- 31.05.2016, 08:05:01
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Unsere Arbeit ist nötig! Amerlinghaus muss selbstverwaltetes Kulturzentrum bleiben!
Drohende neuerliche Personalkürzungen stellen Weiterbestand des Kultur- & Kommunikationszentrums in Frage
Utl.: Drohende neuerliche Personalkürzungen stellen Weiterbestand
des Kultur- & Kommunikationszentrums in Frage =
Wien (OTS) - Das Kulturzentrum im Amerlinghaus am Wiener Spittelberg
ringt weiter um eine für den Weiterbetrieb ausreichende
Grundkostensubvention. Sollte die Förderung der Stadt Wien (MA13),
die seit 2004 nicht mehr valorisiert wurde, nicht endlich an die
massiven Kostensteigerungen angepasst werden, drohen akut
existenzbedrohende Kürzungen beim Personal und der Infrastruktur.
„Bei jährlich automatisch steigenden Kosten wie Miete oder Strom
bedeutet die Nicht-Anpassung der Subvention eine permanente
substantielle Kürzung unserer Mittel und ein schleichendes
Aushungern“ kritisiert Renate Nahar.
Zuletzt gab es 2012 seitens der rot-grünen Stadtregierung endlich ein
glaubwürdiges Commitment zum Zentrum und eine Grundkostenförderung,
die zumindest Miete, Strom und das bereits auf einen Minimalstand
reduzierte Personal abdeckte. Bereits ein Jahr später wurde die
Förderung jedoch schon wieder um 15.000,- reduziert. „Es ist einem
zusehends fehlenden Nachhaltigkeitsgedanken in der Förderpolitik zu
schulden, dass seitdem wieder keine Planungssicherheit für die Arbeit
im Kulturzentrum hergestellt werden konnte“, so Nahar. Im aktuellen
Jahr 2016 übersteigen allein die Grundkosten für Miete, Strom und
Gehälter die Subvention schon um rund € 10.000,-. Das grundlegende
Problem kann nur durch eine rückwirkende Wertanpassung gelöst werden.
Erschwerend kommt dazu, dass die Verhandlungen mit der GESIBA, an die
die Miete von der MA13 direkt überwiesen wird, um Mietreduktion, um
eine gerechtere Aufteilung der Betriebskosten und dringend nötige
Renovierungen im März 2016 gescheitert sind. Gleichzeitig hält die
Gesiba aktuell einen Betrag von rund 200.000,- Euro zurück, der für
Reparaturen und Sanierungen vorgesehen wäre, kritisiert Michael
Bonvalot. „Die Gesiba steht der Stadt Wien nahe. Es ist also eine
politische Entscheidung, ob die Gemeinde ein Viertel der Subvention -
denn soviel macht die Miete bereits aus - an die Gesiba zahlt, und ob
das Haus saniert wird oder uns die Decke bald buchstäblich auf den
Kopf fällt“.
Jährlich nützen derzeit rund 60.000 Personen die Räumlichkeiten im
Amerlinghaus. Das Kultur- und Kommunikationszentrum ist seit über 40
Jahren eine niederschwellige Einrichtung für kritische,
nicht-kommerzielle (inter-)kulturelle, soziale und Bildungsarbeit.
Rund 70 verschiedene Initiativen sind im Kulturzentrum tätig.
„Das Amerlinghaus darf nicht dem neoliberalen Sparstift zum Opfer
fallen“, sagt Tina Holzer. „Hier treffen einander Menschen aller
Altersgruppen, Migrant_innen, Künster_innen, politisch Aktive ebenso
wie Obdach- und Erwerbsarbeitslose. Das Kulturzentrum, das am Limit
seiner Auslastungsgrenze ist, hat die letzten Jahre noch ein Stück
weiter aufgemacht, um Raum z.B. für Deutschkurse für geflüchtete
Menschen zur Verfügung zu stellen. Nun ist es an der Zeit, dass die
politisch Verantwortlichen handeln.“
Personalkürzungen stehen unmittelbar bevor
Waren es 1978 noch über 10 Angestellte, die mit der Subvention
finanziert werden konnten, so muss die gesamte Betreuung und
Koordination dieser Vielzahl von Aktivitäten und Nutzungen, sowie die
gesamte Instandhaltung und Reinigung vom bereits (zuletzt 2004) auf
den allernötigsten Minimalstand gekürzten Personal (drei
Teilzeit-Kräften und einer Vollzeitkraft) getragen werden.
Um die wirtschaftliche Sorgfaltspflicht zu erfüllen, sieht sich
jedoch der Vereinsvorstand nun gezwungen, noch vor dem Sommer
Kürzungen beim Personal vorzunehmen. „Durch Kürzungen oder
Kündigungen würde das Leistungsspektrum des Kulturzentrums dramatisch
zurückgefahren werden. Gerade in Zeiten, in denen
Basis-Bildungsarbeit von großer demokratiepolitischer Bedeutung ist,
wäre es ein Wahnsinn, wenn hier gekürzt würde“, so Alex Bettelheim
vom Vorstand des Kulturverein Spittelberg.
Unsere Arbeit ist nötig!
„Durch eine weitere Stundenkürzung würden wir arbeits- und
handlungsunfähig gemacht, nicht zuletzt auch im Sinn der kritischen
Positionierung des Zentrums und seiner Parteilichkeit für
prekarisierte und marginalisierte Positionen“ so Lisa Grösel. „Ein
Freiraum ist mehr als ein „bloßer“ Raum! Wir fordern die Anerkennung
der wichtigen Sorge- und Schnittstellenarbeit zwischen Kunst und
Kultur, Sozialem und Bildung, die hier generationenübergreifend,
inter- und transkulturell sowie zivilgesellschaftlich über
„Szene“-Grenzen hinweg täglich geleistet wird.“
Auch die Hausgruppen unterstützen den Kampf der Mitarbeiterinnen des
Info-, Koordinations- und Projektbüros gegen weitere Stundenkürzungen
und fordern den Fortbestand des Zentrums als eine – und immer öfter
die einzige - unverzichtbare solidarische Infrastruktur und
Ressource.
Das Kultur- und Kommunikationszentrum im Amerlinghaus ist als Raum
gesellschaftlicher Teilhabe und Involvierung und als solidarische
Infrastruktur für soziales Engagement und eine lebendige
Zivilgesellschaft unverzichtbar. Als offene und nicht-kommerzielle
Einrichtung bildet es einen Begegnungsraum, der Diskussion und
Austausch fördert, Berührungsängste abbaut, Vereinzelung und
Abschottung verhindert und in hohem Maße sozial inklusiv wirkt.
„Um die vielfältige Arbeit des Zentrums weiterhin aufrechterhalten zu
können, fordern wir von der Stadt Wien ein klares Bekenntnis zur
Förderung der Grundkosten des Zentrums und eine fixe Wertanpassung.
Das Kulturzentrum ist kein Einzelfall. Gerade deshalb finden wir es
wichtig, unsere Anliegen und Forderungen nach außen zu tragen und
öffentlich zu machen. Es muss endlich eine politische Diskussion
darüber geführt werden, warum gerade in gesellschaftlich
grundlegenden Bereichen wie Soziales, Bildung und Basiskultur immer
weiter eingespart wird.“ sagt Claudia Totschnig.
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