• 09.06.2016, 11:00:01
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Billige Bananen machen krank.

ArbeiterInnen auf ecuadorianischen Bananenplantagen bezahlen mit ihrer Gesundheit für billige Bananen in Österreich

Utl.: ArbeiterInnen auf ecuadorianischen Bananenplantagen bezahlen
mit ihrer Gesundheit für billige Bananen in Österreich =

Wien (OTS) - Der günstige Preis und die ganzjährige Verfügbarkeit
machen die Banane zur beliebtesten Südfrucht der ÖsterreicherInnen.
Ob als Bananensplit oder -milch, jede/r ÖsterreicherIn konsumiert
rund zwölf Kilogramm Bananen im Jahr. Jede dritte dieser Bananen
kommt aus Ecuador. Die heute präsentierte Südwind-Studie
„Bananenproduktion in einem Klima der Angst” zeigt die sozialen und
ökologischen Kosten des konventionellen Bananenanbaus in Ecuador.
Bananen-PlantagenarbeiterInnen leiden an Erbrechen, Durchfall und
Hautreizungen. Die Löhne decken nur etwas mehr als die Hälfte der
monatlichen Haushaltsausgaben.

Jorge Acosta von der ecuadorianischen Gewerkschaft ASTAC, der Südwind
bei den Recherchen unterstützt hat, verteilte selbst als Pilot eines
Sprüh-Flugzeuges jahrelang giftige Pestizide über Bananenplantagen.
Heute setzt er sich für die Rechte und den Gesundheitschutz der
ArbeiterInnen ein. „Mir wurde bewusst, welche gravierenden Umwelt-
und Gesundheitsprobleme die von mir versprühten Pestizide
verursachen. Der mit den Sprüh-Flugzeugen verteilte Pestizidregen
prasselt nicht nur auf die Bananenpflanzungen nieder. Die Chemikalien
landen auch auf den benachbarten Feldern und Wohngebieten”,
beschreibt Jorge Acosta heute bei einer Pressekonferenz in Wien die
Situation vor Ort. „Neben den gesundheitlichen Belastungen ist der
niedrige Lohn das größte Problem für die Menschen”, so Acosta. Der
monatliche Durchschnittslohn von PlantagenarbeiterInnen beträgt rund
325 Euro. Laut der Statistikbehörde in Ecuador wäre ein monatliches
Einkommen zwischen von 570 und 590 Euro nötig, um die grundlegenden
Ausgaben eines Haushaltes tätigen zu können. Abschließend meint
Acosta: „Besonders kritisch ist zudem, dass Arbeiterinnen und
Arbeiter eingeschüchtert und verfolgt werden, wenn sie für ihre
Rechte eintreten wollen. Wir von der Gewerkschaft ASTAC riefen mit
unseren Beschwerden schon die Vereinten Nationen an, weil es uns in
Ecuador kaum gelingt, zu unserem Recht zu kommen.”

Für die Studie der Menschenrechtsorganisation Südwind
„Bananenproduktion in einem Klima der Angst” wurden gemeinsam mit dem
Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter über 70
Bananenplantagen-ArbeiterInnen und KleinbäuerInnen in Ecuador
befragt. Die Studien-Ergebnisse belegen, dass im konventionellen
Bananenlandbau die Menschen deutlich häufiger unter Symptomen wie
Schwindel, Erbrechen und Durchfall, Augenbrennen und Hautreizungen,
Müdigkeit, Schlaflosigkeit und unregelmäßigem Herzschlag leiden. Ihr
Risiko Beschwerden des Magen-Darm-Traktes zu entwickeln liegt sechs
bis achtmal so hoch wie bei anderen Menschen. Gesundheitsgefährdende
Stoffe, die in Verdacht stehen krebserregend zu sein (wie z.B.
Glyphosat oder Ethoprop), oder Wirkstoffe, deren Verwendung in der EU
bereits verboten ist, werden ohne jegliche Schutzmaßnahmen verwendet.
Vier Fünftel der Befragten, die Pestizide regelmäßig anwendet, tragen
keine Masken oder Handschuhe. „Aus ärztlicher Sicht machen diese
Missstände deutlich, dass Landbewirtschaftung mit Pestizid-Einsatz in
Ländern des globalen Südens unumgänglich mit gesundheitlichen
Beeinträchtigungen der Landarbeiter und Landarbeiterinnen verbunden
ist. Dies kann so nicht länger akzeptiert werden”, stellt Prof. Dr.
Hans-Peter Hutter, von der Organisation ÄrztInnen für eine gesunde
Umwelt fest.

Ecuador ist der weltweit größte Exporteur von Bananen und zweitgrößte
Produzent von Bio-Bananen. Dennoch werden nur auf sechs Prozent der
Anbaufläche Bio-Bananen und auf drei Prozent FAIRTRADE-Bananen
angebaut. „Supermarktketten wie REWE, Hofer, Spar und Lidl müssen das
Angebot von bio-fairen Bananen schnellstens ausbauen. Produkte, die
Menschen krank machen, dürfen keinen Platz in den Regalen der
Supermärkte haben”, fordert Konrad Rehling von Südwind und appelliert
an die KonsumentInnen: „Der Preisunterschied zwischen konventionell
angebauten Bananen und Bananen mit FAIRTRADE- und Bio-Zertifizierung
ist rund ein Euro bis ein Euro fünfzig Cent pro Kilogramm. Das heißt,
für rund 15 bis 20 Euro mehr pro Jahr können Konsumentinnen und
Konsumenten den Plantagenarbeitern und -arbeiterinnen zu fairen
Löhnen und gesünderen Arbeitsbedingungen verhelfen.”

Rehling ergänzt: „Diese menschenunwürdigen Verhältnisse dürfen nicht
länger hingenommen werden. Wir rufen daher alle Akteure der
Lieferkette, insbesondere Supermarktketten und Regierungen, dazu auf,
sicherzustellen, dass die Plantagenarbeiterinnen und -arbeiter einen
angemessenen Lohn erhalten und vor dem Kontakt mit toxischen
Pestiziden geschützt werden. Wir rufen Supermarktketten dazu auf,
ihre Marktmacht dafür zu nutzen, dass allen Lieferanten
einschließlich der kleinbäuerlichen Produzenten faire Preise bezahlt
werden, um die Kosten einer sozial gerechten, fairen und nachhaltigen
Produktion tragen zu können.”

Südwind setzt sich im Rahmen der europaweiten Kampagne „Make Fruit
Fair!” für einen fairen Handel mit tropischen Früchten ein. Heute
wurde eine europaweite Petition an Lidl gestartet, die neben der
Bezahlung existenzsichernder Löhne für PlantagenarbeiterInnen und
fairer Preise für KleinbäuerInnen die Einhaltung von Umwelt- und
Gesundheitsstandards auf Bananenplantagen fordert.

Fotos:
Kostenloses Bildmaterial unter www.suedwind.at/pressefotos/

Berichte:
„Bananenproduktion in einem Klima der Angst“ und
„Bananen-Pestizid-Studie“ unter
https://www.suedwind.at/presseaussendungen/

Petition:
Lidl, mach Dich fit für fair! unter
www.suedwind.at/handeln/kampagnen/make-fruit-fair/

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