- 29.04.2016, 08:24:50
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Vorzeigeschule der Stadt Wien vor dem Aus?
Wien (OTS) - Das österreichweite Ende von Schulversuchen hat für die
Berufsschule Embelgasse im fünften Wiener Gemeindebezirk unangenehme
Folgen: Das einzigartige Modell konnte bis jetzt durch ein Mehr an
Stunden den Lehrlingen der Stadt Wien ein modernes Zusatzangebot
bieten, das zukunftsweisend ist: Vorbereitung auf die Berufsmatura,
verstärkter Unterricht in kaufmännischer Informationstechnologie und
Informatik im Gegenstand Kommunikation und Diversität,
Projektunterricht, Förderung der sozialen Kompetenz, ein zusätzliches
Sprachangebot sowie Förderunterricht bei Bedarf. Hier wird schon seit
Jahren das umgesetzt, was nun durch die kompetenzenorientierten
Lehrpläne eigentlich Standard werden soll.
Gerald Ammer, der Vorsitzende des SLÖ (Sozialdemokratischer
Lehrer/innenverein Österreich) im Bereich der Wiener Berufsschulen,
wehrt sich massiv gegen diese Eingriffe: „Es kann nicht sein, dass
die Arbeiterkammer Wien die Berufsschule für Verwaltungsberufe als
Modellschule auszeichnet und dann dieses einmalige Konzept vor dem
Aus steht. Die Stadt Wien muss hier einfach zeigen, was ihr die
Bildung wert ist.“ Ammer verweist weiters darauf, dass im
Pflichtschulbereich mit den Campusschulen wichtige Schritte gesetzt
werden, erinnert jedoch an die geplante Ausbildungsverpflichtung bis
18: „Gerade hier kann Wien zeigen, wie Bildung funktioniert. Die
Embelgasse bietet durch das zusätzliche Stundenangebot einen guten
Schutz gegen Drop-out und damit auch gegen spätere Arbeitslosigkeit.
Der individualisierte Zugang ermöglicht es, die Jugendlichen
gleichermaßen zu fördern und zu unterstützen. Hier mehr Geld in die
Hand zu nehmen, heißt gleichzeitig, dass jungen Menschen Werkzeuge
mitgegeben werden, die sie zu selbstständigen und
verantwortungsbewussten Erwachsenen machen.“
Dass der SLÖ Berufsschullehrer/innen mit seiner Forderung nicht
allein steht, zeigt sich in der Unterstützung des Antrags bei der
Wiener Landeskonferenz der SPÖ vergangene Woche. Umso mehr sieht
Ammer die Notwendigkeit, der Forderung nach Erhalt der Stunden für
dieses einmalige Schulmodell Nachdruck zu verleihen. „Natürlich heißt
es nach dem Ende der Schulversuche, dass die finanzielle Förderung
durch den Bund wegfällt. Es ist beschämend genug, dass nicht im
Gegenzug durch mehr Schulautonomie Schulen die Möglichkeit haben, nun
selber für ein weitreichendes Angebot zu sorgen.“
Die Berufsschule für die Verwaltungslehrlinge der Stadt ist wie der
bisherige Schulversuch ein Vorzeigeprojekt: Erst vor kurzem neu
gebaut, verfügt das Gebäude über modernste Unterrichtsmittel und
Räume, die Schüler/innen wie Lehrer/innen hervorragende Lern- und
Arbeitsbedingungen bieten. Gerade im Vorfeld des 1. Mai, so Ammer,
kann Wien mit einem Bekenntnis zum Modell Embelgasse beweisen: „Wien
als moderne Großstadt hat ein Vorreiterrolle in den Bereichen
Innovation und Bildung. Statt den Rückschritt einzuleiten, kann die
Stadt bei der Ausbildung der eigenen Lehrlinge ein wichtiges Zeichen
setzen.“
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