• 09.02.2016, 10:22:24
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Nicht nur Wien, auch Niederösterreich braucht dringend Kinderärzte

Ärztemangel zeigt sich schon länger nicht nur bei Allgemeinmedizinern, auch Fachärzte sind bereits betroffen

Utl.: Ärztemangel zeigt sich schon länger nicht nur bei
Allgemeinmedizinern, auch Fachärzte sind bereits betroffen =

Wien (OTS) - Jeden Monat werden auf der Website der NÖ Ärztekammer
die offenen Kassenstellen ausgeschrieben. Am 4. Februar endete die
letzte Ausschreibung für neue Kassenarztstellen. „Das Ergebnis ist
leider wieder einmal besorgniserregend“, zieht der Präsident der NÖ
Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner, MSc, Bilanz. „Von 15 offenen
Stellen für Allgemeinmedizin gab es nur für fünf Stellen
interessierte Ärztinnen und Ärzte. Noch trister sieht die Situation
augenblicklich bei den Fachärzten aus. Für die vier ausgeschriebenen
Facharztstellen hat sich nicht ein einziger Arzt oder eine einzige
Ärztin interessiert. Wie bereits in den letzten Quartalen werden
daher auch im ersten Quartal des neuen Jahres einige Kassenstellen
unbesetzt bleiben.“

Kinderärzte für Bruck/Leitha und Groß Enzersdorf gesucht

Von den vier ausgeschriebenen Facharztstellen betreffen zwei Stellen
die Kinder- und Jugendheilkunde. Die Gemeinden Bruck/Leitha und Groß
Enzersdorf suchen bereits Nachfolger für die beiden ab April
unbesetzten Ordinationen, bis dato leider ohne Erfolg. Der
Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, MR Dr. Dietmar Baumgartner,
ist selbst Kinderarzt in Wr. Neustadt und kennt die Situation auch in
anderen Gegenden Niederösterreichs: „Derzeit sind wir drei
Kinderärzte mit Kassenvertrag in Wr. Neustadt. Wir alle werden in den
nächsten Jahren in Pension gehen, dann wird die Lage vor Ort richtig
prekär. Ob sich nämlich innerhalb kurzer Zeit drei Bewerber finden,
ist sehr fraglich.“ Die von Dr. Bachinger geforderten längeren
Öffnungszeiten von Kinder- und Jugendfachärzten – auch am Wochenende
– sind bei der derzeitigen Anzahl an Fachärzten dieses Sonderfaches
einfach undurchführbar. Es hieße nämlich in einigen Bezirken mit nur
einem Kinderarzt mit Kassenvertrag (etwa Neunkirchen), dass dieser
dort ansässige Facharzt jedes Wochenende seine Ordination geöffnet
haben müsste.

Präsident Dr. Reisner hat die Diskussion über den Engpass in der
kinderärztlichen Versorgung in Wien vergangenes Wochenende
mitverfolgt: „Besonders ärgerlich sind in dieser Situation
Forderungen des Patientenanwaltes Dr. Bachinger nach längeren
Öffnungszeiten bei Kinderärzten auch am Wochenende. Gerade in
Niederösterreich sind in allen 145 Gesundheitssprengeln an jedem
Wochenende im Jahr rund um die Uhr niedergelassene Ärztinnen und
Ärzte für Allgemeinmedizin im Einsatz, die selbstverständlich auch
Kinder untersuchen und behandeln. Kommentare des Patientenanwaltes
tragen nicht gerade dazu bei, das Fachgebiet interessanter zu
machen.“

Die beiden anderen offenen Facharztstellen betreffen das Fach der
Psychiatrie. Die beiden Kassenstellen in Gänserndorf und Lilienfeld
sind bereits seit Jahresbeginn unbesetzt.

Präsident Dr. Reisner nennt konkrete Forderungen zur Lösung
der Problematik

Die Verantwortlichen sind gefordert, rasch Maßnahmen umzusetzen, um
den Beruf des Landarztes und des Arztes mit Kassenvertrag wieder
interessant zu machen. Präsident Dr. Reisner konkretisiert seine
Forderungen an die Politik: „Als erster Schritt müssen die
„limitierten Leistungen“ gestrichen werden. Limitierte Leistungen
sind Leistungen, die ein Arzt – unabhängig von der Notwendigkeit der
Behandlung oder Diagnostik – nur in einer beschränkten Anzahl
abrechnen kann. Ein Arzt soll behandeln können, ohne ständig
nachrechnen zu müssen, ob seine Leistung noch bezahlt wird oder er
schon kostenlos arbeitet. Als nächster Schritt muss die
Chefarztpflicht abgeschafft werden. Der Chefarzt beurteilt die
Notwendigkeit einer Behandlung, ohne den Patienten zu kennen oder ihn
untersucht zu haben.“ Dieser Bürokratieabbau ist wesentlich, damit
Kassenordinationen wieder attraktiv werden. „Wir brauchen
unkomplizierte Kooperationsformen in der Kassenordination abseits der
Gruppenpraxis, damit Ärzte auch beispielsweise in Grippezeiten, in
denen sie 24 Stunden am Tag arbeiten müssten, genügend Zeit für alle
ihre Patienten haben. Außerdem muss das ärztliche Gespräch als
wesentlicher Behandlungsbestandteil adäquat honoriert werden“, meint
Präsident Dr. Reisner abschließend.

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