- 03.08.2016, 12:19:43
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Kärntner Ärztekammer: „Nebeneinander von Kassen- und Wahlärzten unverzichtbar!“
Demontage der Wahlärzte wäre Kahlschlag des niedergelassenen Systems
Utl.: Demontage der Wahlärzte wäre Kahlschlag des niedergelassenen
Systems =
Klagenfurt (OTS) - „Damit beschneidet man die freie Arztwahl, nämlich
das Recht der Patienten, dass sie den Arzt ihres Vertrauens aussuchen
dürfen und man verlängert ihre Wartezeit auf eine Behandlung. Das
wäre ein weiterer Schritt in eine staatlich reglementierte
medizinische Unterversorgung“. So beurteilt der Präsident der
Kärntner Ärztekammer Dr. Josef Huber den Vorschlag des
Gesundheitssprechers der SPÖ NRAbg. Erwin Spindelberger, dass
Krankenkassen ihren Versicherten keine Kostenrückerstattung für
Wahlarztrechnungen leisten sollten.
Dr. Huber beschreibt die medizinische Versorgungsstruktur am Beispiel
Kärntens: „Die 256 Allgemeinmediziner und 201 Fachärzte, die derzeit
in Kärnten einen Kassenvertrag haben, könnten den notwendigen Bedarf
längst nicht mehr abdecken. 2014 wurden 240.000 Wahlarztrechnungen
bei der GKK eingereicht. Dies bedeutet, dass im Schnitt an jedem
Werktag zumindest ca. 1.000 Kärntner GKK-Versicherte einen Wahlarzt
aufsuchen. Die tägliche Versorgung wäre ohne die 637 angemeldeten
Wahlärzte in Kärnten (212 Ärzte für Allgemeinmedizin, 425 Fachärzte)
undenkbar.“
„Es wird seit Jahren verabsäumt, den Stellenplan für Kassenärzte zu
erweitern. Damit gewinnt die Alternative Wahlarzt immer mehr an
Bedeutung und plötzlich will man dies abschaffen“, ärgert sich Dr.
Huber über eine solche Aussage eines Politikers. Es sei aber
besorgniserregend, dass diese Idee vom Gesundheitssprecher der
Kanzlerpartei komme. Daher müsse man energisch widersprechen.
Ihre Umsetzung hätte dramatische negative Konsequenzen für
zehntausende Patienten, die den Arzt ihres Vertrauens auswählen. Die
Kassenärzte, deren Zahl in den letzten Jahren nicht dem Bedarf einer
älter werdenden Bevölkerung angepasst wurde, könnten diese Lücke
niemals füllen. Schon heute müssten Patienten bei Fachärzten
wochenlang auf einen Termin warten. Ohne Wahlärzte wäre die Situation
längst nicht mehr tragbar. Sie kompensieren zunehmend die
Versorgungsdefizite.
Aus Umfragen weiß man, dass die Menschen in Kärnten konkrete Gründe
haben, warum sie sich an einen Wahlarzt wenden. Am häufigsten (41 %)
wird das Motiv genannt: „Weil er mehr Zeit für mich aufwendet.“ Die
rasche Terminvereinbarung und eine hohe Qualität sind weitere
Merkmale, die von über 20 % angeführt werden. Die geringere Wartezeit
in der Ordination ist noch für 10 % der Befragten ein Argument.
„Die Kärntner Ärztekammer fordert entschieden, dass dieses
Nebeneinander von Kassen- und Wahlärzten erhalten bleibt, wobei wir
für eine Erhöhung der Kassenstellen eintreten“, betont Dr. Huber.
Wer eine Demontage der Wahlärzte verlange, strebe einen Kahlschlag
des niedergelassenen Systems an. Abschließend verweist Dr. Huber
darauf, dass viele Ärzte gar keinen Kassenvertrag mehr anstreben.
„Sie arbeiten lieber als Wahlärzte, statt in dieses mit Bürokratie
und Verrechnungsbeschränkungen überfrachtete System zu gehen. Das
Kassensystem müsse jedenfalls attraktiver werden, dafür sollte sich
die Gesundheitspolitik einsetzen,“ fordert Dr. Huber.
Man dürfe auch nicht übersehen, dass die Krankenkassen ihren
Versicherten aufgrund eines komplizierten Systems nur einen geringen
Teil der Wahlarztrechnungen ersetzen. Der Zugang zu Wahlärzten sei
damit ohnehin sozial eingeengt und jetzt wolle die Politik ihn noch
mehr einschränken. „Das ist für die Menschen nicht zumutbar“, stellt
Präsident Dr. Huber abschließend fest.
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