- 14.09.2016, 10:04:12
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3. Viktor Frankl Weltkongress in Wien
Gesellschaftliche Verunsicherung, Sinnverlust und seelische Gesundheit - Die Herausforderung der Gegenwart
Utl.: Gesellschaftliche Verunsicherung, Sinnverlust und seelische
Gesundheit - Die Herausforderung der Gegenwart =
Wien (OTS) - Vom 22.-25. September 2016 findet an der Universität
Wien der dritte Weltkongress des Viktor Frankl Instituts statt.
Rund 450 Forscher aus 35 Ländern, vorwiegend Psychologen und
Psychiater, kommen auf dem Campus der Universität Wien zusammen, um
die gesellschaftlichen und psychologischen Herausforderungen der
Gegenwart zu diskutieren. Am Samstag, den 23.9., findet auf Einladung
des Wiener Bürgermeisters, Dr. Michael Häupl, im Rahmen des
Kongresses ein Empfang im Wiener Rathaus statt.
Zentrales Thema des diesjährigen Kongresses sind die psychologischen
und sozialen Herausforderungen der Gegenwart, insbesondere des sich
laut mehreren internationalen Studien zunehmend verbreitende und
generationsübergreifende Gefühls der Verunsicherung, der Resignation
und des Werteverlusts insbesondere angesichts sozialer
Krisenbereiche.
Hierzu Univ.-Prof. Dr. Alexander Batthyany, Vorstand des Viktor
Frankl Instituts und Organisator des Kongresses: „Psychiater und
Psychologen beobachten weltweit ein Ausmaß an Entmutigung,
Verzweiflung und unbestimmter Wut in der Bevölkerung, wie es zuletzt
im Zuge der großen Krisen und Einbrüche des 20. Jahrhunderts
beschrieben wurde. Die psychologischen und damit auch
volkswirtschaftlichen Kosten dieser Entwicklung sind enorm. Denn
zahlreiche Forschungsarbeiten bestätigen heute, was Viktor Frankl
schon am Anfang des vergangenen Jahrhunderts vermutete: Sinn- und
Wertkrisen haben nicht nur soziale, sondern auch gesundheitliche
Auswirkungen, psychologisch und langfristig auch körperlich.“
Auf dem Kongress werden mehrere groß angelegte internationale
Forschungsergebnisse u.a. aus den USA, Russland, Israel, Österreich,
Deutschland, Finnland, Brasilien und Kolumbien vorgestellt, die einen
starken Zusammenhang zwischen Sinngefühl und seelischer Gesundheit
belegen. Diese Studien und Beobachtungen an mehreren tausend
Patienten zeigen, dass die Anfälligkeit für seelische Krankheiten
stark mit dem zugrundeliegenden Lebensgefühl zusammenhängt. Sie
zeigen aber auch, dass eine sinnorientierte Neuausrichtung einen
ausgeprägten positiven therapeutischen Effekt sowohl in der
Vorbeugung als auch in der Behandlung psychischer Störungen hat."
Batthyany weiter: „Das Sprechen vom Werteverlust und der
Verunsicherung wird schnell zum Schlagwort, wenn man es nicht mit
konkreten Daten und auch therapeutischen Hilfsangeboten unterfüttert.
Unser Kongress hat sich genau das zur Aufgabe gestellt: Konkrete
Auswirkungen und ebenso konkrete Auswege zu diskutieren und
Initiativen vorzustellen, die zeigen, dass und wie es auch anders
geht. Während des Kongresses werden etwa einige äußerst erfolgreiche
sinnorientierte Modellversuche in Europa und Lateinamerika
vorgestellt, die einen signifikanten Rückgang von Depression,
Aggression und Drogenmissbrauch durch kurze und gezielte
Interventionsprogramme bewirken. In Kolumbien etwa ist einer dieser
Modellversuche letzten Monat etwa als bestwirksames
Präventionsprogramm des Landes prämiert worden. Die Tatsache, dass
solche Initiativen so viel Gutes bewirken, ist natürlich auch ein
Appell, noch viel mehr zu tun. Erst recht, wenn man sich das heutige
psychologische Klima betrachtet.“
Batthyany: „Wir sehen eine interessante aktuelle Entwicklung. Die
psychologischen Probleme der Wohlstandsgesellschaft haben sich in
vielen Ländern innerhalb kurzer Zeit gewandelt: Wo wir noch vor
wenigen Jahren ein Lebensgefühl der Resignation sahen, finden wir
heute zusätzlich ein erstaunlich hohes Maß an Unmut, Unzufriedenheit
und diffuser Ablehnung. Das sind alarmierende Zeichen – zumal, wenn
sie so weitflächig in beinahe allen Gesellschaftsschichten, vor allem
aber auch unter jungen Menschen auftreten. Das müssen wir
ernstnehmen, denn hier geht es nicht mehr nur um die psychische
Gesundheit des Einzelnen, sondern auch um das gesellschaftliche Klima
im Allgemeinen.“
Batthyany weiter: „Schon Frankl sagte: Sowohl Resignation als auch
Aggression hängen eng mit Verunsicherung und Sinndefizit zusammen.
Sie sind Anzeichen einer tiefen Verunsicherung, eines wirklichen oder
anscheinenden Werteverlusts der Gegenwart. In der Resignation etwa
zieht sich der Mensch in die Unverbindlichkeit zurück – alles scheint
ihm gleichgültig, nichts spricht ihn an. Alles ist provisorisch,
beiläufig. Die Folge ist eine tiefe innere Leere und
Unzufriedenheit.“
Frankl bezeichnete dieses Lebensgefühl als existentielles Vakuum –
ein nagendes Gefühl der Entmutigung und Sinnlosigkeit. Und Frankl
mahnte schon in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts: In diese
innere Leere wuchern schnell negative psychische und soziale
Entwicklungen.
Batthyany dazu: „Psychologen stellen heute tatsächlich vermehrt eine
in diesem Ausmaß neue soziale und psychologische Bewegung fest – Wut
und Ablehnung als Lebenshaltung. Die Forschung zeigt: Davon
versprechen sich Menschen eine Überwindung der eigenen
Gleichgültigkeit. Und die Rechnung geht kurzfristig sogar auf: Sie
fühlen sich vielleicht wieder stärker, wenn sie ihre Kräfte gegen etwas
einsetzen. Es ist daher auch oft ziemlich beliebig, gegen was sich
die Ablehnung richtet.
Hier sollte die Psychologie aber hellhörig werden. Denn gelingendes
Leben hängt nicht so sehr davon ab, dass ich weiß, was und wen ich
nicht will. Es hängt vielmehr davon ab, dass ich weiß, wozu ich gut
bin – wo ich gebraucht werde, wo ich meinen persönlichen positiven
und konstruktiven Beitrag leisten kann, wofür ich Verantwortung
trage. Dass ich weiß, dass es gut ist, dass ich da bin. Nicht, weil
ich gegen etwas bin, sondern, weil ich für etwas gut bin. Mit anderen
Worten – wenn ich mir eines persönlichen Sinnaufrufs bewusst bin. Ist
das einmal gegeben, setzen sich, wie wir heute wissen, eine ganze
Reihe heilsamer Prozesse in Gang."
Wie vielfältig diese heilsamen Prozesse wirken, zeigt ein Querschnitt
aus dem Kongressprogramm: Japanische Krebsforscher berichten während
des Kongresses von einer groß angelegten Studie, der zufolge sich die
Immunwerte im Rahmen einer sinnorientierten Beratung stark und
nachhaltig verbessern. Andere zeigen einen signifikanten Rückgang von
depressiven Erkrankungen in Folge von logotherapeutischen
Gemeinschaftsprogrammen insbesondere in der Selbstmordberatung.
Wieder andere Arbeiten belegen eine Entspannung sozialer Konflikte,
bzw. eine gesteigerte konstruktive Konfliktfähigkeit im Zuge
sinnorientierter Intervention. Insgesamt 70 Forschungsarbeiten werden
vorgestellt.
Batthyany: "Sie alle sagen im Grunde eines: Das, was Viktor Frankl
dem verunsicherten Menschen des vergangenen Jahrhunderts zu sagen
hatte, ist nicht nur aktuell – es ist sogar aktueller denn je. Und es
ist wirksam.“
Während des dreitägigen Kongresses diskutieren die 450
Wissenschaftler die vielfältigen Zusammenhänge zwischen
Lebenshaltung, Sinngefühl, gesellschaftlicher Entwicklung und
seelischer Gesundheit. Die Themen sind breit gefächert, das
Grundthema: „Die Bedeutung des Sinnbewusstseins für Leben, Gesundheit
und Gesellschaft“ zieht sich, ganz im Sinne des Lebenswerks des
berühmten Namensgebers des Kongresses, wie ein roter Faden durch das
ganze Programm. Der Kongress findet vom 22.-25. September 2016 im
Hörsaalzentrum auf dem Campus der Universität Wien statt.
3. Viktor Frankl Kongress, Universität Wien Datum: 23.9.2016, 09:00 - 22:00 Uhr Ort: Campus der Universität Wien Spitalgasse 2, 1090 Wien Url: www.viktorfrankl.info
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