• 22.06.2016, 09:00:01
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  • OTS0016 OTW0016

Sans Papiers – Ambassadors for World Migration

Fußballer als Botschafter der Emigration/Immigration - Footballers as Ambassadors in a Migrating World

Utl.: Fußballer als Botschafter der Emigration/Immigration -
Footballers as Ambassadors in a Migrating World =

Wien (OTS) - Der Verein „FC Sans Papiers – Die Bunten“ spielt in der
Wiener Liga B 2. Klasse und fördert seit 2002 die Integration
Jugendlicher aus vorwiegend Drittstaaten, die in Österreich leben. FC
Sans Papiers – Die Bunten spielen stellvertretend für alle Menschen
ohne gültige Dokumente/Illegalisierte, damit „Emigration/Immigration
als universale Grundrechte“ Gültigkeit haben.

Das Team des FC Sans Papiers wurde ins Leben gerufen, damit junge
Männer im Asylverfahren im Alltag nicht die Balance verlieren und die
Gesellschaft für sich erschließen können. Beim Fußballsport lernen
sie, ihre innere Stärke zu kultivieren, um sich auch abseits des
Spielfelds behaupten zu können. Die Begegnung innerhalb des eigenen
und mit den anderen Teams fördert die Kenntnis von Sitten und Regeln
demokratischer Fairness sowie Respekt gegenüber jeglichen Gegnern.
Pünktlichkeit und Disziplin im Wettkampf sowie Respekt vor den
Gesetzen des Landes gehören mit zum Bewusstsein eines
„Botschafters/Ambassadors” durch den Fußballsport jener Menschen, die
der Staat bisher noch ausschließt oder diskriminiert.

Die Dynamik der Begegnung zwischen jungen Leuten im Zeichen des
Fußballs ist somit ihre Botschaft und ihre Kunst als Mit-Architekten
der Gesellschaft. Die Vergesellschaftung von morgen, die einen
diversitären Pluralismus der Demokratie bedeuten kann, braucht diese
Botschafter.

Dr. Di-Tutu Bukasa, Obmann und Leiter des Fußballklubs:

„Bereits vor ca. 20 Jahren kündigte sich die starke Änderung der
weltpolitischen Landschaft im Zusammenhang mit der Expansion des
Finanzkapitalismus an. Im Anspruch auf die im Westen gewollte
Globalisierung wurde die Bewegung des Kapitals zu etwas Heiligem und
nicht diskutierbar erklärt. Für die Standorte des Kapitals gilt
allein, wo die Bedingungen optimal sind, wo die höchste Rendite
lockt. Für diejenigen, die Finanzströme um den Erdball jagen, ist der
Raum aufgehoben. Damit ist der „clash” zwischen Menschen, die das
Kapital in der Welt bewegen, die die Denationalisierung der Bewegung
des Kapitals zu einem „Glauben” gemacht haben, und jener „Menge”, die
dadurch gezwungen ist, sich jenseits ihrer ursprünglichen Heimat bzw.
ihres Nationalstaats zu bewegen, gegeben. Unter dem Diktat der
Globalisierung lernt man, dass die Universalität der Werte, nämlich
Liberté, Egalité und Fraternité (Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit) eine Chimäre ist. Viele Opfer der Globalisierung
gelten hierzulande als „Illegale“. In Österreich verharren sie meist
Jahre in einem System, das sie zwischen gesellschaftlicher Ablehnung
und Schubhaft – wie einen Spielball – hin und her wirft.

Somit schließt sich der Fußball-Club dem klassischen, humanistischen
Appell „Kein Mensch ist illegal!“ an und ruft in einer Werbe und
Plakatkampagne zu Solidarität auf.

Emigration/Immigration als Grundrecht

Das Recht auf Mobilität ist ein Grundrecht, wird aber nur unter
bestimmten Umständen zugelassen. Doch wenn Menschen infolge von
Auswanderung in einem solchen Ausmaß sterben wie vor vier Wochen, als
knapp 900 Menschen im Mittelmeer ertranken, dann ist das nicht nur
ein Symptom für die Tragik, die sich hinter der Migration verbirgt
oder nur ein Symbol dafür, dass die Weltordnung des „Nationalstaates“
selbst durch die Vereinten Nationen und ihrer Architektur als
Grundlage betrachtet wird, um Demokratie, Ökonomie, sozialen Frieden
und Menschrechte zu sichern, längst überwunden sind, und daher neu
definiert werden muss.

Forderungen und Ziele der Kampagne

Der Schutz der identitätsbildenden Lebensformen und Traditionen soll
letztendlich der Anerkennung ihrer Mitglieder dienen. Das Recht auf
gleichen Respekt, den jeder auch in seinen identitätsbildenden
Lebenszusammenhängen beanspruchen darf, hat nichts mit der vermuteten
oder tatsächlichen Exzellenz seiner Herkunftskultur und mit allgemein
goutierten Leistungen zu tun.

Ein Staatsvolk, das die Volksnation als austauschbare Begriffe für
eine Bürgerschaft behauptet, die eine auf Gleichartigkeit gegründete,
demokratische Selbstbestimmung ist und nationale Unabhängigkeit bzw.
die Selbstbehauptung, Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung
einer Nation in ihrer exklusiven Eigenart sucht, ist im 21.
Jahrhundert eine Tradition der Speziesismus-Zivilisation, welche das
Volk im Sinne des homogenen in Reinkultur versteht und „schützen“
will. Diese Tradition hat nur für das eigene Volk Einsicht und
Rechtspopulismus, Exklusion und Fremdenfeindlichkeit zum Ziel. Daher
ist der Parameter des Anti-Speziesismus in der europäischen
Verfassung notwendig. Wir, die Sans Papiers, stehen für eine
Anti-Speziesismus Kultur und Zivilisation, was in der Verfassung
Europas verankert werden soll.

Wie seinerseits der Nationalstaat eine überzeugende Antwort auf die
historische Herausforderung und ein funktionales Äquivalent für die
in Auflösung begriffenen frühmodernen Formen der sozialen Integration
war, stehen wir heute vor einer analogen Herausforderung, eine
föderative europäische Kontextualität im Sinne der europäischen
Integrationsprozesse zu finden.

Außerdem ist die Wirtschaftsmigration und Ungerechtigkeit der
nördlichen Hemisphäre gegenüber Afrikanern südlich der Sahara durch
die Globalisierung zum sine qua non der Dinge der
Selbstidentifikation geworden. Die ökologische Vergewaltigung der
Lebensräume, durch die Finanzwelt und den ruchlosen Kapitalismus,
können Hilfs- und Entwicklungsprojekte nicht nachkommen. Diese
Emigranten als Wirtschaftsflüchtlinge abzustempeln und zu bestrafen,
ist Unfug. Menschen verlassen ihre angestammte Heimat nicht ohne
Grund oder große Not. Zur Dokumentation ihrer Hilfsbedürftigkeit
reicht in der Regel die bloße Tatsache der Flucht aus.

Da das Wahlrecht das Grundinstrumentarium für den/die
BürgerIn/Citoyen/Citoyenne in einer Demokratie ist, empfehlen wir,
endlich das kommunale Wahlrecht für BürgerInnen, die nicht die
Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedslandes haben, doch in Österreich
wohnen und Steuern zahlen, einzuführen.

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