• 30.08.2016, 11:55:20
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MAK zeigt "SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan"

Kitagawa Utamaro (1753–1806) Ein junger Besucher,
1799 Aus dem Album Negai no itoguchi [Erwachen der Begierde]
Farbholzschnitt © Leopold Privatsammlung, Wien; Foto: MAK/Georg
Mayer

Wien (OTS) - Mit ihrem scheinbar unbekümmerten Umgang mit Nacktheit
und Sexualität vermitteln ostasiatische Shunga (Frühlingsbilder) eine
freiere Sexualmoral, als sie uns in Europa anerzogen wurde. Die
MAK-Ausstellung "SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan" zeigt die
künstlerische Qualität der explizit erotischen Farbholzschnitte auf,
die trotz langen Verbots durch die japanische Regierung zum
Massenphänomen avancierten. Einzelblätter, Alben und Bücher von
namhaften Meistern wie Suzuki Harunobu, Katsushika Hokusai oder
Kitagawa Utamaro, großteils Leihgaben aus der Leopold Privatsammlung,
geben im MAK einen repräsentativen Einblick in diese oft tabuisierte
Facette der japanischen Kunstgeschichte. Zeitgenössische
Aktfotografien von Nobuyoshi Araki spannen den Bogen bis in die
Gegenwart.

Die MAK-Sammlung japanischer Farbholzschnitte zählt mit rund 4 200
Blättern zu den bedeutenden Ukiyo-e-Sammlungen in Europa. Ukiyo-e
(Bilder der fließenden Welt), denen die Shunga zuzuordnen sind,
illustrieren urbane Vergnügungen sowie bürgerliche Alltagsphänomene
rund um die Theater- und Vergnügungsviertel von Edo, dem heutigen
Tokio. Die explizite Darstellung von Sexualität in den Shunga
versperrte den erotischen Drucken lange Zeit den Eingang in
europäische Sammlungen. Auch die MAK-Sammlung beherbergt nur eine
Bildrolle eines anonymen Meisters aus der 2. Hälfte des 17.
Jahrhundert – das älteste in der MAK-Ausstellung gezeigte Objekt.

Der formale Umgang mit nackten Körpern und die zum Teil
vielschichtigen Anordnungen von Kimonofaltungen heben Shunga deutlich
von naturalistischen Darstellungen des Liebesspiels ab.
Charakteristisch sind die anatomische Detailgenauigkeit, manchmal
extreme Körperstellungen und übergroß dargestellte Genitalien. Oft
zeigen Shunga auch humorvolle Szenen, wie beispielsweise ein kleines
Mädchen, das durchs Schlüsselloch ein Liebespaar beobachtet und ruft:
„Ich sag’s der Mama“.

Ein Labyrinth aus Panelen leitet die BesucherInnen durch die
chronologisch gegliederte Ausstellung im MAK DESIGN LABOR. Den
Auftakt zum Parcours bilden frühe Shunga-Serien aus dem 17.
Jahrhundert, die dem Zyklus der zwölf Monate folgen und – mit einem
Titelblatt – dreizehn zusammengehörige Drucke ergeben. Suzuki
Harunobu (ca. 1725–1770), einer der wichtigsten Entwerfer von Shunga,
entwickelte die anfangs in schwarz-weiß umgesetzten Holzschnitte zu
Vielfarbendrucken weiter und sprach zum Beispiel mit seinen Parabeln
zwischen chinesischer Dichtkunst und japanischer Erotik unter anderem
die reiche und gebildete BürgerInnenschicht Edos an.

Fast alle bekannten Ukiyo-e-Künstler entwarfen auch erotische
Farbholzschnitte, wodurch sich die künstlerische Qualität von Shunga
erklärt. Kitagawa Utamaro (1753–1806) wandelte die ursprünglich
verträumten erotischen Szenen Harunobus zu eindeutigeren
Darstellungen. Er verleiht dem Genre mehr Selbstverständlichkeit und
zeigt auch halberotische häusliche Szenen wie die Schönheit (Bijin)
bei der Körperpflege. Die heute am Kunstmarkt kaum noch erhältlichen
Alben Utamaros zählen zu den begehrtesten Werken der japanischen
Kunst. Seine Serie "Negai no itoguchi [Erwachen der Begierde]" (1799)
ist im MAK vollständig zu sehen.

Erotische Phantasien und die Welt der Mythologie und der Geister
verknüpft der – nicht nur durch seine Serie "36 Ansichten des Berges
Fuji" weltberühmte – Katsushika Hokusai (1760–1849). Während der
Meiji-Ära (1868–1912) variiert die Qualität der Shunga. Im Zentrum
steht nicht länger die Schönheit (Bijin), vielmehr geht es um
erotische Motive wie die junge Studentin oder die selbstbewusste
Frau. Durch die neuen technischen Möglichkeiten der Fotografie verlor
der Farbholzschnitt als Massenmedium ab dem letzten Viertel des 19.
Jahrhunderts an Bedeutung. Der Künstler Hashiguchi Goyō (1880–1921)
ließ die Tradition der Ukiyo-e als einer der ersten in "neuen
Drucken" (Shin hanga) wieder aufleben und schuf ein modernes,
selbstbewusstes Frauenbild, das an die Blätter Utamaros erinnert.

Die MAK-Ausstellung schließt mit ausgewählten Fotografien des
japanischen Künstlers Nobuyoshi Araki (geb. 1940), der in mehreren
Aktfotografie-Serien auf Shunga aus der Edo-Periode Bezug nimmt.

Der Großteil der in "SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan" gezeigten
Werke stammt aus der herausragenden Ukiyo-e Sammlung Rudolf Leopolds
(1925–2010), die sich heute im Eigentum seines Sohnes Diethard
Leopold befindet, der die Sammlung stetig erweitert. Die tabulose
Darstellung des Geschlechts in den Farbholzschnitten beeindruckte in
Europa und wurde erst durch Egon Schiele in ähnlich direkter Form
methodisch in ganzen Serien von Blättern umgesetzt. Die Holzschnitte
sind ein konstitutiver Bestandteil der Sammlung Rudolf Leopolds, der
um den Schiele-Kern eine Gesamtschau von Wien um 1900 zusammentrug.
Ein Teil der umfassenden Shunga-Sammlung war in der von Diethard
Leopold kuratierten Japan-Ausstellung "Fragilität des Daseins" im
Leopold Museum im Jahr 2012/2013 zu sehen.

Während Shunga zur Zeit ihrer Entstehung wahrscheinlich als
Pornografie galten, steht heute die kunstgeschichtliche Bedeutung im
Fokus. Im Ausstellungsbetrieb kamen erotische Farbholzschnitte bisher
kaum vor, da die Grenzen zwischen erotischer Kunst und Pornografie
oft verschwimmen. Das British Museum war mit seiner großangelegten
Ausstellung "Shunga: sex and pleasure in Japanese art" im Jahr 2013
ein Vorreiter der Präsentation in Europa. In Japan selbst folgte 2015
die erste große Shunga-Ausstellung im Museum Eisei Bunko in Tokio.

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog, herausgegeben
vom MAK, mit Textbeiträgen von Susanne Klien, Diethard Leopold und
Sepp Linhart, ca.200 Seiten, 80 Abbildungen. Erhältlich im MAK Design
Shop.

Diese Ausstellung enthält explizit erotische Darstellungen, die das
moralische Empfinden von Personen unter 16 Jahren verletzen könnten.

Pressefotos zur Ausstellung stehen unter MAK.at/presse zum Download
bereit.

RAHMENPROGRAMM

Kuratorenführungen mit Johannes Wieninger
Do, 13.10.2016, 17:00 Uhr
Di, 8.11.2016, 18:00 Uhr

Regelmäßige Führungen
15.10.2016 – 11.12.2016
Sa, 14:00 Uhr
So, 15:00 Uhr

18.12.2016 – 29.1.2017
Sa, 15:00 Uhr

Jeden Dienstag bis einschließlich 24. Jänner 2017:
18:00 Uhr
Rundgang durch das MAK und Führung SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan

MAK SENIORiNNEN
Mi, 19.10.2016, 15:00 Uhr
Ausstellungsführung, anschließend weiterführendes Gespräch im
Restaurant Salonplafond im MAK
Gesamtpreis € 15
Information und Anmeldung unter: T +43 1 711 36-298, education@MAK.at

Kurzvorträge und Führungen zu SHUNGA. Erotische Kunst aus Japan
Di, 24. Jänner 2017, 18:00–21:00 Uhr

Print On Demand
Kunstdrucke in höchster Qualität: Während der Ausstellung werden
zahlreiche Blätter als Print on Demand angeboten. Mehr Informationen
unter repro@MAK.at

PRESSEDATEN

Press Preview: Dienstag, 11. Oktober 2016, 10:30 Uhr
Eröffnung: Dienstag, 11. Oktober 2016, 18:30 Uhr
Ausstellungsort: MAK DESIGN LABOR, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer: 12. Oktober 2016 – 29. Januar 2017
Öffnungszeiten: Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr, Jeden
Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Gastkurator: Diethard Leopold
Kurator: Johannes Wieninger, Kustode MAK-Sammlung Asien
Wissenschaftliche Beratung: Sepp Linhart
Publikation: Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog,
herausgegeben vom MAK, mit Textbeiträgen von Susanne Klien, Diethard
Leopold und Sepp Linhart, ca. 200 Seiten, 80 Abbildungen. 
Erhältlich im MAK Design Shop.
MAK-Eintritt: € 9,90 / ermäßigt € 7,50 / Familienkarte € 13 
Eintritt frei für Jugendliche unter 19 Jahren

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MAK

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