- 18.05.2016, 11:45:31
- /
- OTS0132 OTW0132
Kärntner Ärztekammer-Präsident Dr. Josef Huber: „Schmerztherapie ist ein Gradmesser für die Humanität unserer Gesellschaft“
Anlässlich der von 19.-21.05. in Velden stattfindenden Jahrestagung der Österr. Schmerzgesellschaft empfiehlt Präs. Huber sein Bundesland als Vorbild in Sachen Schmerzversorgung.
Utl.: Anlässlich der von 19.-21.05. in Velden stattfindenden
Jahrestagung der Österr. Schmerzgesellschaft empfiehlt Präs.
Huber sein Bundesland als Vorbild in Sachen Schmerzversorgung. =
Klagenfurt (OTS) - In ganz Österreich leiden nach Schätzungen von
Experten 1,5 bis 1,8 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen.
„Wir haben das Recht auf bestmögliche Schmerztherapie in einer
eigenen Patientencharta gesetzlich verankert. Doch für viele
Patienten und Patientinnen bleibt das totes Recht, weil die
Ressourcen fehlen, um die notwendigen vernetzten Strukturen zu
schaffen“, so der Kärntner Ärztekammerpräsident Dr. Josef Huber bei
einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung der
Österreichischen Schmerzgesellschaft in Velden am Wörthersee.
Wie auch der Präsident der wissenschaftlichen Tagung, der Kärntner
Schmerzspezialist Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar ausführte, ist die
Versorgungslage für chronische Schmerzpatienten in den letzten Jahren
nicht besser sondern – ganz im Gegenteil – in vielen Teilen
Österreichs sogar schlechter geworden. Jede fünfte der einst
vorhandenen 50 Schmerzambulanzen musste aus Personalmangel oder wegen
fehlender finanzieller Ressourcen geschlossen werden. Von den
verbleibenden halten etliche gerade noch einen Betrieb von wenigen
Stunden aufrecht.
Was fehlt, kritisiert Präsident Dr. Huber, seien festgelegte
Behandlungspfade und abgestufte Angebote. „Wir müssen verhindern,
dass die Betroffenen oft erst nach jahrelangem Leidensweg adäquate
Hilfe erlangen“, fordert Dr. Huber. „Jeder Schmerzpatient und jede
Schmerzpatientin müssen auf der Versorgungsstufe behandelt werden,
die für seine oder ihre Situation am besten geeignet ist. Eine
strukturelle Verankerung der Schmerztherapie in unserem
Gesundheitssystem ist dringend erforderlich.“
Dies sei nicht nur „erstes ärztliches Ziel und ein Gebot der
Humanität“, sondern auch in Hinblick auf die enormen, von
Schmerzkrankheiten verursachten volkswirtschaftlichen Kosten
notwendig. „Je stärker die Schmerzen sind und umso länger sie nicht
behandelt werden, desto mehr werden die Leistungen des
Gesundheitssystems in Anspruch genommen“, betont Dr. Huber. „Am Ende
dieser Leidensspirale stehen dann noch weit höhere Folgekosten für
vermehrte Krankenstände und den Verlust des Arbeitsplatzes“.
Vorzeigeland Kärnten
Mit der Situation im eigenen Bundesland zeigt sich der
Ärztekammerpräsident deutlich zufriedener: „In Bezug auf die
Schmerztherapie kann das kleine Kärnten wesentliche Erfolge
vorweisen. Das beginnt damit, dass hier im Österreich-Vergleich
überdurchschnittlich viele Allgemeinmediziner das Schmerzdiplom der
Ärztekammer erworben haben. Diese wichtige Fortbildung wird in
Kärnten schon seit 25 Jahren angeboten und sehr gerne angenommen“.
Darüber hinaus sorgen Schmerzambulanzen für eine weiterführende
Behandlung der rund 270.000 Kärntner Schmerzpatienten und
-patientinnen. An der Spitze der Versorgungspyramide steht Zentrum
für interdisziplinäre Schmerztherapie Onkologie und Palliativmedizin
(ZISOP) am Klinikum Klagenfurt. An der von Univ.-Prof. Dr. Rudolf
Likar geleiteten Einrichtung wird ein österreichweit einzigartiges
Modell der multimodalen Schmerztherapie angeboten: Ein
interdisziplinäres Team aus Anästhesisten, Neurologen, Physikalischen
Medizinern, Physiotherapeuten, Psychologen und Psychotherapeuten
bieten für ausgewählte schwer schmerzkranke Patienten ein
spezifisches Programm, das neben der ambulanten Schmerzbehandlung
unter anderem auch medizinische Trainingstherapie,
Koordinationstraining, Ausdauer- und Krafttraining, psychologische
Gruppentherapie, Schmerzbewältigungs- und Entspannungstraining und
Stressbewältigung umfasst.
„Dass die wissenschaftliche Tagung der Schmerzgesellschaft wieder in
Kärnten stattfindet, ist auch eine verdiente Anerkennung für
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar und sein Team“, betonte der
Ärztekammerpräsident. „Seinem jahrelangen, engagierten Einsatz ist es
zu verdanken, dass die Situation hier bei uns doch um einiges besser
ist als in anderen Bundesländern“.
Sparen durch Investitionen
Dass sich Investitionen in solche – durchaus kostenintensive –
Behandlungsangebote langfristig lohnen, zeigen nicht nur
internationale Studien sondern auch eine externe Evaluierung des
multimodalen Behandlungskonzeptes durch die Kärntner
Gebietskrankenkasse. Nach eingehender Prüfung aller direkten und
indirekten Kosten, kamen die Kassen-Prüfer zum Schluss, dass den
notwendigen Mehrkosten am Ende deutliche Einsparungen gegenüber
stehen. „Die Gesamtkosten haben sich nach der Intervention auf 60,35
Prozent reduziert“, heißt es dazu im entsprechenden Bericht. Sowohl
der Kärntner Gesundheitsfonds als auch die
Sozialversicherungsanstalten würden von den Einsparungen profitieren.
Für den Rest Österreichs fordert Dr. Huber rasche Maßnahmen und
Investitionen, die es erlauben an diese Standards anzuschließen. „Die
Humanität einer Gesellschaft kann man nicht zuletzt daran erkennen,
wie sehr sie sich um Schmerzpatienten kümmert. Wir dürfen es nicht
zulassen, dass Menschen in Arbeitsunfähigkeit und sozialer Isolation
landen, weil sie keinen Zugang zu den Möglichkeiten der modernen
Schmerzmedizin finden können“, so der Appell des Kärntner
Ärztekammer-Präsidenten.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AEK






