Industrie-Studien verschleiern Krebseffekte von Glyphosat ++ BfR und EFSA liefern irreführende Bewertungen
Utl.: Industrie-Studien verschleiern Krebseffekte von Glyphosat ++
BfR und EFSA liefern irreführende Bewertungen =
Wien (OTS) - Glyphosat ist der weltweit am häufigsten eingesetzte
Pestizidwirkstoff. Rückstände finden sich in der Umwelt, in
Lebensmitteln und im menschlichen Körper. Im März 2015
wurde Glyphosat von der Internationalen Agentur für Krebsforschung
(IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wahrscheinlich
krebserregend beim Menschen eingestuft. In Widerspruch dazu schlugen
das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vor, Glyphosat
als nicht krebserregend zu klassifizieren. Damit ebneten sie den Weg
für eine erneute Zulassung. Denn nur Stoffe, die nicht
krebserregend sind, dürfen in Europa zugelassen werden. Schon am 7.
März 2016 sollen die Mitgliedsstaaten entscheiden.
„Vor diesem Hintergrund analysierte der deutsche Toxikologe Dr. Peter
Clausing im Auftrag der österreichischen Umweltschutzorganisation
GLOBAL 2000 fünf Studien an Labormäusen, welche von ExpertInnen der
WHO und zahlreichen anderen KrebsforscherInnen als eindeutige
Krebsbefunde für Glyphosat gewertet werden, wohingegen Monsanto, das
BfR und die EFSA diese als Belege für die Abwesenheit eines
krebserzeugenden Potentials interpretierten“, erklärt DI Dr. Helmut
Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000: „Unsere Analyse brachte
schwere Verstöße gegen gültige Richtlinien zur Auswertung von
Krebsstudien zutage, welche die Diskrepanz zwischen der Bewertung der
WHO einerseits, und Monsanto, dem BfR und der EFSA andererseits
hinreichend erklären.“
Fehlerhafte Auswertungen verschleiern Krebs – eine Chronologie
Um eine europäische Wiedergenehmigung von Glyphosat zu erhalten,
reichte im Mai 2012 die Monsanto Europe S.A. im Auftrag zahlreicher
anderer Pestizidhersteller beim BfR unter anderem fünf Krebsstudien
an Mäusen ein. Monsanto schlussfolgerte, dass Glyphosat kein
krebserregendes Potential habe. Doch in vier dieser fünf Studien
wurden aufgrund ungeeigneter, nicht OECD-konformer Auswertungen
signifikante Krebseffekte verschleiert.
Das BfR verließ sich ursprünglich auf die von Monsanto mitgelieferte
statistische Auswertung und erklärte unter Hinweis auf diese Studien
im Dezember 2013, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Unter dem
Druck der im März 2015 erfolgten WHO-Einstufung als “wahrscheinlich
krebserregend beim Menschen“, musste das BfR die von Monsanto
eingereichten Mäusestudien neu bewerten. Das BfR stellte nun, nach
OECD-konformer Auswertung, in allen fünf von der Industrie
eingereichten Mäusestudien signifikante dosisabhängige Tumorhäufungen
fest, um dann unter Verstoß gegen einschlägige OECD-Leitlinien und
Verletzung fundamentaler wissenschaftlicher Prinzipien sämtliche
dieser Krebsbefunde als irrelevant und zufallsbedingt zu verwerfen.
Die EFSA übernahm im November 2015 kritiklos diese
BfR-Schlussfolgerungen in ihren Bericht. Sie machte damit eine
Krebs-Gefahrenabschätzung, die von 96 ExpertInnen als
“wissenschaftlich inakzeptabel“, “fundamental fehlerhaft“ und “in die
Irre führend“ qualifiziert wurde, zur wissenschaftlichen Basis für
die bevorstehende EU-Abstimmung über Glyphosat.
Risiko für Lymphdrüsenkrebs durch Glyphosat um 50 % erhöht
Für Doz. Dr. Hanns Moshammer, von ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt
(ÄGU), beruht die Einschätzung des Krebsrisikos durch die
europäischen Zulassungsbehörden auf einer „grob fehlerhaften und
wissenschaftlich unredlichen Beurteilung der Fakten: Die von der WHO
als valide anerkannten epidemiologischen Studien kamen zu dem
Ergebnis, dass Menschen, die beruflich mit Glyphosat zu tun haben,
ein um 50 Prozent höheres individuelles Risiko für Lympdrüsenkrebs
haben. Umgelegt auf die EU würde das bei einer vorsichtigen Schätzung
bedeuten, dass bei einer Fortsetzung der Zulassung mit 250 bis 500
Glyphosat-bedingten Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen ist.“
Wissenschaftlicher Betrug bei Monsanto-Studien gerichtsbekannt
„Es erhebt sich der Verdacht, dass europäische Zulassungsbehörden und
die Industrie durch die inkorrekte Auswertung von Daten versucht
haben, Glyphosat trotz seiner wahrscheinlich beim
Menschen krebserzeugenden Wirkung auf dem europäischen Markt zu
halten“, sagt Rechtsanwalt Dr. Josef Unterweger, der für GLOBAL 2000
Anzeige bei den Staatsanwaltschaften von Wien und Berlin
erstattet: „Es ist unverständlich, wie das BfR die Angaben von
Monsanto ohne weiteres übernehmen kann. Monsanto ist schon öfters mit
dem Gesetz in Konflikt gekommen und hat nicht das erste mal
bei Angaben zu Glyphosat falsche Angaben gemacht“.
„Behörden haben im Interesse der Öffentlichkeit zu agieren.
Politische EntscheidungsträgerInnen sollten sich darauf verlassen
können, dass sie von ihren Behörden wissenschaftlich fundiert und
korrekt informiert werden. Bei Glyphosat ist das nicht der Fall.“,
sagt Burtscher. GLOBAL 2000 fordert gemeinsam mit zahlreichen anderen
europäischen Organisationen die europäischen Mitgliedsstaaten,
insbesondere auch Österreich, auf, sich am 7. März gegen eine
Verlängerung der Zulassung von Glyphosat auszusprechen.“
Die Strafanzeigen werden bei den Staatsanwaltschaften von Wien und
Berlin eingebracht. Die Anzeige wird mitgetragen von zahlreichen
weiteren Organisationen, darunter PAN Europe, PAN U.K., Nature &
Progrès Belgique, Générations Futures, GeGenklage und WeMove.
Detaillierte Informationen zu den Vorwürfen finden Sie in der
Sachverhaltsdarstellung im Anhang oder auf unserer Website unter
https://www.global2000.at/presse
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | GLL