• 18.08.2016, 09:29:02
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Busek: Politik muss begreifen, dass wir es mit einem schleichenden 3. Weltkrieg zu tun haben

Wien (OTS) - Hieß es vor einiger Zeit, dass Europa dank des
europäischen Einigungsprozesses noch nie eine so lange friedvolle
Zeit erlebt habe, rücken nun die Auseinandersetzungen, vom
Ukraine-Konflikt bis hin zu den Attentaten inmitten der Großstädte
immer näher. Genau genommen haben wir es mit einem schleichenden
Dritten Weltkrieg zu tun. Vizekanzler a.D. Erhard Busek zieht bei
einer Veranstaltung in Weitra eine sehr ernüchterndes Resümee der
aktuellen weltweiten Krisen. Dass man den Ernst der Lage nicht
wirklich erkannt habe, liegt wohl auch daran, dass die Erinnerung an
die großen Kriege verblasst ist, man gar nicht mehr an das Gegenteil
von Frieden denkt.

Aber auch das Charakeristikum eines Krieges hat sich gewandelt. Genau
genommen, so Busek, hat man es mit einem Hineinkriechen kriegerischer
Auseinandersetzungen in die Gesellschaft zu tun. Es geht nicht mehr
um Herrschaftsansprüche einzelner Länder sondern darum, dass Kräfte
am Werk sind, die die Gesellschaft an sich treffen wollen.

Ein Faktum sei es auch, dass die Politik nicht nur generell an
Qualität verloren, sondern noch nicht begriffen hat, was eigentlich
in der Welt vorgeht. Ein generelles Problem der Gesellschaft sei
dabei der Mangel an geistiger Orientierung. Dazu kommt ein Hang zur
Agggressivität, der sich unter anderem in den sozialen Medien zeigt,
wo ein Mangel an sozialer Kontrolle besteht.

Trotz des düsteren Status quo sieht Busek auch positive Aussichten.
"Wir schaffen des", lautet sein Credo. Um die Entwicklung in den
Griff zu bekommen, wird aber unter anderem ein Umdenken, ein Abschied
vom Ich-bezogenen, nationalstaatlichen Denken notwendig sein. Vor 25
Jahren, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hatte man das Gefühl,
dass Europa stärker zusammenrückt. Jetzt geht der Trend wieder in die
gegenteilige Richtung. Das zeigt sich sogar an Österreich, das mit
fast allen seinen Nachbarstaaten etwa in Zusammenhang mit der
Flüchtlingskrise Dispute führte.

Der langjährige ÖVP-Politiker sieht nicht zuletzt auch in der
europäischen Politiklandschaft den Bedarf eines Strategiewechsels:
Die etablierten Parteien müssen endlich erkennen, dass man
rechtspopulistische Parteien nicht noch rechts überholen kann.

Anlass der Veranstaltung mit Erhard Busek war übrigens eine
Sonderausstellung im Schloss Weitra, die unter dem Motto "Lili
Marleen, ein Schlager macht Geschichte" steht, einen Überblick über
dessen Entstehungsgeschichte gibt. Vor 75 Jahren, am 18.August ging
dieses Lied, das die Sehnsucht der Menschen nach Frieden in einer
stürmischen kriegerischen Welt artikulierte um 21 Uhr 57 erstmals "on
air" - und wurde zu einem Grenzen und Fronten überschreitenden
Welthit.

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