Wien (OTS) - Für manche ist sie die beste Pilotin der Geschichte. Für
manche ist sie nichts als eine Naziheldin. Aber wer war Hanna Reitsch
tatsächlich? Die „Universum History“-Dokumentation „Hanna Reitsch –
Hitlers Fliegerin“ von Gerhard Jelinek und Fritz Kalteis ist das
kritische Porträt einer Frau, deren Karriere so nur in
Nazideutschland möglich war, und zeichnet am Freitag, dem 26. Februar
2016, um 22.40 Uhr in ORF 2 den außergewöhnlichen Werdegang dieser
Frau nach. Hanna Reitsch ist Heldin und tragische Figur zugleich.
Ihre absolute Treue zum NS-Regime steht neben ihren Verdiensten für
die Fliegerei. Es ist die Geschichte einer Frau mit dem Traum vom
Fliegen, von einer Leidenschaft, die alle Zweifel verstummen lässt,
von Leugnung und Selbstbetrug. Die Dokumentation entstand als
Koproduktion von Interspot Film und ORF, gefördert von Fernsehfonds
Austria und Filmfonds Wien in Zusammenarbeit mit Metafilm und
ORF-Enterprise.
Es ist ein Leben der Extreme: Hanna Reitsch brach alle Rekorde des
Flugsports. Sie wurde zum Star der NS-Propaganda. Sie flog den ersten
funktionsfähigen Hubschrauber der Welt, testete das erste
Überschallflugzeug der Geschichte und entwickelte Hitlers
Geheimwaffen mit. Sie wollte den Krieg mit Kamikazeflügen
entscheiden. Am 26. April 1945 startet Hanna Reitsch zum Flug ihres
Lebens: mitten durch russischen Beschuss ins eingeschlossene Berlin
zu Hitler in den Führerbunker. Danach sollte sie den Makel der
Nazifliegerin nie mehr loswerden.
„Je nachdem, wen sie befragen, war Hanna Reitsch entweder eine
ungeheuer mutige Versuchsfliegerin, die noch heute einige Rekorde
hält und wohl die begabteste Segelfliegerin der Geschichte ist. Und
wenn sie andere befragen, war Hanna eine fanatische Vertreterin des
,Dritten Reichs‘, die sich mit den Machthabern identifiziert hat, die
die Politik des ,Dritten Reichs‘ zu ihrem eigenen Vorteil manipuliert
hat und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Mitschuld am ,Dritten Reich‘
geleugnet hat. Die Pole zwischen den beiden Ansichten sind zu groß
und zu unübersichtlich, dass es beinahe scheint, als ob hier eine der
letzten Fronten des Zweiten Weltkriegs verläuft.“ Das sagt Evelyn
Zegenhagen vom Smithsonian Institute in Washington – und sie bringt
die Widersprüchlichkeit des Lebens von Hanna Reitsch auf den Punkt:
Reitsch benutzte Hitler – und er benutze sie. Sie ließ sich von einem
Regime unterstützen, an das sie bis zu ihrem Tod glaubte. Nach
Hitlers Tod saß sie bald wieder im Cockpit. In ihrer Heimat als
Nazifliegerin gebrandmarkt, flog sie Nehru in Indien. Kennedy empfing
sie im Weißen Haus. Vom Nationalsozialismus konnte sie sich nie
glaubhaft distanzieren. Mit Deutschland blieb sie bis zu ihrem Tod
unversöhnt und nahm 1974 sogar die österreichische Staatsbürgerschaft
an.
Der Fokus des Films liegt auf ihrem Werdegang von der unbekannten
Segelfliegerin zur Propagandaikone und wichtigsten Testpilotin des
NS-Regimes. Wie war es möglich, dass eine Frau ins Herz der
Rüstungsforschung und bis in Hitlers engsten Kreis vordringen konnte
– und dennoch immer eine Außenseiterin blieb? Reitschs Charakter
scheint ambivalent: Ihre Kritik an Judenverfolgung und Rassenwahn
steht neben dem bedingungslosen Einsatz für Nazideutschland – bis zum
bitteren Ende und darüber hinaus. „Sehen Sie, ob ich will oder nicht,
ich hab nun mal ein Stückchen deutscher Geschichte zu vertreten,
durch das, in was ich durch mein fliegerisches Können hineingezogen
wurde, nicht wahr. Allein der Flug nach Berlin, der ein Stück
Geschichte geworden ist.“ (Hanna Reitsch, 1972)
Der Film konzentriert sich auf die zentralen Ereignisse in Hanna
Reitschs Leben in der Zeit des Nationalsozialismus, der ihr eine
außergewöhnliche Laufbahn ermöglichte. Internationale Experten ordnen
Reitschs Handlungen in einen größeren Zusammenhang ein und
hinterfragen sie kritisch. Zum ersten Mal überhaupt bekam ein
Filmteam Einblick in den Nachlass von Hanna Reitsch. Wegbegleiter,
Freunde und Familienmitglieder sprechen erstmals über ihre Eindrücke
von Hanna Reitsch.
Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als
Video-on-Demand abrufbar und wird auch als Live-Stream auf der
ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) angeboten.
Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III sowie ORF
SPORT + – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle Informationen
zum ORF-HD-Empfang und zur Einstellung der neuen HD-Angebote finden
sich auf der Website hd.ORF.at, die ORF-Service-Hotline 0800 / 090
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