- 01.06.2016, 13:44:15
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Studie zu Arbeitsbedingungen in Kindergärten und Krippen
AK und Gewerkschaften fordern Verbesserungen
Utl.: AK und Gewerkschaften fordern Verbesserungen =
Wien (OTS) - Studien zeigen, dass elementare Bildungseinrichtungen
eine Schlüsselfunktion für Chancengerechtigkeit im Bildungssystem
haben. Obwohl in den letzten Jahren viel passiert ist, bleibt der
Ausbau von Plätzen weiterhin eine Herausforderung. Parallel zum
Ausbau muss aber auch an der Qualität gearbeitet werden, um den
Anspruch als elementare Bildungseinrichtungen erfüllen zu können.
Dabei haben die Beschäftigten in der elementaren Bildung eine enorm
wichtige Aufgabe. In einer neuen, qualitativen Studie des Instituts
für Kinderrechte und Elternbildung und des Instituts für
Familienforschung wurden ElementarpädagogInnen und AssistentInnen zu
Herausforderungen des Arbeitsalltags und was dies für das Wohlergehen
und die Förderung der betreuten Kinder bedeutet, befragt. Die Studie
entstand im Auftrag der Arbeiterkammern Wien, Niederösterreich,
Kärnten und Tirol.
Aufgabenvielfalt und Gruppengröße
In den Fokusgruppen zeigte sich, dass der Arbeitsalltag für die
Beschäftigten oft von Stress geprägt ist und die PädagogInnen das
Gefühl haben, nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Kinder
eingehen zu können. Der Hauptgrund dafür sind die großen Gruppen und
das zu geringe Verhältnis von Fachkraft zu Kindern.
Einige Zitate aus den Fokusgruppen:
„Ich stehe zum Beispiel alleine da mit 14 Kindern (...) da können
manche nicht essen, ich muss aber wickeln, muss die Betten
wegräumen.“
„Also du musst dem Zweieinhalbjährigen gerecht werden, der halt gerne
am Schoß sitzt und der gerne individuelle Zuwendung hat und du musst
aber die Sechsjährigen auch auf die Schule vorbereiten."
Uneinheitliche Aufgabengebiete der unterstützenden Kräfte
Während manche vorwiegend für die Arbeit mit den Kindern zur
Verfügung stehen, sind andere durch umfangreiche haushälterische
Aufgaben gebunden und daher kaum in der Gruppe präsent. Wie die
unterstützenden Kräfte eingesetzt sind, variiert nicht nur zwischen
den Bundesländern, sondern auch zwischen den Trägern. Dazu kommt,
dass es keine bundeseinheitlichen Ausbildungsstandards für die
AssistentInnen gibt.
Zitate aus den Fokusgruppen, wie „ich habe die komplette Putzarbeit
über" , „ich muss (täglich) eineinhalb Stunden putzen" oder „ich habe
das Gartenhaus lackiert" illustrieren, dass in diesen Fällen
dementsprechend wenig Zeit bleibt, um die PädagogInnen in der Arbeit
mit den Kindern zu unterstützen.
Mangelnde Anerkennung als Bildungseinrichtung
Im internationalen Trend zeigt sich die Anerkennung von
Kinderbetreuungs- als Bildungseinrichtungen durch die Zuordnung der
Verantwortlichkeit zum Bildungsministerium. In der EU ist das nur
noch in Deutschland und Österreich nicht der Fall. Auch der Mangel an
Vorbereitungszeit zeigt, wie wenig selbstverständlich Bildungsarbeit
im Kindergarten ist. Ebenso wenig ist verankert, dass es eine
laufende Supervision geben soll.
Im internationalen Vergleich sind Österreichs ElementarpädagogInnen
auch bei der Entlohnung vergleichsweise schlechter gestellt. Während
Kindergartenfachkräfte in Italien, Frankreich, Polen,
Baden-Württemberg und Dänemark annähernd gleich viel verdienen wie
LehrerInnen, werden sie in Österreich deutlich schlechter entlohnt.
So weist der AMS-Gehaltskompass für KindergartenpädagogInnen beim
Berufseinstieg ein Gehalt von 1.920 bis 2.130 Euro aus, bei
LehrerInnen der Primarstufe (VolksschullehrerInnen) aber 2.120 bis
2.360 Euro brutto pro Monat. Damit besteht bereits zu Beginn ein
Unterschied von 200 Euro.
Zitate aus der Fokusgruppe: „Ich merke ganz stark den Unterschied zu
den Lehrern. Ich habe eine Freundin, die hat jetzt als
Volksschullehrerin begonnen, die ist wer anderer."
„Aber im Grunde sieht man den Wert dann, wenn Sachen gemacht werden
wie [die] PISA-Studie und alles dann umgewälzt wird auf den
Kindergarten. Wir müssen Sprachstands-Erhebungen machen, wir müssen
Sprachförderung machen. [Aber wir] bekommen keine finanziellen
Mittel, keine Ausbildung, kein zusätzliches Personal (...)"
Bedarf nach einer neuen PädagogInnenausbildung
Derzeit findet nach Meinung der PädagogInnen zu wenig Kontakt mit den
Kindern statt und die Vorbereitung auf die Erziehungs- und
Bildungspartnerschaft mit den Eltern fehlt vollkommen. Als
Lösungsansätze werden einerseits ein stärkerer Praxisbezug in der
Ausbildung erachtet, andererseits die Akademisierung der Ausbildung.
Internationale Empfehlungen sehen einen Anteil von 50 Prozent
Fachkräften mit Ausbildung auf Hochschulniveau vor.
Einheitliche Standards in ganz Österreich
Das betrifft vor allem die maximale Gruppengröße, den
Betreuungsschlüssel, aber auch die Vereinheitlichung von
Vorbereitungszeit, Öffnungszeiten und Mindeststandards der
Räumlichkeiten.
AK und Gewerkschaften fordern auf Basis der Ergebnisse:
1. Verantwortung beim Bildungsressort und ein Bundesrahmengesetz für
die Elementarbildung
2. Besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel und kleinere Gruppen
3. Verteilung der Ressourcen nach sozialen Kriterien
4. Ausbildung auf Hochschulniveau
5. Ausreichend bezahlte Vor- und Nachbereitungszeiten
6. Genug Raum und passende Ausstattung auch für die Beschäftigten
7. Angemessene Entlohnung
8. Mehr Diversität bei den Beschäftigten
9. Eine nachhaltige Finanzierung über einen aufgabenorientierten
Finanzausgleich
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