• 03.08.2016, 10:38:15
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Aufnahmeverfahren trotz Mangel an Programmierer_innen

Bundesregierung kann sich nicht entscheiden: Zugang zum Informatikstudium weiter beschränkt, während Programmierer_in zum Mangelberuf erklärt wird

Utl.: Bundesregierung kann sich nicht entscheiden: Zugang zum
Informatikstudium weiter beschränkt, während Programmierer_in
zum Mangelberuf erklärt wird =

Wien (OTS) - Vor etwa einem Jahr wurden Zugangsbeschränkungen für
diverse Informatikstudien beschlossen. An der Technischen Universität
Wien, die die Hälfte aller Informatikstudierenden in Österreich
ausbildet, sind die Studienplätze ab dem Studienjahr 2016/17 nun auf
581 limitiert. Für dieses Jahr konnten sich 749 Interessierte gültig
für das Verfahren registrieren. Im Vergleich dazu haben im
Studienjahr 2015/2016 insgesamt 1125Personen ein Informatik- oder
Wirtschaftsinformatik-Studium an der TU Wien begonnen. Somit wurde
etwa die Hälfte der Studienplätze gekürzt.

„Immer wieder werden Programme gestartet, um mehr Personen für die
Informatik zu begeistern, gezielt auch solche für Frauen*. Trotzdem
werden die Möglichkeiten, einen höheren Abschluss in der Informatik
zu erwerben, immer weiter beschränkt. Der Schritt des Ministeriums,
von 980 geforderten Plätze im Jahr 2013 auf 581 zu reduzieren, ist
jedenfalls einer in die falsche Richtung und hat das
Aufnahmeverfahren erst ermöglicht. Wir fordern eine Ausfinanzierung
der Informatikstudien und die Möglichkeit für alle, ein solches
Studium auch aufzunehmen.“, so Tanja Travnicek, Vorsitzende der
Studienvertretung Informatik an der TU Wien.

Anstatt die MINT Studienfächer ausreichend zu finanzieren, hat die
Bundesregierung kürzlich ein 12 Punkte umfassendes Paket beschlossen,
in dem eine Investion von 185 Millionen Euro in österreichische
Start-Ups angestrebt wird. Besonders hervorzuheben ist Punkt 10, in
dem festgesetzt wird, den Programmierer_innen-Beruf als Mangelberuf
zu klassifizieren.

Die Studienvertretung Informatik der TU Wien findet es fragwürdig, in
Zeiten, in denen großes Interesse an der Informatik sowohl bei
Studierenden als auch in Forschung und Wirtschaft vorhanden ist, den
Zugang zum Informatikstudium zu beschränken. Das Resultat müssen die
Studieninteressent_innen ausbaden: Zusätzlich zur 2011 verschärften
und inzwischen minimal abgemilderten Studieneingangs- und
Orientierungsphase muss ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren
durchlaufen werden.

In einer Presseaussendung der TU Wien zum Reihungstest wies Dekan
Werthner darauf hin, dass die Fakultät für Informatik mit dem
Aufnahmeverfahren die "richtigen" Studierenden finden will. Sabrina
Burtscher von der Studienvertretung Informatik: "Wir halten die
Einteilung von Studieninteressierten in 'richtig' oder 'falsch' für
abfällig und schädlich. Ein faires Aufnahmeverfahren existiert nicht,
die im Gesetz geforderte Diskriminierungsfreiheit ist praktisch
unerfüllbar. Alle Beschränkungen haben Konsequenzen und führen zu
verstärkter sozialer Selektion. Die Teilnahmegebühr von 50 Euro mag
zwar nicht nach viel Geld klingen, ist aber nicht der einzige
Kostenfaktor, der durch das Aufnahmeverfahren entsteht."

Neben dem finanzielle Aspekt hat die Aufnahmeprüfung eine
abschreckende Wirkung auf Studierende, die mit größeren Barrieren zu
technischen Studien konfrontiert sind. Das betrifft unter anderem
Studieninteressierte ohne unterstützendes Umfeld oder Vorbilder im
Bekanntenkreis. "Das Aufnahmeverfahren wird die Diversität der
Studierenden auf der Fakultät spürbar beeinträchtigen.", so
Travnicek.

Angesichts der ungebrochen hohen Anzahl an Studieninteressierten, der
hohen Nachfrage an IT-Fachkräften in der Wirtschaft und der sozialen
Selektivität der Aufnahmeverfahren fordert die Studienvertretung
Informatik ein klares Bekenntnis zur Förderung von
Informatik-Studienplätzen in Österreich.

Die Studienvertretung Informatik ist die gesetzliche
Interessensvertretung der Informatikstudierenden an der TU Wien.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | HTU

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