- 06.07.2016, 11:28:42
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NÖ Spitalsärzte: Abschluss der Gehaltsverhandlungen
Sicherung einer soliden Zukunft für rund 3.800 Ärztinnen und Ärzte
Utl.: Sicherung einer soliden Zukunft für rund 3.800 Ärztinnen und
Ärzte =
Wien (OTS) - Knapp ein Jahr haben Vertreter der Ärztekammer für
Niederösterreich, des Zentralbetriebsrates der Landeskliniken und der
Gewerkschaft mit Vertretern des Landes Niederösterreich verhandelt.
Nun liegt eine Gehaltsreform für die angestellten Ärztinnen und Ärzte
in den NÖ Landeskliniken vor, die gerecht und sozial ausgewogen ist.
Profitieren werden beide Seiten: Ärztinnen und Ärzte, weil sie für
gute Arbeit fair entlohnt werden, aber auch das Land Niederösterreich
als Arbeitgeber, weil durch die verbesserten Bedingungen Ärztinnen
und Ärzte im Land gehalten und neue Ärztinnen und Ärzte gewonnen
werden können. Diese Entwicklung kommt auch allen Patientinnen und
Patienten zugute. „Ich bin sehr froh, dass wir in Niederösterreich
nun wieder ein sehr gutes und vorzeigbares Gehaltsschema haben“,
meint OA Dr. Ronald Gallob, Vizepräsident der NÖ Ärztekammer und
Kurienobmann der angestellten Ärzte, am Mittwoch im Zuge einer
Pressekonferenz. „Mit der nun verhandelten Spitalsärztegesetz-Novelle
haben wir es geschafft, die Gehälter für die niederösterreichischen
Spitalsärztinnen und -ärzte auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu
heben. Dafür haben wir den 2012 begonnenen Weg weiterverfolgt und
können heute ein Gehaltsschema präsentieren, das im Einklang mit dem
Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz steht.“
Gleichstellung aller in Ausbildung stehender Ärztinnen und
Ärzte
Bisher hatten Turnusärzte, also Ärzte in Ausbildung zum
Allgemeinmediziner, ein niedrigeres Gehalt als Assistenzärzte, das
heißt Ärzte in Ausbildung zu einem Facharzt. Dieser Unterschied wurde
mit der aktuellen Novelle auch im Hinblick auf die neue
Ärzteausbildungsordnung ausgeglichen. Damit wird es künftig keine
Differenzierung mehr bei der Entlohnung von in Ausbildung stehenden
Ärztinnen und Ärzten geben. „Dieser Schritt war uns sehr wichtig, um
einen Anreiz für Medizinabsolventen zu schaffen, die
allgemeinmedizinische Ausbildung zu beginnen. Denn die letzten Jahre
zeigen deutlich, dass wir gut ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen
und -mediziner brauchen, sowohl im Krankenhaus als auch außerhalb der
Spitäler im niedergelassenen Bereich“, meint OA Dr. Wolfgang
Walentich, sozialpolitischer Sprecher der NÖ Ärztekammer und Mitglied
des Verhandlungsteams. Durch diesen Schritt konnte eine deutliche
Aufwertung des Arztes für Allgemeinmedizin erzielt werden. Es ist
dies ein Ausdruck der Wertschätzung für die Disziplin der
Allgemeinmedizin.
Anhebung der Grundgehälter bringt vielen Ärztinnen und Ärzten
Besserstellung
Nachdem viele Bundesländer ihre Gehaltsarchitektur in den letzten
Monaten verändert haben, gab es zwischen diesen teilweise deutliche
Unterschiede beispielsweise bei den auszubildenden Ärzten oder
Oberärzten. „Mit der aktuellen Gehaltsreform konnten wir diese
Unterschiede zwischen Niederösterreich und den umliegenden
Bundesländern größtenteils ausgleichen“, berichtet OA Dr. Josef
Sattler, Vorsitzender des Wohlfahrtsfonds der NÖ Ärztekammer und
ebenfalls im Verhandlungsteam der Ärztekammer. Schon bisher erhielten
Niederösterreichs Spitalsärztinnen und Spitalsärzte aufgrund ihrer
Tätigkeit eine Gefahrenzulage. Sattler dazu: „Diese Gefahrenzulage
wird künftig in das Grundgehalt einberechnet. Diese Umschichtung
bedeutet einen höheren Stundenlohn, der auch für Überstunden und im
Krankheitsfall fortbezahlt wird, was eine Verbesserung für alle
Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus darstellt.“
Individuelle Arbeitszeitobergrenzen für Ärztinnen und Ärzte
Es zählt zu den Aufgaben der Politik, eine gute medizinische
Versorgung sicherzustellen. Eine angemessene Entlohnung und sonstige
gute Rahmenbedingungen bilden dafür eine gute Basis. Dazu gehören
auch vernünftige Arbeitszeiten. „In diesem Punkt bietet
Niederösterreich seit Jahren eine attraktive Lösung. Aufgrund
individuell abgeschlossener Betriebsvereinbarungen können Ärztinnen
und Ärzte ihre Wochenstundenobergrenze selbst festlegen. Diese
individuelle Wahlfreiheit trägt sehr zu einer positiven
Work-Life-Balance bei und wird von den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern sehr geschätzt. Dies unterscheidet Niederösterreich
ebenfalls positiv von den übrigen Bundesländern“, so Gallob.
Eine gerade von der NÖ Ärztekammer durchgeführte Umfrage zeigt,
dass sich mehr als die Hälfte der Spitalsärztinnen und -ärzte für
eine Betriebsvereinbarung mit bis zu 48 Stunden durchschnittlicher
Wochenarbeitszeit entschieden hat.
Andrang zum Medizinstudium ist ungebremst hoch
Das Interesse am Medizinstudium ist seit Jahren ungebremst hoch,
doch dürfen aufgrund der restriktiven Aufnahmekriterien gerade einmal
10,7 Prozent der Interessenten ihr Wunschstudium Humanmedizin
beginnen. In zwei Tagen ist es wieder so weit: 15.129 BewerberInnen
treten zum gemeinsamen Aufnahmeverfahren der Medizinischen
Universitäten an und versuchen, einen der begehrten 1.620
Studienplätze zu ergattern. 75 Prozent von ihnen werden in Österreich
maturiert haben, 20 Prozent in einem anderen EU-Land und fünf Prozent
außerhalb der EU. „Neben dem Problem der Zugangsbeschränkung haben
wir auch das Problem, dass viele Studienabsolventen ihre Ausbildung
nicht in Österreich beginnen wollen, sondern zum Beispiel lieber in
ihr Heimatland zurückkehren. So entscheidet sich bereits mehr als ein
Drittel der Medizinabsolventen für eine weitere Laufbahn im Ausland
oder in einem anderen Berufsfeld. Unter den deutschen Absolventen
liegt dieser Prozentsatz laut einer Befragung sogar bei 79 Prozent.
Umgekehrt ist die Anzahl derer, die aus dem Ausland kommen und sich
für eine ärztliche Tätigkeit in Österreich entscheiden, relativ
klein“, so Gallob.
Es war daher besonders wichtig, das Gehaltsschema für die
Spitalsärztinnen und -ärzte in Niederösterreich zukunftsfit
weiterzuentwickeln. „Niederösterreich braucht gut bezahlte Arbeit am
kranken Menschen und das gilt für alle Berufsgruppen, die mit kranken
Menschen arbeiten“, ergänzt Walentich. „Jeder wird verstehen, dass
sich Jungmediziner für einen Ausbildungsstandort entscheiden, an dem
neben der Qualität der Ausbildung auch die Rahmenbedingungen wie
Arbeitszeit, Work-Life-Balance, Arbeitsbedingungen, aber auch Gehalt
am attraktivsten sind.“
Neues NÖ Spitalsärztegesetz ist zukunftsfit und attraktiv
Die NÖ Ärztekammer ist mit dem Ziel in die Verhandlungen gegangen,
dem Mangel an hochqualifizierten Ärztinnen und Ärzten in den
niederösterreichischen Landeskliniken entgegenzuwirken und neue
Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen. Langfristig sollen sichere und
hochwertige Arbeitsplätze in Niederösterreichs Landeskliniken die
medizinische Versorgung der Bevölkerung sichern. Dieses gemeinsame
Ziel der Verhandlungspartner wurde mit dem aktuellen Abschluss
erreicht.
Sehr gute Vorbereitung, diszipliniertes Verhandeln und sachliche
Diskussionen haben letztendlich zu einem Ergebnis geführt, das
Niederösterreich wieder zu einer Vorzeigeregion macht. Einzigartig
war auch diesmal die Kooperation zwischen Ärztekammer,
Zentralbetriebsrat und Gewerkschaft. Durch die Gehaltsreform ist
Niederösterreich im Spitalswesen wieder ins Spitzenfeld vorgedrungen
und konkurrenzfähig geworden. Sattler berichtet dazu: „Ziel war es,
die Gesundheitsversorgung in Niederösterreichs Krankenhäusern zu
erhalten. Mit dieser Reform gibt es viele Gewinner. Außerdem ist es
gelungen, Bewusstsein unter den Verantwortlichen dafür zu schaffen,
dass Gehälter nicht - wie in manch anderen Bundesländern - auf
geleisteten Überstunden mit zum Teil unrealistischen Zuschlägen
aufbauen sollen. Durch die jahrelange sehr gute Gesprächsebene mit
dem Land konnten wir in intensiven, aber immer fairen Verhandlungen
unsere Ziele für dieses Gehaltsschema umsetzen.“
Dipl. KH-BW KR Peter Maschat, Zentralbetriebsratsvorsitzender in
der Landeskliniken-Holding, ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem
Verhandlungsergebnis: „Diese Gesetzesnovelle zeigt, dass
Niederösterreich wieder im Spitzenfeld dabei ist. Wir haben es
geschafft, langfristig qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu
sichern. Damit bleiben die Landeskliniken für die Ärztinnen und Ärzte
attraktiv und die medizinische Versorgung der Bevölkerung gesichert.
Mit der Novelle haben wir eine angepasste leistungsorientierte
Entlohnung für die Ärzteschaft geschaffen. Das ist gerecht und fair.“
Strukturreformen werden folgen
Mit der nun vorliegenden Gehaltsreform wurde ein Etappenziel
erreicht. In einem weiteren Schritt sind Strukturreformen notwendig,
für die die Gehaltsreform eine gute Basis bildet. Man werde die
notwendigen Strukturierungen sowie die Finanzierung des gesamten
Krankenversorgungssektors thematisieren und Lösungen finden, ist sich
das Verhandlungsteam einig. Die Politik ist nun gefordert, ein
Strukturkonzept mit klar definiertem Versorgungsauftrag festzulegen
und umzusetzen. Denn moderne Medizin braucht leistungsstarke
Strukturen, die die Arbeit am komplex kranken Menschen ermöglichen.
„Selbstverständlich freue ich mich über die finanzielle
Besserstellung der Spitalsärztinnen und Spitalsärzte, aber auch über
die gegenseitige Wertschätzung, die sich zwischen unserem
Verhandlungsteam und dem Verhandlungsteam auf Landesseite entwickelt
hat. Darauf kann die weitere kammerpolitische Arbeit aufgebaut werden
kann“, so Gallob abschließend.
Spitalsstatistik
Nachdem vergangenen Sommer die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte in
den niederösterreichischen Landeskliniken mit 3.783 einen Tiefpunkt
erreicht hat, steigt die Zahl der Anstellungen derzeit wieder an.
Aktuell arbeiten 3.854 Ärztinnen und Ärzte in den
niederösterreichischen Landeskliniken. 1.550 davon absolvieren ihre
Ausbildung. Der Frauenanteil liegt bei rund 46 Prozent.
Fotos finden Sie in Kürze auf der Website der Ärztekammer für
Niederösterreich www.arztnoe.at.
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