• 10.10.2016, 10:54:38
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  • OTS0063

AK Studie: „Digital Divide“ unter Wiener Jugendlichen

Schulen und Lehrbetriebe bilden digitale Kompetenzen zu wenig aus – Spaltung der Jugendlichen in Digital Natives und Digital Naives

Utl.: Schulen und Lehrbetriebe bilden digitale Kompetenzen zu wenig
aus – Spaltung der Jugendlichen in Digital Natives und Digital
Naives =

Wien (OTS) - Die Welt scheint „durchdigitalisiert“, aber die
Ausbildung ist es nicht: Nur die Hälfte der Wiener Lehrlinge arbeitet
in den Ausbildungsbetrieben mit Computer und Internet. In Schultypen,
die nicht mit Matura abschließen, arbeiten nur 60 Prozent mit
digitalen Hilfsmitteln, in maturaführenden Schulen sind es immerhin
80 Prozent. Während sich alle Jugendlichen souverän im Netz bewegen
können, fehlen gerade jenen mit geringer formaler Bildung wichtige
Kompetenzen, um Technologien gezielt zum Erreichen eigener Ziele in
Schule und Arbeit einzusetzen. Das ergibt eine aktuelle Studie des
Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag der Arbeiterkammer.

Befragt wurden 500 Wiener Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren.
96 Prozent von ihnen besitzen ein Smartphone, zwei Drittel auch einen
eigenen Laptop. Dagegen wird die IT-Ausstattung der Schulen von den
Jugendlichen als altmodisch kritisiert, ebenso trauen die
Jugendlichen ihren Eltern wenig digitale Kompetenz zu. Mädchen wie
Burschen sehen sich im Bereich Technik selbstbewusst als
„MeinungsführerInnen“ im Haushalt und in der Schule.

Für die Jugendlichen sind die wichtigsten Quellen zur
Wissensbeschaffung wenig überraschend Google und Wikipedia, doch auch
YouTube wird als Informationskanal immer wichtiger. Natürlich hat
sich auch das althergebrachte Schummeln weiterentwickelt: Dass
Hausübungen in Chat-Gruppen geteilt werden, ist für ein Drittel der
Befragten gängige Praxis. 29 Prozent der Befragten nutzen das
Smartphone als digitalen Schummelzettel bei Tests, wobei
Kontrollversuche von LehrerInnen meist ins Leere gehen. Ein
Teilnehmer schildert zum Beispiel: „Ich investiere meine Zeit eher,
um einen Text zu suchen, der sich nach mir anhört und verändere den
Inhalt nach mir, als dass ich selbst das Referat ausarbeite.“

Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Schultypen:
Während in maturaführenden Schulen 40 Prozent der Jugendlichen
Internetrecherchen für ihre Hausübungen nutzen, sind es in nicht
maturaführenden Schulen nur 15 Prozent.

Ein „Digital Divide“ verläuft demnach nicht nur zwischen den
Generationen, er tut sich auch unter den Jungen auf – und verläuft
hier vor allem entlang der Grenzen sozialer Ungleichheit.
Jugendlichen mit niedriger formaler Bildung werden nicht genug
digitale Kompetenzen vermittelt, um etwa digitale Medien zur
Erreichung persönlicher Ziele zu verwenden, auf sozialen Netzwerken
ihren eigenen Standpunkt zu artikulieren oder digitale Medien für die
Schule zu benutzen.

Für eine hochwertige und breite digitale Bildung für alle stehen
für die AK dringend notwendige Maßnahmen im Bildungsbereich aus. Dazu
gehören:

+ Digitales Kompetenzmodell flächendeckend umsetzen: Kein Kind
soll die Pflichtschule ohne digitale Grundkompetenzen verlassen
(www.digikomp.at)

+ Ausdehnung der Berufsschulzeit und damit mehr Zeit für das
Entwickeln berufsspezifischer digitaler Kompetenzen. Dafür müssen
auch die Ausbildungspläne in der dualen Ausbildung und die Lehrpläne
der Berufsschulen überarbeitet werden.

+ Leistungsfähige IT-Infrastruktur für die Schulen: Dafür könnten
Teile der Mittel der Bildungsstiftungen aus den Bankenabgaben zur
Verfügung gestellt werden.

+ Gezielte Weiterbildung für Lehrkräfte zu Inhalten, Methoden und
Möglichkeiten des digitalen Lernens

HINWEIS: AK Veranstaltung „Mind the Gap! Bildung für eine
digitalisierte Lebenswelt“. Studienpräsentation und Diskussion unter
anderem mit Studienautor Philipp Ikrath. Montag, 10. Oktober, 18:00,
Bildungszentrum der AK Wien, 1040, Theresianumgasse 16-18. Programm
unter: https://wien.arbeiterkammer.at/dialogarbeitdigital

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