• 11.05.2016, 12:09:58
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Österreichs Zementindustrie: Jahresbilanz 2015 und Prognose 2016

Keine Reindustrialisierung in Österreich sichtbar

http://www.apa-fotoservice.at/galerie/7781 Im Bild
v.l.n.r.: Mag. Rudolf Zrost (Vorstandsvorsitzender der Vereinigung
der Österreichischen Zementindustrie, Geschäftsführer der
Unternehmensgruppe Leube) DI Sebastian Spaun (Geschäftsführer der
Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie)

Utl.: Keine Reindustrialisierung in Österreich sichtbar =

Wien (OTS) - „Die Standortpolitik in Österreich stellt auch die
Zementindustrie vor größte Herausforderungen. Die Kosten für Arbeit
und Energie zählen weltweit zu den höchsten. Die mangelnde Umsetzung
einer erfolgreichen Bildungspolitik führt zu einem Problem bei der
Rekrutierung notwendiger Fachkräfte und die Bürokratisierung des
Klimaschutzes verschärft das Dilemma. Das EU-Ziel, den
Industrie-Anteil bis 2020 auf 20 Prozent zu steigern, scheint in
weiter Ferne“, sagt Zrost.

Globale Bedeutung Europas innerhalb von zehn Jahren
marginalisiert

Europa glaubt den Klimaschutz beeinflussen zu können, aber die
Industrieproduktion wurde in ihrer Bedeutung im Vergleich zu China
und dem restlichen Asien in den letzten Jahren bereits
marginalisiert. Im Jahr 2001 hatte China einen Anteil von 38,3
Prozent an der weltweiten Produktion von Zement, das restliche Asien
26,1 Prozent und Europa 15,6 Prozent. 2014 schnellte der Verbrauch
Chinas bereits auf 56,5 Prozent hoch, während der Anteil Asiens auf
23,9 Prozent fiel. Europas Zementproduktion sank seit 2001 auf einen
Anteil von nur mehr 5,7 Prozent. Die Staaten der EU 28 nehmen dabei
nur einen Anteil von 3,5% Prozent ein. „Der unglaubliche Aufwand für
den europäischen CO2 - Zertifikatehandel wird die Welt leider nicht
retten können“, sagt Zrost.
(Die Marginalisierung Europas- Grafik1)

Reindustrialisierung Europas nicht bis Österreich
durchgedrungen

Die EU Kommission hatte 2014 beschlossen, die regulatorische Umgebung
zu verbessern, die für die Unternehmen zu mehr Planungssicherheit
führen sollte. EU-Gesetze sollten einfacher gemacht und bürokratische
Lasten abgebaut werden. Vergleichbares sollte auch von den
Mitgliedsstaaten eingefordert werden. „Nach der großen Finanz- und
Immobilienkrise wurde die Reindustrialisierung Europas ausgerufen,
allein außer zusätzlichen Belastungen ist in Österreich nichts
passiert“, kritisiert Zrost. „Österreich mutiert von einem
Industriemusterland, das stolz auf seine Leistungen und den damit
einhergehenden Wohlstand war, zu einem Verwaltungsstaat. Der
industrielle Kern wird zunehmend ausgehöhlt, damit fehlen auch
Investitionen in den Regionen der Standorte“, so Zrost weiter.

Mit hoch entwickelten Produkten in der internationalen
Top-Liga

Europa stellt für Zementprodukte keinen Massenmarkt mehr dar, sondern
produziert vor allem Qualitätsware. „Dank großer Forschungsintensität
haben wir in Österreich eine hochentwickelte Baustoffindustrie“, sagt
DI Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der
Österreichischen Zementindustrie. Österreichs Unternehmen spielen im
Hoch- und Tiefbau international in der Top-Liga mit. Die
Zementindustrie sei ein wesentlicher Finanzier und Stützpfeiler der
heimischen Wissensgemeinschaft. Spaun: „Smart Minerals, eine
gemeinsame Tochter der TU Wien und VÖZ, ist ein Beispiel wie eine
Zusammenarbeit gut und erfolgreich funktioniert.“ Die Verzahnung der
Industrie mit den Universitäten sei wichtig, denn werde diese aus dem
Land vertrieben, dann gebe es bald keine Forschung mehr und eine
schleichende Reduktion der Unis. „Wir müssen den aktuellen Anteil
zumindest halten um unser Know-how in die Welt exportieren zu
können“, appelliert Spaun und ergänzt: „Österreich hat damit einen
großen Hebel um international zum Klimaschutz beizutragen.“

EU 28: Zementproduktion von Bau- und Industrie-Produktion
entkoppelt

Die Entwicklungen der Industrie-, Bau-, und Zementproduktion,
innerhalb der EU 28 – Staaten, haben sich seit der Finanz- und
Immobilienkrise entkoppelt. Die Industrieproduktion ist schnell und
stark eingebrochen, hat sich aber deutlich rascher erholt. Während
der europäische Bausektor bis 2013 kontinuierlich gefallen ist und
seither eine leichte Erholung sichtbar wird, lag die Zementproduktion
2008 bereits bei nur 70 Prozent und 2015 nur mehr bei 50 Prozent
gegenüber den Ausgangswerten von 2006. Damit hat sich die
Zementindustrie in ihrer Entwicklung von der Bau- und
Industrieproduktion abgespaltet. Ausschlaggebend dafür waren die
massiven Einbrüche in Spanien, Italien und Griechenland und das
Platzen von Immobilienblasen.
(Abspaltung der Zementproduktion- Grafik2)

Vier Prozent Plus für 2015

Mit ihren hoch entwickelten Produkten haben sich Zementproduktion und
Umsatz der elf österreichischen Werke, trotz schwieriger Bedingungen,
positiv entwickelt. So wurde im Jahr 2015 gegenüber 2014 eine
Steigerung um vier Prozent verzeichnet. Damit konnte ein Marktvolumen
von 4,6 Millionen Tonnen bedient und ein Umsatz von 388 Millionen
Euro erreicht werden. Die Exporte stiegen gegenüber 2014 mit 446.000
Tonnen um fast 15 Prozent. Die Importe verringerten sich auf 832.600
Tonnen Zement um knapp 11 Prozent. „Unsere Produktionen sind nicht
exakt planbar“, erklärt Zrost, „denn die Zementindustrie wird von der
Baunachfrage bestimmt und nicht umgekehrt.“ Trotz
Baubewilligungsrekorde ist die Wohnbautätigkeit schwach geblieben. So
hat sich Anfang 2015 der Rückgang der Wohnbauproduktion verstärkt und
kam erst zur Jahresmitte zum Stillstand. Geschätzte 52.000 Einheiten
wurden österreichweit fertiggestellt (Q.: GBV). Auch die
Tiefbaukonjunktur hat sich erst nach dem ersten Halbjahr 2015
stabilisiert und konnte nominell im Bereich von etwa 1-2 Prozent
wachsen.
(Das Wachstum der österreichischen Zementindustrie- Grafik3)

Moderate Erwartung für 2016

Für 2016 ist eine Trendwende im Bereich der Wohnbauinvestitionen zu
erwarten. Der forcierte Wohnbau und großer Bedarf in der
Infrastruktur lassen auf ein positives Jahr hoffen. Zrost: „Die
bisherige Schwäche des Wohnbaus angesichts des Nachfragedrucks
überrascht. Bei rund 38.000 Haushaltsneugründungen pro Jahr und einer
seit Jahren stark steigenden Nachfrage ist auch das eine
Nachlässigkeit seitens der Politik.“ Ob die Wohnbauoffensive der
Bundesregierung mit 30.000 zusätzlichen Wohnungen bis 2020, sowie das
Wohnbauprogramm der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) mit 10.000
Wohnungen bis 2020 ausreichen werden, um die Nachfrage zu decken,
bezweifelt Zrost. „Wir hoffen auf Wachstumsimpulse durch den
Bahnausbau sowie Investitionen in Straßenbau und Tiefbau“, so Zrost
weiter. Die ÖBB plane in den nächsten fünf Jahren, allein in der
Ostregion, Ausgaben von rund 3,7 Milliarden Euro. Bau- Highlights
sind der Semmering-Basistunnel oder der Ausbau der Strecke
Wien-Bratislava. Koralmbahn inkl. Koralmtunnel sowie
Brennerbasistunnel sind weitere große Infrastrukturbauten der
nächsten Jahre. Auch für Ausbau und Erhaltung des hochrangigen
Straßennetzes sei bis 2020 ein Volumen von jährlichen 1,2 Milliarden
Euro (Q.: Bank Austria Economics) vorgesehen.

Intensivierung Umweltprogramme um 25 Prozent

Während die Zementindustrie 2015 einen Rückgang der
Gesamt-Investitionen von 5,7 Prozent verzeichnete, wurde das
Investment in den Umweltschutz um fast 25 Prozent erhöht und erreicht
damit 2015 einen Anteil von 46,3 Prozent. Spaun: „Die jahrelange
Vertrauenskrise der Industrie in den Staat ist nicht kleiner
geworden, aber Investitionen in den Umweltschutz haben Vorrang.“ Es
wurden zwei Forschungsgroßanlagen zur weiteren Senkung von Emissionen
gebaut. Spaun: „Diese neuen Umwelttechnologien werden weltweit
erstmals eingesetzt. Die österreichische Zementindustrie ist im
Innovationsbereich damit wieder international führend. Allerdings
müssen wir uns bewusst sein, dass eine „Nullemission“ nie möglich
sein wird. Aber wir setzen auf intensivste Forschung, um die
Emissionswerte so weit wie möglich zu minimieren.“
(Die Intensivierung von Umweltprogrammen- Grafik4)

Bundeseinheitliche Richtlinie für Ersatzrohstoffe

Die Freisetzung von HCB im Kärntner Görtschitztal veranlasste die
Zementindustrie zur Erarbeitung eines wissenschaftlich fundierten
Leitfadens zum Einsatz zukünftiger Ersatzrohstoffe. Dazu haben die
Behörden eine sehr strenge, technische Handlungsanleitung für
Sachverständige entwickelt, um den einheitlichen Vollzug in
Österreich sicherzustellen. Spaun dazu: „Bundeseinheitliche
Regelungen helfen die Schnittstellenprobleme durch die Zersplitterung
von Zuständigkeiten auf Bundes- und Landesebene zu verbessern. In
Zukunft ist österreichweit eine einheitliche Vorgangsweise
gesichert.“ Eine transparente und offene Kommunikation mit Behörden
und Stakeholdern führe zu zeitnahen Lösungen.

Modernste Zementproduktion mindert jährlich Emissionen

Die Werke der österreichischen Zementindustrie zählen zu den
modernsten Anlagen Europas. Bereits Ende der 1980er Jahre wurden
Alternativbrennstoffe für den Energiebedarf eingesetzt – heute
beträgt der Anteil daran fast 80 Prozent. Spaun: „Das ist
zweifelsohne ein Erfolg, der auch auf die CO2-Emissionen einen
positiven Einfluss nimmt. Darauf können wir stolz sein. Aber wir
sehen daran auch, dass Forschung eine gewisse Zeit braucht, bis
Resultate richtig greifbar sind.“ So sind die österreichischen Werke
bei der Produktion von Klinker der CO2-Benchmark - im Vergleich zu
den europaweit besten Werken - um 1,1 Prozent näher gekommen. Spaun:
„Mit 778 kg/t Klinker sind wir nur noch 1,5 Prozent von der Benchmark
entfernt.“ Beim Ausstoß von NOx konnten die Werte gegenüber 2014 um
11,8 Prozent reduziert werden. Spaun: „Wir haben 2009 eine
freiwillige Vereinbarung mit dem Umwelt- und Wirtschaftsministerium
getroffen und den Behörden zugesagt, alles zu veranlassen um bis 2013
einen Wert von 390 mg/Nm3 zu erreichen. Mit weiterer Intensivierung
der Forschung liegen wir aktuell bei einem Wert von 302 mg/Nm3.“
(Modernste Zementproduktion mindert Emissionen- Grafik5)

Emissionshandel erstickt Innovationen

„Der Emissionshandel hat sich zu einem überbürokratischen und
wettbewerbsverzerrenden Verwaltungsregime entwickelt, das jegliche
Impulse für Innovationen im Keim erstickt. Das Berechnungsmodell ist
ein starres Korsett das keinerlei Realitätsinhalt hat“, kritisiert
Zrost. Die Zementindustrie fordert massiv eine Reform des
Europäischen Emissionshandels 2021-2030. „Es ist alles ganz simpel zu
berechnen, wenn die Zuteilung auf Basis der aktuellen Produktion
erfolgt. Wir erreichen damit eine Lösung die zu keiner
Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Werke führt und keinen Profit
durch Anlagenschließung zulässt. Dazu werden weniger CO2 -
Zertifikate in Österreich, aber auch in Europa benötigt. Wir wollen,
dass die Zuteilung ausschließlich im Vergleich mit den besten und
modernsten Werken erfolgt.“ Damit könne auch die von der
Zementindustrie seit Jahren geforderte Planungssicherheit eintreten.
Jedes Werk könne Zertifikatkosten planen, Investitionsentscheidungen
treffen und hätte einen hohen Anreiz vorhandene Benchmarks zu
übertreffen.
(Zementindustrie fordert dringend Reform- Grafik6)

Erfolgsnachweis aktuelle Regionalstudie

Eine kürzlich fertig gestellte Untersuchung analysiert die
wirtschaftlichen und sozialen Leistungen, die von den elf heimischen
Standorten der Zementindustrie ausgelöst werden. Die Werke stehen
„mitten in den Regionen“ und jeder der 1.272 Mitarbeiter induziert
3,74 weitere Arbeitsplätze allein in den vorgelagerten
Wirtschaftskreisläufen. Somit sichert die Zementindustrie die
wirtschaftliche Existenz von etwa 12.000 Menschen in Österreich. Rund
80 Prozent der Mitarbeiter eines Werkes kommen direkt aus dem
Standortbezirk. Ein Viertel der Beschäftigten zählt zur 50plus
Generation und ein Drittel ist bereits seit mehr als 20 Jahren beim
gleichen Arbeitgeber beschäftigt. Der Anteil von Lehrlingen liegt bei
knapp acht Prozent, ebenso wie der Anteil von Akademikern. Die Studie
steht zum Download zur Verfügung unter:
http://www.zement.at/services/publikationen/studien

Hohes Potential des Energiespeichers Beton mit erneuerbaren
Energien

Die Zementindustrie sehe ihren Baustoff Beton, der einen großen
Nutzen für die Gesellschaft darstelle, im Bauwerk der Zukunft
verankert, zeigt sich Spaun überzeugt. „Die jahrelange Forschung zum
Einsatz des Energiespeichers Beton belegt eindrucksvoll das Potential
der Bauteilaktivierung für Neubau und Quartiersanierung“, so Spaun
weiter. Seit einigen Jahren wird der hervorragende Wärmespeicher und
Wärmeleiter für die Temperierung von Gebäuden eingesetzt.

Beton speichert hohe Mengen alternativer Energien

Das Besondere beim Einsatz der Bauteilaktivierung ist, dass damit
nicht nur geheizt und gekühlt werden kann, sondern dass sich damit
die schwankend anfallende erneuerbare Energie perfekt einsetzen
lässt. Die große Wärmespeicherfähigkeit von Beton erlaubt die
kurzzeitige Einspeisung hoher Energiemengen. Spaun: „Die am
häufigsten genutzten alternativen Energiequellen sind Sonne, Wind,
Erdreich und Grundwasser. Witterungsbedingte Schwankungen können
durch das Speichervermögen des Betons gepuffert und so die Kosten für
den Betrieb sehr niedrig gehalten werden.“ Besonders erfreulich sei,
so Spaun: „Die Investitionskosten sind nicht höher, als beim Einsatz
herkömmlicher Heizsysteme.“
(Hohes Potenzial als Energiespeicher- Grafik7)

VÖZ als Motor für Innovationen

Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie versteht sich
als Partner von Baugewerbe und Bauindustrie, Behörden und
Auftraggebern und ist gleichzeitig Service- und Anlaufstelle für den
Endverbraucher. Zudem bietet die VÖZ praktische Hilfestellung bei
Fragen der fachgerechten Verarbeitung von Zement und Beton. Die
österreichische Zementindustrie widmet sich intensiv der Forschung
und Entwicklung des Baustoffes Beton. Mit der Forcierung neuer
Technologien und der Erarbeitung kundenorientierter Speziallösungen
erweist sich die VÖZ als innovativer Motor der Bauindustrie. Darüber
hinaus beobachtet die VÖZ laufend die aktuellen internationalen
Entwicklungen und ist maßgeblich daran beteiligt, den jeweils
neuesten Stand der Technik in der österreichischen Bauwirtschaft zu
verankern.

Bilder und Grafiken hier: http://www.ots.at/redirect/baidinger12 und
http://www.apa-fotoservice.at/galerie/7781

Weitere Infos unter www.zement.at

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service
sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | BWO

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