- 08.01.2016, 10:46:08
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Vorarlberger Ärztekammer-Präsident Michael Jonas warnt: Tendenzen zur Verstaatlichung der Medizin in Österreich
Sinnlose Bürokratie, Zentralismus und Rationierung der Leistungen für Patienten

Utl.: Sinnlose Bürokratie, Zentralismus und Rationierung der
Leistungen für Patienten =
Wien (OTS) - Die Bedürfnisse der Patienten und die Antworten der
Gesundheitspolitik liegen immer noch weit auseinander. Anstatt
grundsätzlich über neue Wege für eine moderne und gerechte
Gesundheitsversorgung nachzudenken, werden veraltete Systeme mit
zentralistischen Maßnahmen weiter verschlechtert. Aus Sicht der
westlichen Bundesländer sind die letzten Vorschläge von
Gesundheitsministerium und Sozialversicherung eindeutige Tendenzen
zur Verstaatlichung der Medizin, wie dies in Ostösterreich teils
schon der Fall ist, kritisiert Ärztekammer-Präsident Michael Jonas
aus Vorarlberg. „Die österreichische Gesundheitspolitik befindet sich
in einer Sackgasse. Auf dem Rücken der Patienten und Ärzte wird eine
Politik betrieben, die an eine andernorts vor Jahrzehnten
abgeschaffte Planwirtschaft erinnert.“
Als Beispiel dafür nennt Jonas die neuerdings angedachten
"intelligenten Pauschalierungen" für die Leistungshonorierung im
niedergelassenen Bereich. Für die Patienten hätte dies dramatische
Folgen, denn hinter den schönen Worten einer „intelligenten
Pauschalierung“ versteckt sich eine Rationierung von
Gesundheitsleistungen. Wenn die Pauschale aufgebraucht ist, gibt es
für den Patienten entweder keine Leistungen mehr oder der Arzt
arbeitet gratis. „In keiner anderen Branche wäre so eine Überlegung
auch nur denkbar“, so Jonas und deckt die Zielsetzungen dieser
patientenfeindlichen Gesundheitspolitik in Österreich auf: Entgegen
den öffentlichen Beteuerungen der Gesundheitsministerin und des
Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger wird gerade durch eine
Pauschalierung eine 2-Klassen-Medizin forciert, indem ärztliche
Leistungen für den normal versicherten Bürger rationiert werden. Ein
Vorschlag mit weit reichenden Folgen: von einer weiteren Verlängerung
der Wartezeiten über Versorgungsprobleme bis zu noch mehr sinnloser
Bürokratie für die Ärzte.
Sinnlose Kontrolle und überbordende Bürokratie – mit Null
Ergebnis
Dabei bedienen sich die politisch Verantwortlichen zur Kontrolle der
Ärzte genauso wie in der Wirtschaft bürokratischer Maßnahmen, die
letztlich deutlich mehr Kosten und Aufwand verursachen als sie
vermeintlich bringen. Ein Beispiel dafür ist laut Jonas der Versuch,
die Medikamentenkosten mittels des sogenannten
„Arzneimittelbewilligungsservice“, kurz ABS, zu kontrollieren. Jonas:
„In der Praxis ist dies kein Service, sondern ein bürokratischer
Wahnsinn bei der Verordnung von chefarztpflichtigen Medikamenten. Im
Jahr 2014 mussten von den österreichischen Ärztinnen und Ärzten 2,5
Millionen Anträge bei den Krankenkassen gestellt werden, um diese für
die Behandlung notwendigen Medikamente zu verordnen.“
Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Ich musste am 5.1.2016 für einen 63jährigen SVA-Versicherten vier
Anläufe via Arzneimittelbewilligungsservice machen, damit er das
Medikament entsprechend den internationalen und nationalen
Richtlinien von mir verordnet bekommen konnte. Nicht Sachargumente,
sondern die Drohung mit der Öffentlichkeit hat dann zum Einlenken der
"Chefärztin" im Osten geführt. Das ABS existiert seit 2005, 10
Prozent aller KassenärztInnen werden auf dieser Basis jährlich
kontrolliert, was zusätzlich stundenlange Dokumentationsarbeit für
jeden Arzt bedeutet. Angesichts unbesetzter Kassenarztstellen wären
die in diesem System tätigen Vertrauens-/Chefärzte in der
Patientenversorgung wesentlich sinnvoller eingesetzt. Zur Erinnerung:
Aktuell gibt es in Österreich um 900 Kassenärzte weniger als vor 15
Jahren, und das trotz steigender Bevölkerungszahlen und einer immer
älteren und entsprechend betreuungsbedürftigeren Gesellschaft.
Was bringt nun diese Maßnahme tatsächlich? Im Jahr 2014 gab es 80
Sanktionen für die Kassenärztinnen mit einem Gesamtwert von 867 Euro!
Damit lassen sich die Mehrkosten für die Vertrauensärzte der
Sozialversicherung in keinster Weise rechtfertigen, kritisiert Jonas
und weist darauf hin, dass das ABS auch keine positiven Auswirkung
auf die Kostensteigerung der Medikamente gebracht hat. Im Gegenteil –
2014 sind die Kosten dennoch um acht Prozent gestiegen, so der
Vorarlberger Ärztekammer-Präsident Michael Jonas.
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