- 12.04.2016, 15:10:16
- /
- OTS0182 OTW0182
Ziesel: Und das rechtswidrige Baggern geht unbeirrt weiter
Bauarbeiten werden trotz Protesten und geschützter Eidechsenart fortgesetzt. Insgesamt 19 geschützte Tierarten auf Gelände.
Utl.: Bauarbeiten werden trotz Protesten und geschützter
Eidechsenart fortgesetzt. Insgesamt 19 geschützte Tierarten
auf Gelände. =
Vösendorf (OTS) - Trotz heftigen Protesten der Tierschutzbewegung und
heutiger Pressekonferenz wurde den geschützten Zieseln beim
Heeresspital nicht einmal ein halber Tag Verschnaufpause gegönnt.
Nachdem die gestern gestarteten Bauarbeiten am Nachmittag
unterbrochen werden konnten, setzten die Bauträger am
Dienstagvormittag die Zerstörung des Zieselhabitats unbeirrt fort.
Paradox, wenn man bedenkt, dass gestern ein Zauneidechsenvorkommen
der Grund für den vorläufigen Baustopp war. Dieses Vorkommen wurde
nach Informationen des Wiener Tierschutzvereins und der IGL
Marchfeldkanal, die seit Anbeginn für die Erhaltung des Lebensraums
kämpfen, selbst von der ökologischen Bauaufsicht der Bauträger
gemeldet, aber von der Behörde (MA 22) in einem kürzlich
ausgestellten Bescheid (der den Bauträgern die Vorarbeiten auf einem
Teil des Geländes erlaubte) in Abrede gestellt.
„Dementsprechend gab es im Bescheid auch keine Ausnahmegenehmigung
für die Zerstörung von Zauneidechsenlebensraum. Ohnehin wären die
Tiere bei den gestrigen Temperaturen von weit unter 15 Grad nicht
fluchtfähig gewesen“, sagt Lukas Mroz von der IGL Marchfeldkanal.
Warum können dann am heutigen Dienstag die Bauarbeiten so schnell
wieder aufgenommen werden? Man beruft sich just auf diesen Bescheid.
Dieser schreibt allerdings vor, dass - so wie von den Bauträgern
eingereicht - vor jedem Baufahrzeug zwei Personen vorangehen müssen,
um die Flucht von „fluchtfähigen Organismen“ auszulösen. Wie
aktuelles Bildmaterial der IGL belegt, war dies weder gestern der
Fall, noch ist dies heute durchgehend beachtet worden. Und waren es
gestern noch zwei Baumaschinen, ist heute gleich eine ganze Flotte im
Einsatz.
Gleich 19 gefährdete Arten in Gefahr
Darum ist zu befürchten, dass nicht nur die Ziesel, sondern auch
zahlreiche streng geschützte Zauneidechsen, die vergangene Woche noch
auf den betroffenen Flächen festgestellt und fotografiert wurden,
bereits ums Leben gekommen sind bzw. den Baumaschinen zum Opfer
fallen werden. Doch damit nicht genug: Eine Tatsache, die leider
immer wieder unter den Tisch fällt ist, dass auf dem Gelände beim
Heeresspital nicht nur die Ziesel, sondern auch andere geschützte
Tierarten leben. Denn sogar die Behörde selbst bereitet in einem
vorhergehenden Bescheid aus dem Jahr 2013 von insgesamt 19
geschützten oder streng geschützten Arten auf dem Areal. „Die von der
Behörde in dem Bescheid absichtlich erlaubte „freiwillige“
Umsiedelung der Ziesel ist bislang ein Fehlschlag und da diese
Vorgehensweise offenbar zu lange dauert, wurde ganz zur Freude der
Bauträger vor kurzem der neue Bescheid erlassen, der die Vorarbeiten
auf einem Teil der Fläche genehmigt“, so Mroz. Pikantes Detail: Im
neuen Bescheid wird die restliche Projektfläche als ein „in der
Umgebung vorhandener von den Maßnahmen nicht betroffener Lebensraum“
bezeichnet.
Gegen einen naturschutzrechtlichen Bescheid wie jenen der MA 22 gibt
es übrigens innerhalb Österreichs keinerlei Beschwerdemöglichkeit,
auch wenn dieser rechtswidrig sein sollte. „Es ist einfach unfassbar,
mit welcher Rücksichtlosigkeit hier vorgegangen wird. Erneut erlebt
die österreichische Tierschutzbewegung einen rabenschwarzen Tag. Und
das in einer Stadt, in deren Besitz sich unfassbare 2,3 Millionen
Quadratmeter an freiem Bauland befinden“, so Petrovic.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WTV






