- 30.09.2016, 10:19:50
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Mobbing an MedUnis: Minister erklärt sich für unzuständig
Rektoren antworten zurückhaltend. 3 Selbstmorde an MedUni Innsbruck wg. Mobbing
Utl.: Rektoren antworten zurückhaltend. 3 Selbstmorde an MedUni
Innsbruck wg. Mobbing =
Wien (OTS) -
Mobbing an MedUnis wird offensichtlich nach wie vor vertuscht, obwohl
das Problem massiv ist und sogar bis zum Selbstmord führt. Dieser
Eindruck drängt sich nach einer parlamentarischen Anfragebeantwortung
auf. Die Grünen (NR-Abg. Sigi Maurer und Eva Mückstein) hatten beim
zuständigen Bundesminister Reinhold Mitterlehner nach Ausmaß und
Häufigkeit von Mobbing gegen ÄrztInnen an den Medizinischen
Universitäten gefragt. Die Beantwortung delegierte Mitterlehner an
die Rektoren (wegen „Uni-Autonomie“), sie fielen teils sehr unpräzise
aus. Längst aus den Medien bekannte Fakten wurden negiert.
MedUni Wien: Mobbing heruntergespielt oder verschwiegen
Die Frage nach der Anzahl der bekanntgewordenen Mobbing-Fälle wird
von der MedUni Wien ebenso wenig beantwortet wie jene, ob im Rahmen
der Dienstaufsicht die Entwicklung der Anzahl der Mobbing-Fälle
monitiert wird. 14 Mobbing-Beschwerden sollen jedenfalls seit 2004 an
den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen gegangen sein und zwei
an die Schiedskommission der MedUni Wien. Es gäbe drei laufende
einschlägige Amtshaftungsklagen, weiters habe es seit 2004 30
arbeitsrechtliche Verfahren gegeben, zwölf habe die MedUni gewonnen,
sechs dürfte sie verloren haben und in zwölf Fällen sei ein Vergleich
geschlossen worden, wie in der parlamentarischen Anfragebeantwortung
zu erfahren ist.
Zwei zugegebene Verfahren wegen Mobbing bzw. Diskriminierung
Abgesehen von den Amtshaftungsverfahren hätten zwei Verfahren
Diskriminierung bzw. Mobbing betroffen: eine Klage wurde
rechtskräftig abgewiesen, und im anderen Fall ein Vergleich
geschlossen. Eine Analyse der Krankenstandsursachen sei in Wien aus
“datenschutzrechtlichen” Gründen nicht möglich, Zahlen zu
entsprechenden Frühpensionierungen wurden nicht bekannt gegeben.
Wenige Infos von der MedUni Graz
Laut Rektor der MedUni Graz seien zwölf Beschwerden wegen
Diskriminierung (“ohne Zusammenhang mit Mobbing”) an die
Schiedskommission eingebracht worden. In Graz würde eine Analyse der
Ursachen von Krankenständen (in Hinblick auf Mobbing) durchgeführt.
Es gäbe keine Frühpensionierung wegen eines durch Mobbing bedingten
Leidens; psychische Fehlbelastungen würden evaluiert.
Selbstmorde an MedUni Innsbruck
Laut Rektorin der MedUni Innsbruck gäbe es zwei Fälle von Mobbing an
Kliniken sowie fünf Beschwerden an die Schiedskommission. Auch drei
Fälle von Selbstmord wurden in der Beantwortung angegeben (2 Ärzte, 1
nichtärztlich). Die MedUni Wien könne dazu aus
„datenschutzrechtlichen Gründen“ keine Angabe machen; in Graz seien
keine Selbstmordfälle bekannt.
Mobbing ist Tabuthema
An keiner MedUni wurde – laut Angaben der Rektoren – ein
Disziplinarverfahren in Zusammenhang mit Mobbing-Verbot bei Beamten
(§ 43a BDG) und der Diskriminierungsverbote (§ 7b Abs. 6 BEinstG
u.a.) eingeleitet. „Das zeigt, dass es noch viel zu wenig
Problembewusstsein gibt“, sagt Franz Karl Juraczka, Rechtsanwalt der
IG Faire Medizin. Das Thema sei nach wie vor tabu. „Wir glauben, dass
die Dunkelziffer weitaus höher ist. Wichtig wäre jedenfalls die
Evaluierung der Krankenstände als Teil des Qualitätsmanagements“,
ergänzt sein Anwaltskollege Christoph Gottesmann.
Anlaufstelle für Mobbing-Betroffene
Die Interessensgemeinschaft „Faire Medizin“ ist eine unabhängige,
überparteiliche Plattform und setzt sich für einen fairen Umgang
zwischen allen im Spital tätigen Berufsgruppen und für einen
respektvollen Umgang mit PatientInnen ein. Tel. 0677/617 58 149,
office@faire-medizin.at
Parlamentarische Anfrage:
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/J/J_09737/index.shtml
www.faire-medizin.at
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