• 30.03.2016, 08:40:01
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HPV: Peeling für den Gebärmutterhals als Therapie für Krebsvorstufen

Wien (OTS) - ForscherInnen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der
MedUni Wien und des AKH Wien haben eine neue Therapie gegen die
Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs entwickelt, die durch eine
Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) entstanden sind. Zum
Einsatz kommt dabei 85-prozentige Trichloressigsäure, eine Säure, die
traditionell für medizinische und kosmetische Schälkuren wie eine Art
„Peeling“ angewendet wird. Die WissenschafterInnen zeigten, dass bei
82 Prozent der Patientinnen nach nur einer Anwendung eine komplette
Remission erzielt werden konnte. Zusätzlich ist die neue Therapie für
ExpertInnen einfach anzuwenden und sehr kostengünstig. Die Studie
wurde im Februar in Obstetrics & Gynecology, dem offiziellen Organ
der Amerikanischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie,
veröffentlicht.

Die klassische Therapie der schwerwiegenden Vorstufen von
Gebärmutterhalskrebs besteht aus einem operativen Eingriff, der
sogenannten Konisation. Ihre wesentlichste Nebenwirkung ist ein
deutlicher Anstieg der Frühgeburtsrate. Die vorliegende Arbeit
belegt, dass es möglich ist, Betroffenen den belastenden Eingriff und
das erhöhte Risiko einer Frühgeburt zu ersparen: durch einen
schonenden und vergleichsweise einfachen Eingriff, bei dem
85-prozentige Trichloressigsäure auf die betroffenen Areale am
Gebärmutterhals lediglich aufgetupft werden. Die Anwendung der
starken Säure führt dazu, dass die erkrankten Bereiche verschorft
werden. Die wenigen Nebenwirkungen bestehen im Wesentlichen aus
geringen Schmerzen im Zuge des Eingriffs und einem Ausfluss, der rund
zwei Wochen dauert und von der Schleimhaut herrührt, die nach der
Behandlung abgestoßen wird. Ihnen gegenüber steht das eindrucksvolle
Ergebnis der Studie: acht Wochen nach der Anwendung konnte bei 82
Prozent aller behandelter Frauen eine komplette Remission
festgestellt werden.

Paul Speiser, Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische
Onkologie der Universitätsfrauenklinik der MedUni Wien und des AKH
Wien, Mitglied des CCC und Leiter der Studie: „Das Ergebnis ist
äußerst positiv, denn der Eingriff ist für ExpertInnen auf dem Gebiet
der HPV-bedingten Veränderungen am Gebärmutterhals sehr einfach
durchzuführen: Es bedarf außerdem lediglich einer geringen
Einschulungszeit, man benötigt keine Geräte oder andere
OP-Infrastruktur und die Säure selbst ist auch günstig. Damit steht
uns eine echte Alternative bei der Therapie dieser Erkrankung zur
Verfügung, die auch für ärmere Länder sehr interessant ist.“

Bereits bei anderen Indikationen etabliert

Die 85-prozentige Trichloressigsäure wird schon seit langer Zeit bei
medizinischen und kosmetischen Schälkuren eingesetzt. Darüber hinaus
wird sie für die Behandlung von Gewebeveränderungen eingesetzt, die
durch HPV-Infektionen im Analbereich herrühren. Dieser
Anwendungsbereich brachte Speiser auch auf die Idee, die Substanz im
Bereich des Gebärmutterhalses einzusetzen. Die vorliegende Studie,
die im Rahmen einer Diplomarbeit an der Abteilung für allgemeine
Gynäkologie und gynäkologische Onkologie der MedUni Wien entstanden
ist, ist allerdings noch keine Grundlage für die breite Anwendung.
Speiser. „Dafür fehlen uns noch weitere Daten. In einer neuen Studie
werden wir außerdem prüfen, ob man den Therapieerfolg durch eine
zweite Behandlung erhöhen kann. Erste Daten deuten darauf hin, dass
man mit einer zweiten Behandlung die Erfolgsrate auf über 90%
steigern kann.“

Über das HPV-induzierte Zervixkarzinom und seine Vorstufen

Die Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) kann über eine
Vorstufe (zervikale intraepitheliale Neoplasie) zu
Gebärmutterhalskrebs führen. In Europa sind davon jedes Jahr 205.000
Frauen betroffen, die meisten im Alter zwischen 25 und 30 Jahren. Da
leichte Ausprägungen in vielen Fällen spontan abheilen, wird
therapeutisch meistens nicht eingegriffen, die Selbstheilung aber
mittels engmaschiger Kontrollen überwacht. Die Standardtherapie bei
schwereren Formen ist die Konisation. Dabei werden die veränderten
Areale kegelförmig aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten. Der
Eingriff erhöht das Risiko einer Frühgeburt erheblich und ist mit
weiteren Nebenwirkungen wie Infektionen oder Blutungen verbunden.
Alternativ dazu werden Behandlungen mit Kälte (Flüssigstickstoff),
Hitze (mit Hilfe eines Elektrogenerators) oder Laser durchgeführt.
Diese Verfahren sind alle technisch aufwändig, benötigen ein eigenes
Equipment sowie eine Spezialausbildung und sind daher teuer.

Service: Obstetrics & Gynecology

„Short-Term Efficacy of Trichloroacetic Acid in the Treatment of
Cervical Intraepithelial Neoplasia“, St. Geisler, S. Speiser, L.
Speiser, G. Heinze, PhD, A. Rosenthal, MD, and P. Speiser, MD;
Obstetrics & Gynecology, Vol. 127, No. 2, February 2016

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