- 24.05.2016, 10:49:23
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„Menschen & Mächte“-Doku über „Die Not am Mann – Männerbilder im Wandel“
Am 25. Mai um 22.30 Uhr in ORF 2
Utl.: Am 25. Mai um 22.30 Uhr in ORF 2 =
Wien (OTS) - „Die Hierarchie oder heilige Ordnung der Männer gilt,
seitdem die Menschheit sesshaft geworden ist“, meint der Philosoph
Gerhard Schwarz. In den Führungsetagen heimischer Konzerne und
Betriebe gibt es keine „Not am Mann“, eher einen Überschuss an
Männern. Auf der anderen Seite sind Frauen in den vergangenen
Jahrzehnten in Berufe vorgedrungen, die als Männerdomänen galten. So
steuern sie heute Militär- und Passagierjets, Hubschrauber oder Züge.
Doch wie sieht es umgekehrt aus? Wo sind die Männer in jenen Berufen,
die als traditionell weiblich gelten? Dieser Frage geht die „Menschen
& Mächte“-Dokumentation „Die Not am Mann – Männerbilder im Wandel“
von Edith Stohl und Florian Gebauer am Mittwoch, dem 25. Mai 2016, um
22.30 Uhr in ORF 2 nach.
Frauen haben historisch gewachsene Erfahrung mit Fürsorge und
Fürsorglichkeit, aber vor allem mit Kindererziehung. Das belegt trotz
Frauenbewegung und Emanzipation der Blick in die Statistik.
Kindergärten etwa sind mehrheitlich männerfrei. Es gibt massenweise
„Tanten“: 52.000 Kindergartenpädagoginnen stehen in Österreich 1.000
„Onkeln“ gegenüber. Das sind gerade einmal zwei Prozent. Auch in der
Volksschule ist das Verhältnis eindeutig: 2.500 Lehrer, 31.000
Lehrerinnen.
Auch in den Pflegeberufen herrscht traditionell „Not am Mann“. Es
gibt Krankenschwestern, aber wenige „Krankenbrüder“, die nennt man
dann Pfleger. Insgesamt arbeiten ca. 250.000 Österreicher/innen in
Pflegeberufen, 90 Prozent davon sind weiblich. Im Durchschnitt
arbeiten männliche Pfleger nur sieben Jahre in ihrem Job und wechseln
dann oft in andere medizinische Bereiche, werden Pharmareferenten
oder wählen Fortbildungen im medizinisch-technischen Bereich. Wieso
gibt es nur so wenige männliche Erzieher und Lehrer in unserem
Kinderbetreuungssystem? Interviewte Frauen und Männer, die in diesen
Berufen arbeiten, versuchen neben Geschlechterforschern Antworten
darauf zu geben.
Der Beruf bedeutet viel mehr als Prestige und gutes Gehalt. Wenn eine
Frau Anerkennung erhält, wenn sie Ärztin, Ingenieurin, Polizistin
oder Lokomotivführerin ist, ein Mann, der Kindergärtner oder Pfleger
wird, aber nicht, so schwingt hier die Frage der Rollen und
Geschlechterbilder mit. Ein Bub oder Jugendlicher, der mit Puppen
spielt, kann schnell schief angesehen werden, wahrscheinlich ein
Weichling oder Träumer. Daher fragt die Dokumentation: Wann ist ein
Mann ein Mann? Was ist eigentlich ein „typischer Mann“ oder eine
„typische Frau“? Mit welchen Idealen wurde Männlichkeit und
Weiblichkeit im Laufe der Geschichte verbunden? Die Väter, die im
Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpften, gaben ihre Ideale von
Männlichkeit, von Ordnung, Disziplin und Pflichtbewusstsein an die
Söhne und Enkel weiter. Die rebellierten dann ab 1968. Zugleich
höhlten Feminismus und Frauenbewegung als stete Tropfen die Steine.
Es folgten Quotenregelungen und Gleichbehandlungsgesetze. Eigentlich
Belege, dass sich männliche Bekenntnisse nicht immer mit mentalen
Erkenntnissen synchronisierten.
Prägungen und Rollenbilder entstehen in der Kindheit: zu Hause, im
Kindergarten und in der Volksschule. Womit spielen Burschen, womit
Mädchen? An welchen Vorbildern orientieren sich die Buben? Es sind
vor allem Codes und historische Genesen, die Männer zum Mann machen,
sagt die Genderforschung. Der spürbare Wandel traditioneller
Familienbilder, die zunehmende Zahl von Alleinerzieherinnen, das
Aufwachsen ohne Väter, schwule oder lesbische Paare, die Kinder
großziehen, können das männliche Selbstverständnis ebenso wie
Rollenbildprägungen steuern und mitbestimmen. Gleichzeitig jedoch
wirken die Einflüsse der Mediengesellschaft und des Internets stärker
als je zuvor. Auch ein Blick in die Welt der Computerspiele macht das
deutlich.
Die stetig gewachsene multiethnische Durchmischung von Kindergärten,
Volksschulen und höheren Schulen konfrontiert Pädagoginnen und
Pädagogen mit religiös und kulturell geprägten Rollenbildern, die
jenen oft diametral entgegenstehen, die in den Schulen vermittelt
werden. Darüber berichten betroffene Lehrerinnen und Lehrer. Ganz
besonders aktuell ist derzeit die Frage des Männerbildes bei
Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten. In Salzburg gibt es das
Integrationsprojekt „Heroes“. Junge Männer mit Migrationshintergrund
gehen als Botschafter für eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft
in Schulen, Jugendzentren und Wohnheime für unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge. „Ganze Männer machen halbe – halbe“ heißt
es. Ganz gleich in welchem gesellschaftlichen Bereich. Um sich dieser
Parität auch bei den „typischen Frauenberufen“ anzunähern, muss deren
Sozialprestige ebenso angehoben werden wie die recht niedrige
Entlohnung, auch das macht die Dokumentation deutlich.
Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und wird auch als Live-Stream angeboten.
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