- 25.02.2016, 12:26:17
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FCG-Obermülner: Keine Streicheleinheiten für den Burn-out-Kommentar von Ronald Barazon
Wien (OTS) - Ich schätze Herrn Ronald Barazon sehr, aber was er heute
zum Thema Burn-out in den Salzburger Nachrichten verfasst hat, ist
leider völlig daneben und verlangt Widerspruch. Er meint etwa, dass
Menschen im Burn-out landen, weil sie auf Illusionen über eine heile
Welt vertrauen, in der alle abgesichert sind - Ursache ist die
Politik des Einlullens. Als hilfreich empfiehlt er eine Änderung der
Grundeinstellung in Richtung „Jede, jeder ist auf sich gestellt, nur
die eigene Leistung zählt, es gibt keine Absicherung, die
Gesellschaft, der Staat helfen nur im Notfall.“
Dabei übersieht er, dass von Burn-out vielfach gerade diejenigen
betroffen sind, die meinen, alles schaffen zu müssen bzw. schaffen zu
können. Der Psychiater Dr. Toni Brühlmann unterscheidet sehr passend
den „aufwärtsgerichteten“ Stresszirkel beim Burn-out vom
„abwärtsgerichteten“ Stresszirkel bei Depressionen. Während beim
Burn-out Menschen oftmals in problematischer Form bis zum
Zusammenbruch gegen Herausforderungen bzw. Überforderungen ankämpfen,
machen Menschen mit depressiven Krankheitsdynamiken eher schwächende
Kräfte zu schaffen.
Wer nun hier mit dem „Leistungs-Hammer“ jedes Problem mit einem
Schlag lösen will, wird großen Schaden anrichten - hier würde man
wieder einmal geradezu Öl ins Feuer gießen und Burn-out-Probleme
anfeuern. Da hilft es auch nichts, wenn Herr Barazon dazu sagt, dass
man ja im Notfall helfen würde. Denn gerade die Unterscheidung
zwischen Notfall und Nicht-Notfall ist eines der großen Probleme. Wir
scheitern in Wirklichkeit unentwegt daran, passende Diagnosen,
Problemanalysen und Lösungsansätze für adäquate Weiterbeschäftigung
zu entwickeln.
Nicht eine Politik des Einlullens ist das Problem, sondern dummes
Politik- und Managementdenken, das meint, dass man soziale Probleme
alleine mit An- und Abreizen lösen kann - mit denen sich dann das
richtige Leistungsdenken schon einstellen wird.
Es braucht kluge Lösungsansätze und differenzierte
Unterstützungsformen im Sinne subsidiärer Hilfe zur Selbsthilfe und
adäquate Hilfeleistungen für diejenigen, die es nicht schaffen, mit
der Leistungsgesellschaft mitzuhalten. Wir benötigen „Lebensräume“ in
der „ersten“ Arbeitswelt, die gute Arbeit zulassen, wenngleich die
Betroffenen Leistungseinschränkungen mitbringen, weil sie schon älter
sind und/oder gesundheitlich nicht voll einsetzbar sind. Und wir
brauchen natürlich auch beste Rahmenbedingungen für diejenigen, die
Leistung und Kreativität einbringen können.
Wir werden die aktuelle Zunahme der Frühpensionierungen aus
psychischen Gründen nur dann zurückdrängen können, wenn Menschen
nicht alleine gelassen werden, wenn Mitmenschen für schwächere
Mitarbeiter/innen oder Kolleg/innen Verantwortung übernehmen und
konkret Rahmenbedingungen schaffen, die es den Betroffenen möglich
machen, gut weiter arbeiten zu können.
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