- 13.09.2016, 09:18:25
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Intaktes Intimleben trotz Tumor-Operation im kleinen Becken
Comprehensive Cancer Center Vienna lädt am 14. und 15. September zum 1. Internationalen wissenschaftlichen Symposium „Der erregte Mensch“ an die MedUni Wien
Utl.: Comprehensive Cancer Center Vienna lädt am 14. und 15.
September zum 1. Internationalen wissenschaftlichen Symposium
„Der erregte Mensch“ an die MedUni Wien =
Wien (OTS) - Bei Tumor-Operationen im kleinen Becken (Urogenital- und
Analbereich) kann es zu Verletzungen des regionalen Nervengeflechts
kommen und damit zu Stuhl- und Harninkontinenz sowie zu Störungen der
Sexualfunktionen. Das kann die Lebensqualität der Betroffenen
drastisch beeinflussen. Ein Gerät zur Messung der Nervenfunktion
könnte Abhilfe schaffen. Erste wissenschaftliche Tests am
Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien
zeigen positive Ergebnisse.
In Österreich werden rund 600 Personen pro Jahr wegen eines Tumors am
Rektum operiert. Allein im AKH Wien bzw. an der MedUni Wien werden
jährlich rund 100 Operationen in diesem Bereich vorgenommen. Rund
1900 weitere Eingriffe finden in diesem Zeitraum wegen einer
Krebserkrankung im Urogenitalbereich statt. Diese Operationen im
kleinen Becken können zu kurz-, mittel- oder langfristigen
Irritationen des Nervengeflechts führen. Die Folgen sind Stuhl- und
Harninkontinenz sowie Störungen der Sexualfunktionen: bei Männern
etwa Erektionsprobleme, bei Frauen Trockenheit der Scheide oder
Rückgang des Schwellvermögens im Genitalbereich oder Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr.
Béla Téleky, Experte für Darmchirurgie an der Universitätsklinik für
Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien und Mitglied des CCC:
„Nervenverletzungen in dieser Region können die Lebensqualität massiv
vermindern. Wir arbeiten daher ständig an der Verbesserung unserer
Operationstechniken. Erste Tests mit einem Gerät, das vor, während
und nach dem operativen Eingriff die Funktion der Nerven misst,
zeigen vielversprechende Ergebnisse. In einem ersten Schritt setzen
wir das Gerät nun bei Tumoroperationen im Bereich des Rektums (Anm.:
Enddarm) ein.“
Landkarte der Nerven
Der Grund, warum es häufig zu Schäden kommt, ist, dass die Region des
kleinen Beckens sehr eng ist und die OperateurIn Nervenbahnen oft nur
schlecht erkennen kann, weil sie verdeckt liegen. Mit Hilfe des
Geräts, das seit kurzem im Einsatz ist, können Nerven mittels
elektrischer Stimulation messtechnisch erfasst und eine Landkarte des
Nervengeflechts und –seines -Verlaufs erstellt werden.
Der Vorgang wird als „Neuromapping“ bezeichnet. Es kann vor der
Operation erhoben werden, ob bereits Störungen der Nervenfunktion
vorliegen, die z.B. von Vorbehandlungen mit Chemo- oder
Strahlentherapie, Entzündungen, Tumor-Wachstum oder Metastasen
verursacht wurden. Damit kann die OP exakter geplant bzw.
Therapieentscheidungen vorab getroffen werden.
So kann besser abgeschätzt werden, ob etwa eine Vorschädigung oder
eine Verletzung des Schließmuskels einen künstlichen Darmausgang
nötig macht, um Lebensqualität oder gar das Leben zu erhalten. Dieser
kann dann im Zuge der OP gleich hergestellt werden, womit den
PatientInnen ein zweiter Eingriff erspart bleibt. Während der OP
ermöglicht das Gerät die Nervenüberwachung, wodurch Folgeschäden
minimiert werden, und nach der OP können der Erhalt bzw. das Ausmaß
der Funktion geprüft werden. Die Überprüfung der Nervenfunktion
erfolgt durch Sonden, so dünn wie Akkupunkturnadeln, die die Nerven
stimulieren oder Kontraktionen der Muskeln von Blase und
Schließmuskel messen. Eine Grafik auf einem Monitor macht die Nerven
sichtbar und akustische Signale belegen ihre Stimulation und
Ansprechen.
Symposium „Der erregte Mensch“
Das neue Verfahren wird auch Teil des international besetzten
Symposiums „Der erregte Mensch“ sein. Dieses findet am 14. und 15.
September 2016 an der MedUni Wien statt und beleuchtet die
Auswirkungen von Operationen auf die Erregung nervaler Strukturen,
denn das bislang tabubesetzte Thema gewinnt laufend an Bedeutung.
Lucia Ucsnik, Universitätsklink für Chirurgie der MedUni Wien und des
AKH Wien, Mitglied des CCC und gemeinsam mit Béla Téleky
Organisatorin der Veranstaltung: „Die Betroffenen, Männer wie Frauen,
sind heute zwischen 50 und 70 Jahre, zum Teil aber auch jünger. Im
Gegensatz zu früher wollen sie den Verlust einer sexuell aktiv
gelebten Partnerschaft und Beeinträchtigungen des privaten und
beruflichen Alltags durch Stuhl- oder Harninkontinenz nicht mehr
hinnehmen. Wir sind als ÄrztInnen mehr denn je gefordert, uns
wissenschaftlich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, diese Themen
aus der Tabuzone zu holen und neue Lösungen anzubieten. Lösungen, die
dazu beitragen, dass ein Leben mit hoher Qualität auch während und
nach der Krebsbehandlung möglich ist.“
„Der erregte Mensch“, 14. September ab 17.30 Uhr und 15. September ab
9.00 Uhr, Van Swieten Saal der MedUni Wien, Van-Swieten-Gasse 1, 1090
Wien.
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