• 27.09.2016, 11:43:59
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„Menschen & Mächte“-Doku „Anklage Massenmord – 70 Jahre Nürnberger Prozess“ am 28. September um 22.30 Uhr in ORF 2

Danach: Stanley Kramers Gerichtsdrama „Das Urteil von Nürnberg“

Utl.: Danach: Stanley Kramers Gerichtsdrama „Das Urteil von
Nürnberg“ =

Wien (OTS) - „Ich bekenne mich nicht schuldig!“ Arthur Seyß-Inquart
leugnete jede Mitschuld an den Verbrechen des „Dritten Reiches“,
genauso wie Ernst Kaltenbrunner, der zweite österreichische
Angeklagte und alle anderen 20 Angeklagten im
Hauptkriegsverbrecherprozess von Nürnberg. Mit seinen Urteilen machte
das Nürnberger Tribunal Geschichte und wurde zu einem Meilenstein auf
dem Weg zu Frieden und Menschenrechten. Zum 70. Jahrestag der
Urteilsverkündung 1946 analysieren Robert Gokl und Gregor
Stuhlpfarrer in der „Menschen & Mächte“-Dokumentation „Anklage
Massenmord“ am Mittwoch, dem 28. September 2016, um 22.30 Uhr in ORF
2 die Umstände des Prozesses und seine Auswirkungen bis in die
Gegenwart.

Um 23.30 Uhr folgt Stanley Kramers Gerichtsdrama „Das Urteil von
Nürnberg“: In seiner Oscar-Rolle als Hans Rolfe verteidigt Maximilian
Schell vier ehemalige NS-Richter (Spencer Tracy, Burt Lancaster,
Kenneth MacKenna, Ray Teal) vor dem amerikanischen Militärgericht.
Während sich drei von ihnen im Sinne der Anklage nicht schuldig
fühlen, hüllt sich der vierte in Schweigen. Mit fortschreitender
Prozessdauer werden die Verbrechen und schuldhaften Verstrickungen
der NS-Zeit schmerzhaft in Erinnerung gerufen. In weiteren Rollen
sind Marlene Dietrich, Judy Garland, Montgomery Clift und William
Shatner zu sehen. ORF 2 zeigt eine restaurierte Fassung des 1961
entstandenen Spielfilms im Zweikanalton englisch und deutsch.

„Wir haben die Lektion von Nürnberg gelernt!“ Siegfried Ramler ist
einer der letzten noch lebenden Zeitzeugen des Nürnberger Prozesses.
Als Kind aus einer Wiener jüdischen Familie musste er 1938 in einem
Kindertransport nach London flüchten. Nach Kriegsende war er
Dolmetscher beim Nürnberger Prozess, heute lebt er in Hawaii.
Erstmals im ORF erzählt er über seine Erlebnisse in Nürnberg von 1945
bis 1949: „Ich musste damals dabei sein und alles übersetzen. Heute
macht mich das stolz, weil seit damals jeder Politiker die Prinzipien
von Völkerrecht und Menschlichkeit beachten muss.“

Arthur Seyß-Inquart glaubte noch, niemals für seine Mitwirkung am
„Anschluss“ und vor allem für seine Verbrechen als Reichskommissar
der Niederlande zur Verantwortung gezogen zu werden. „An seinen
Händen klebte zwar kein Blut, aber er war mitverantwortlich für die
Deportation der Juden, für die Unterdrückung des Widerstandes, für
die Erschießung von Geiseln und Ähnliches“, meint Andreas Mix,
wissenschaftlicher Leiter des „Memorium Nürnberger Prozesse“, das
heute in Nürnberg die Geschichte des Prozesses dokumentiert und
aufarbeitet.

„Mein Vater hat mir die Hand zurückgerissen und gesagt: Das werden
Gerichte entscheiden, Rudi!“ Rudolf Gelbard wurde von seinem Vater
1945 daran gehindert, Rache zu nehmen an den Wachmannschaften des KZ
Theresienstadt. Als Fünfzehnjähriger war er dort von sowjetischen
Truppen befreit worden. Ein Rechtsanwalt aus Oberösterreich wurde für
Völkermord und Massenmord in den Konzentrationslagern verantwortlich
gemacht: Ernst Kaltenbrunner, Chef des Reichssicherheitshauptamtes
der SS. Kaltenbrunner aber lehnte jede Verantwortung ab: „Ich glaube,
mich nicht schuldig gemacht zu haben.“ „Wie kleine Diebe haben auch
diese Leute, die früher die absolute Macht hatten, versucht, ihr
kleines Leben zu retten!“, meint Hans Kauffmann, der Sohn des
Verteidigers von Ernst Kaltenbrunner.

„Mein Mann hat sich verpflichtet gefühlt, seine Kameraden, die man
getötet hat, in Nürnberg zu rechtfertigen“, meint die Witwe des
wichtigsten Zeugen der Anklage: Generalmajor der Wehrmacht Erwin
Lahousen. Erwin Lahousens Zeugenaussagen belegen die Verantwortung
der politischen und der militärischen Führung für die Verbrechen auf
den Kriegsschauplätzen in ganz Europa. „Lahousen ist ein kleines
Ruhmesblatt für Österreich! Österreich hat nicht nur Kriegsverbrecher
für Nürnberg geliefert! Österreich hat auch einen Lahousen
geliefert!“, meint der Zeitzeuge und Wissenschaftsjournalist Hellmut
Butterweck.

Auf den Hauptkriegsverbrecherprozess folgen in Nürnberg zwölf
Nachfolgeprozesse; parallel dazu werden in ganz Europa NS-Verbrecher
vor Gericht gestellt. In Österreich folgt auf die Phase der
Volksgerichtsprozesse eine Zeit der Verdrängung und des Vergessens.
Gleichzeitig kommt es weltweit zu neuen Verbrechen: Vietnam,
Afghanistan, Jugoslawien, Ruanda, Syrien. Die Überlebenden fordern
Gerechtigkeit, die Täter werden nur selten verurteilt. Hellmut
Butterweck: „Natürlich hofft man, dass die Weltgeschichte ein Weg
aufwärts ist. Aber die Hoffnung von 1945, dass das jetzt schon so
weit ist, war leider verfrüht.“

Aber ohne Nürnberger Prozess keine Erklärung der Menschenrechte,
keine Gründung der UNO, kein Srebrenica- oder Ruanda-Tribunal. Und
kein ständiger internationaler Strafgerichtshof in Den Haag, der seit
2002 die Prinzipien des Nürnberger Prozesses fortführt. Jurist und
Rechtshistoriker Klaus Kastner: „Der Strafgerichtshof in Den Haag
heute wäre nicht vorstellbar ohne die Entwicklungen in Nürnberg der
Jahre 1945 bis 1949.“

Die Sendung ist auf der Video-Plattform ORF-TVthek
(http://TVthek.ORF.at) – vorbehaltlich vorhandener
Online-Lizenzrechte – als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung
sieben Tage als Video-on-Demand abrufbar.

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