- 15.12.2015, 09:00:02
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Internationale Insolvenzprognose 2016

Wien (OTS) - PRISMA Die Kreditversicherung und Euler Hermes
prognostizieren in ihrer aktuellen Insolvenz-Studie für 2016 eine
Trendwende bei den weltweiten Insolvenzzahlen: Erstmals nach sechs
Jahren wird der rückläufige Trend unterbrochen, die Zahlen werden bei
rund 300.000 Fällen stagnieren. Ursache für diese Entwicklung sind
vor allem die Schwellenländer, die mit zahlreichen Problemen kämpfen
und teilweise einen starken Anstieg bei Zahlungsausfällen und
Insolvenzen hinnehmen müssen.
Insolvenzentwicklung in Industrie- und Schwellenländern
triftet auseinander
Die Kluft zwischen Industrie- und Schwellenländern vertieft sich
2016, sowohl beim Zahlungsverhalten als auch bei den Insolvenztrends.
In den Schwellenländern rechnet PRISMA 2016 mit durchschnittlich 4%
mehr Insolvenzen. Negativrekordhalter dabei wird China sein (+20%).
Westeuropa erfreut sich rückläufiger Fallzahlen.
Bessere konjunkturelle Aussichten und bessere
Finanzierungsbedingungen sorgen dafür, dass die Pleiten in unserem
Raum bis Ende 2015 um 10% und 2016 um weiter 5% fallen werden. Einzig
Großbritannien (+5%), Finnland (+2%), die Schweiz (+1%) schwimmen
gegen den Strom; Österreich und Griechenland stagnieren auf dem
Niveau von 2015. In Deutschland rechnet PRISMA mit einem Rückgang um
rund 2% im kommenden Jahr. Besonders erfreulich werden sich Schweden
und Italien (jeweils -8%) und Portugal, Irland und Spanien (jeweils
-10%) entwickeln. Damit ist die Trendwende bei den einstigen
Sorgenkindern der Europäischen Union geschafft. Dies darf jedoch
nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Insolvenzniveau immer noch ein
Drittel über dem Level von 2003- 2007 liegt.
Wie steht es um die österreichischen Insolvenzen?
Die Insolvenzen 2015 sinken im Vergleich zum letzten Jahr, sind auf
einem sehr hohen Niveau – auf dem sie nach Einschätzung der PRISMA
2016 auch stagnieren werden. Sowohl die Zinsen als auch die
Energiepreise sind derzeit niedrig. Wenn die Wirtschaft wieder zu
wachsen beginnt, kann sich das Blatt schnell wenden und dann wird
auch die Zahl der Insolvenzfälle wieder ansteigen.
Deutschland als wichtigster Handelspartner
„Die Aussichten für Deutschland sind auf den ersten Blick relativ gut
bei einem erwarteten Rückgang der Insolvenzen im kommenden Jahr um
zwei Prozent“, sagte Ludwig Mertes von PRISMA. „Allerdings ist die
Entwicklung branchenübergreifend heterogen. Zudem ist in der
Exportnation Deutschland kaum ein Unternehmen nur im Inland tätig –
im Gegenteil. Der wichtigste Handelspartner der Deutschen,
Nachbarland Frankreich, verzeichnet zwar 2016 eine leichte Erholung
bei den Insolvenzen. Die Franzosen kämpfen allerdings weiterhin mit
sehr hohen Fallzahlen, nicht weit entfernt von der Rekordhöhe der
vergangenen Jahre.“ Die schwierige Situation in China wird ebenso
eine Herausforderung, denn das Reich der Mitte ist mittlerweile der
drittwichtigste Handelspartner Deutschlands.
„Die Risiken der steigenden Abhängigkeit von China sind für die
Unternehmen bereits 2015 spürbar geworden mit einer um zwei Tage*
verschlechterten Zahlungsmoral chinesischer Unternehmen und einem
Anstieg der Insolvenzen um ein Viertel“, sagte Mertes. „Auch 2016
brauchen Exporteure gute Nerven, denn es zeigen sich Risse in der
chinesischen Mauer: Die dortige Zahlungsmoral verschlechtert sich
nach unserer Einschätzung um zusätzliche vier Tage und die
Insolvenzen steigen um weitere 20%“
Italien und Frankreich - in der Mitte festgefahren
Hier geht die Entwicklung nicht schnell genug von statten, folglich
liegen die Insolvenzzahlen weiterhin sehr weit über den Werten vor
der Krise. Das Wachstum reicht nicht aus, um einen selbsttragenden
Aufschwung einzuleiten, der die Arbeitslosigkeit senken und einen
schnellen Rücklauf von Geschäftsinsolvenzen ermöglicht.
Griechenland und Russland stabilisieren sich leicht –
Unsicherheiten bleiben
„Neben der guten Entwicklung in Westeuropa und den USA erwarten wir
2016 auch in einigen anderen Ländern eine leichte Verbesserung der
teilweise sehr schwierigen Situation in diesem Jahr“, sagt Mertes.
„In Russland war 2015 beispielsweise von einer starken Rezession und
30% mehr Pleiten geprägt. Zwar steigen die Insolvenzen nach unserer
Prognose auch 2016 weiter an – mit 4% flacht sich diese Entwicklung
jedoch merklich ab. Auch in Griechenland dürfte sich die Lage etwas
normalisieren. Nach 15% mehr Insolvenzen in 2015 rechnen wir für das
kommende Jahr derzeit mit keinem weiteren Anstieg, sondern
gleichbleibenden Fallzahlen – auch wenn die politischen
Unsicherheiten weiter bestehen bleiben.“
Wie entwickeln sich die CEE Länder?
In Osteuropa erwarten wir insgesamt 2016 einen Anstieg der
Insolvenzen um +4%. Das heißt, insgesamt steigen die Risiken der
Zahlungsausfälle, überproportional zum weltweiten Trend.
Insgesamt aber hat sich Zentraleuropa, d.h. die zur EU gehörenden
Länder der Region, mittlerweile deutlich von der weltweiten Finanz-
und Wirtschaftskrise 2008-2009 erholt. Damals war die Region am
stärksten betroffen gewesen und hatte eine tiefe Rezession durchlebt,
als die fremdkapitalfinanzierte Wachstumsblase der Vorkrisenjahre
platzte. Mittlerweile stehen die Volkswirtschaften auf einem
stabileren Fundament und die Region dürfte nach +2.8% in 2014 mit
etwa +3.2% in 2015 wachsen, gefolgt von nochmals gut +3% in 2016 und
2017. Die Region profitiert dabei von der allmählichen Erholung in
der Eurozone, dem mit Abstand größten Handelspartner der Region, und
einer stärkeren Binnennachfrage (privater Konsum und Investitionen).
Besonders stark wachsen dürften in diesem Jahr Tschechien (+4.2%),
Rumänien (+3.6%), Polen (+3.4%) und die Slowakei (+3.3). Und diese
Länder sollten auch 2016 wieder mit mindestens +3% wachsen.
Entsprechend erwarten wir für diese Länder auch leichte Rückgänge bei
den Insolvenzzahlen, wobei das Niveau aber über dem Vorkrisenniveau
bleibt. Allerdings bleiben politische Turbulenzen (u.a. häufige
Neuwahlen und große Stimmenverschiebungen zwischen den Parteien) in
der Region noch auf der Tagesordnung. Zwar erwarten wir hiervon keine
allzu großen negativen makroökonomischen Auswirkungen, aber einzelne
Branchen können manchmal von politischen Richtungsänderungen
betroffen sein (bekanntestes Beispiel Ungarn 2012ff: „Krisensteuern“
für die Branchen Energie und Versorgung, Telekommunikation,
Einzelhandel). Insgesamt also eine Region mit Zukunftspotenzial, aber
auch verbleibenden Risiken, die es abzusichern gilt.
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