten des österreichischen Versicherungsverbandes VVO, KFV
(Kuratorium für Verkehrssicherheit) und ZAMG (Zentralanstalt für
Meteorologie und Geodynamik) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz
bekannt gaben, vor allem Extremwetterereignisse wie Stürme,
Hochwasser, Schnee und Hagel, Hitzewellen sowie die unterschätzte
Erdbebengefahr die Präventivmaßnahmen immer wichtiger machen.
Die österreichische Bevölkerung muss sich in den kommenden Jahren und
Jahrzehnten auf immer häufiger und heftiger auftretende Wetterextreme
einstellen. „Die Wucht der Natur haben schon viele Regionen in den
vergangenen Jahren in Form von Hochwasser, Starkregenereignissen,
Hagelschauern, massivem Schneefall oder in Form von Stürmen zu spüren
bekommen. Durch die Topografie in Österreich gilt jedes Bundesland
als Risikogebiet für Naturkatastrophen. Leider unterschätzen immer
noch viele Menschen dieses Risiko“, erläutert VVO-Präsident
Generaldirektor KR Mag. Dr. Othmar Ederer. Weltweit kann man klar
einen steigenden Trend bei den Schäden durch Naturkatastrophen
erkennen. In Österreich kann man neben den vielen regionalen Schäden
ca. alle drei Jahre mit einer Naturkatastrophe in Höhe von mehr als
200 Millionen Euro versicherten Schäden rechnen.
Naturkatastrophen: Wissensstand der Österreicher gering
Seit dem Jahr 2013 erhebt das KFV die persönliche
Gefahreneinschätzung der Österreicher in Bezug auf Naturkatastrophen.
Ähnlich wie in den Jahren zuvor, glaubten auch im Jahr 2015 viele der
befragten Österreicher nicht, dass sie selbst einmal Opfer einer
Naturkatastrophe in ihrem Wohnort werden könnten. Was die
Einschätzung der persönlichen Gefährdung durch Naturkatastrophen am
Wohnort anlangt, sind die erhobenen Befunde zeitlich sehr stabil,
wonach man sich vor allem durch Unwetter (80 % Gefährdung) und Stürme
(71 %) sowie durch Blitzschlag, Hitze und Schneechaos (jeweils rund
65 %) bedroht fühlt. Immerhin rund die Hälfte der Befragten nimmt
auch eine Gefährdung durch Hochwasser wahr, wohingegen sich nur eine
Minderheit von Muren (34 %), Erdbeben (29 %) oder Lawinen (23 %)
bedroht fühlt.
„In Österreich gibt es keine Region, die nicht von
Extremwetterereignissen betroffen ist. Risiken und Risikozonen sind
den Menschen zu wenig bekannt. Unsere Studien zeigen deutlich, dass
die Menschen die Gefahren, die von Extremwetterereignissen ausgehen,
stärker unterschätzen als bislang angenommen“ erläutert KFV-Direktor
Dr. Othmar Thann die bundesweit repräsentative Erhebung. Trotz
einiger Hochwasserereignisse in den letzten Jahren, wissen derzeit
nur 40 Prozent der Befragten, dass sich ihr Wohnort in einer
Hochwassergefährdungszone befindet.
Die Studie zeigt weiter, dass grundsätzlich vier Dispositionen für
den Sensibilisierungsgrad der Bevölkerung ausschlaggebend sind.
Faktoren wie Intensität der persönlichen Betroffenheit, Erinnerungen
an konkrete Naturkatastrophen, der zeitliche Kontext und die mediale
Präsenz stehen in direktem Zusammenhang mit der Risiko-Wahrnehmung.
„Unsere Studien bestätigen, dass kleinere regionale
Extremwetterereignisse zu keinem nachhaltigen Umdenken der
Bevölkerung in Sachen Prävention führen. Trotz einer persönlichen
Betroffenheit (mit persönlich erlittenem Schaden) haben z. B. nur 6
Prozent der Bevölkerung bauliche Schutzmaßnahmen getroffen“, so
Thann.
Schutz vor extremem Wetter: maßgeschneiderte Warnungen und
langfristige Anpassungsstrategien
Brachte der Sommer 2015 noch Schäden durch Trockenheit in
Millionenhöhe, so war der Sommer 2016 geprägt durch eine Vielzahl von
kleinräumigen, aber sehr intensiven Unwettern mit großen Regenmengen
in kurzer Zeit. Große Schäden durch Überflutungen und Muren waren die
Folge. „Österreich ist sehr unterschiedlichen Wettergefahren
ausgesetzt, die von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausgeprägt
sind. In jedem Jahr kommt es in nahezu jeder Jahreszeit zu markanten
Schäden durch extremes Wetter. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass
extreme Wetterereignisse in den nächsten Jahren häufiger werden. In
den letzten rund 100 Jahren war außerdem die Klimaerwärmung im
Alpenraum mit knapp 2 °C doppelt so stark wie die weltweite Erwärmung
von knapp 1 °C“, so Dr. Michael Staudinger (Direktor der
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik). Die ZAMG arbeite
daher mit ihren Partnern in zwei Richtungen. Zum einen gehe es um
maßgeschneiderte Warnungen für die jeweiligen Nutzer, zum anderen um
langfristige Maßnahmen zum Schutz. „Uns ist wichtig, nicht nur die
extremen Wetterereignisse möglichst genau vorherzusagen, sondern auch
die möglichen Auswirkungen zu kommunizieren, damit schnell und
effektiv die nötigen kurzfristigen Schutzmaßnehmen gesetzt werden
können. Im langfristigen Bereich liefern wir mit Hilfe regionaler
Klimamodelle mögliche Szenarien für die nächsten Jahrzehnte. Somit
können zum Beispiel bauliche Maßnahmen so geplant werden, dass selbst
in einem extremeren Klima die Schäden deutlich minimiert werden“,
sagt Staudinger.
www.hora.gv.at
„Besonders wichtig ist, dass die österreichische Bevölkerung aktiv
präventiv tätig wird“, so Ederer. Einfach zu bedienende Tools wie die
Risikolandkarte HORA ermöglichen heutzutage eine exakte
Gefahreneinstufung für jeden einzelnen Haushalt in Österreich via
Mausklick (http://www.hora.gv.at/). „Mit diesem Tool kann man sofort
feststellen, ob und in welcher Gefahrenzone man sich befindet und
Vorkehrungen treffen.“
Wussten Sie, dass ...
- … im Juli 2016 an 114 der rund 270 Wetterstationen der ZAMG mehr
als 40 Millimeter Regen in 24 Stunden fiel? Zum Vergleich: Die
durchschnittliche Gesamtregenmenge im Monat Juli liegt im
österreichweiten Mittel bei rund 130 Millimeter.
- … es in Österreich pro Jahr fünf bis zehn Tornados gibt? Am späten
Abend des 21. Juli 2016 entstand während eines Gewitters im
nördlichen Waldviertel ein kurzer, heftiger Tornado. Das Schadensbild
im Raum Karlstein an der Thaya ließ auf Windspitzen bis zu 220 km/h
schließen. Eine private Wetterstation in der Region registrierte
Orkanböen bis zu 170 km/h bevor sie zerstört wurde.
- … in Österreich rund 600 Erdbeben pro Jahr instrumentell
registriert und durchschnittlich 40 Erdbeben pro Jahr von der
Bevölkerung auch wahrgenommen werden?
- … man unter www. hora.gv.at ganz einfach feststellen kann in
welcher Gefahrenzone man lebt?
- … die ZAMG nicht nur die aktuellen Warnungen für jede Gemeinde
Österreichs liefert (www.zamg.gv.at/warnungen), sondern auch die
offizielle europaweite Warnplattform www.meteoalarm.eu koordiniert?
Einige Sicherheitstipps für den Ernstfall:
Mit gezielten Vorkehrungen soll sichergestellt werden, dass im Falle
einer Naturkatastrophe die Grundversorgung der Hausbewohner für
mindestens 10 Tage gewährleistet ist.
Vorausschauen
- Informationen über die Gefahrenstufe des Wohngebietes einholen
- wichtige Dokumente und eine Sicherungs-CD mit relevanten Daten
gesammelt in einer Mappe verwahren
- wichtige Telefonnummern auch handschriftlich notieren
Vorbereiten
- Notgepäck
- Reparaturwerkzeug
- Alternativen zu Strom: Gas-Kocher, Petroleumofen, Batterieradio,
Notbeleuchtung
- warme Decken/Schlafsack
Vorräte anlegen (Angaben pro Person/Tag)
- mind. 2,5 Liter reines Trinkwasser
- 1 kg Lebensmittel (Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette)
- trocken, kühl, dunkel und frostsicher lagern
- Vorräte bedarfsorientiert ergänzen (z. B. Säuglinge, Kleinkinder,
Diabetiker, etc.)
- Brennmaterial
- Hausapotheke
Richtig reagieren bei einem Zivilschutzalarm
- Dauerton 3 Minuten = Warnung
- Radio/TV einschalten, Nachbarn informieren, im Haus Schutz suchen,
Anweisungen der Behörden beachten, nächste Schritte planen
- Dauerton 1 Minute = Entwarnung
Weitere Bilder unter: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/8166
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