• 08.03.2016, 08:00:01
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Lehrerbildung-Neu - ein politischer Bankrott

Im Herbst startet die neue Lehrer- und Lehrerinnen-Ausbildung der Sekundarstufe. Die historische Chance, ein visionäres Bildungskonzept umzusetzen, blieb ungenutzt.

Utl.: Im Herbst startet die neue Lehrer- und Lehrerinnen-Ausbildung
der Sekundarstufe. Die historische Chance, ein visionäres
Bildungskonzept umzusetzen, blieb ungenutzt. =

Wien/Niederösterreich (OTS) - Vier Pädagogische Hochschulen aus Wien
und Niederösterreich werden mit der Universität Wien ab Herbst 2016
ein gemeinsam eingerichtetes Lehramtsstudium im Bereich der
Sekundarstufe anbieten. Die große Chance, ein neues Konzept aufbauend
auf den Stärken der Akteure zu entwickeln und die Lehrerbildung der
Sekundarstufe neu zu gestalten, blieb jedoch weitgehend ungenützt.
Bereits im Juni 2015 wies die Hochschulvertretung der KPH Wien/Krems
auf die Probleme mit der Erweiterung hin. Nach vielen Sitzungen und
gut acht Monate später liegt ein ernüchterndes Ergebnis vor: Von
einer bestmöglichen Ausbildung der künftigen Pädagogen sind wir weit
entfernt. Wer gut aufgepasst hat, konnte schon im Juni den Aufschrei
vieler Pädagogischen Hochschulen und der Studierendenvertretungen
wahrnehmen.

Man sollte meinen, dass ein Projekt wie die Lehrerbildung-Neu gut
überlegt sei – dass lebensnaher Unterricht praktiziert wird, die
neuesten Erkenntnisse der aktuellen Forschung miteinfließen sowie
neue Methoden und Erfahrungen eingeknüpft werden. Doch davon kann
keine Rede sein. Nach neun Verhandlungs-Monaten müssen wir uns
geschlagen geben. Die Hochschulvertretung der KPH Wien/Krems möchte
nachfolgend auf zentrale Kritikpunkte aufmerksam machen.

Ein zentrales Versäumnis der neuen Sekundarlehrer-Ausbildung ist,
dass die künstlerischen Fächer (Musik, Bildnerische Erziehung,
Werkerziehung) gänzlich fehlen. Damit macht der vorliegende
Curriculums-Entwurf eine Ausbildung in diesen Fächern unmöglich. Das
führt unweigerlich zu einem Mangel an ausgebildeten Lehrern im
Kreativbereich. Besonders davon betroffen sind die Neuen
Mittelschulen, da dort in diesen Fächern bereits jetzt qualifizierte
Lehrpersonen fehlen. Die Einbindung der künstlerisch-pädagogischen
Fächer mit ihrer eigenen Lehr- und Lernkultur in das Studienangebot
für die Sekundarstufe ist unerlässlich.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Studierenden auf 4 Hochschulen
sowie der Universität Wien studieren müssen, was zu einer
unweigerlichen Pendlerproblematik führen wird. Wie die Mobilität der
Studierenden zeitlich zu bewältigen ist, ist – wie vieles – noch
ungelöst, stellt eine zusätzliche finanzielle Belastung dar und lässt
eine Fortschreibung der (im Vergleich zu den Pädagogischen
Hochschulen) hohen universitären Drop-out Raten befürchten.

Einen kleinen Erfolg konnten wir immerhin bei der Schulpraxis
verzeichnen, welche nun von 6 auf 10 ECTS-Credits erhöht worden sind.
Freilich: Im Vergleich zu den bisherigen 30 ECTS-Credits
Schüler-Kontakt im NMS-Studium kann diese Neuerung schwer als
Verbesserung bezeichnet werden.

In Summe mutierte die Neugestaltung der Lehrer-Ausbildung zu einem
bildungs- und standortpolitischen Hickhack, anstatt dass die
Beteiligten die historische Chance genutzt hätten, frei von
Scheuklappen und politischen Tabus eine bestmögliche Ausbildung für
unsere künftigen Lehrerinnen und Lehrer – und damit für alle
Jugendlichen – zu gestalten. Visionäre Bildungspolitik sieht anders
aus.

Die Studierendenvertreter der KPH Wien/Krems haben in den
entsprechenden Sitzungen gegen den bestehenden Entwurf des
Curriculums gestimmt.

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