- 04.12.2015, 10:00:01
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Mode um jeden Preis? Experten verlangen mehr Transparenz für Konsumenten
Wien (OTS) - Ob billige T-Shirts oder teure Marken-Jeans und -Schuhe
– vieles davon wird unter menschenunwürdigsten Arbeitsbedingungen
hergestellt. Beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch
im April 2013 etwa starben über 1.100 NäherInnen. Das tragische
Ereignis lenkte aber nur kurz die Aufmerksamkeit auf dieses Elend.
Tagtäglich erkranken zahllose Menschen in den Textilfabriken weltweit
durch den ungeschützten Umgang mit Chemikalien. Und die bezahlten
Löhne reichen nicht, um die Existenz zu sichern.
Die am Freitag in Wien präsentierte Studie „Mode um jeden Preis? –
Globale Bekleidungsproduktion, Arbeitsbedingungen, Produktionsketten,
Profite, Gegenmacht“ wirft einen Blick hinter die schöne, saubere
Welt der Auslagen und Geschäfte. Gerade in der vorweihnachtlichen
Einkaufszeit soll für die KonsumentInnen sichtbar gemacht werden, was
auf den Ladentischen landet. In der Studie werden die ökonomischen
Strukturen und Entwicklungen in der globalen Textil- und
Bekleidungsbranche beleuchtet. Und es werden Wege aufgezeigt, wie man
in dieser Branche zu menschengerechten Arbeitsbedingungen gelangen
kann und was KonsumentInnen, Unternehmen und PolitikerInnen dazu
beitragen können.
Der Großteil der Bekleidung kommt heute aus Billiglohnländern in
Asien. Im Wettbewerb um KundenInnen drücken die Hersteller die
Preise. Kinderarbeit, exzessive Überstunden, miserable Bezahlung,
Haut- und Atemwegserkrankungen sind heute zur Regel geworden. 60
Millionen Menschen arbeiten in dieser Branche, die ihre Umsätze und
Gewinne in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt hat. Aber weniger
als 1 Prozent des Verkaufspreises eines Kleidungsstückes landet bei
den ArbeiterInnen als Lohn.
Die EU ist der größte Bekleidungsimporteur der Welt mit einem
Jahresumsatz von etwa 500 Milliarden Euro. Diese Marktmacht könnte
genutzt werden, schlägt etwa Studienautor Nepomuk HURCH vor. Zum
Beispiel könnte der Marktzugang nach Europa an die Einhaltung von
Menschenrechten und Arbeitsschutzbestimmungen gebunden werden.
Markenfirmen könnten veranlasst werden, mehr Transparenz in ihre
Wertschöpfungsketten zu bringen. Und KonsumentInnen könnten durch
bessere Kennzeichnung unterstützt werden, fair zu kaufen.
Die stellvertretende Generalsekretärin der IndustriALL Global Union
Monika KEMPERLE fordert: „Hände weg von giftigen Textilien genauso
wie von giftigem Kinderspielzeug, Hände weg von krankmachenden
Chemikalien in der Textilindustrie, Hände weg von unwürdigen
Arbeitsbedingungen und der Ausbeutung von Menschen. Denn es geht auch
anders! Es geht um Mode zum fairen Preis – nicht billig, sondern
sauber und fair für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in der
globalen Bekleidungsindustrie.“
Michaela KÖNIGSHOFER von der Clean Clothes Kampagne weist darauf hin,
dass Bewusstsein der KonsumentInnen spürbar wachse und der Großteil
auch bereit wäre, für fair und nachhaltig produzierte Waren mehr zu
zahlen. Nur 27 Cent pro T-Shirt würden ausreichen, um den NäherInnen
existenzsichernde Löhne zu bezahlen. Königshofer empfiehlt vor dem
vorweihnachtlichen Einkauf jedenfalls einen Blick auf die Website der
Clean Clothes Kampagne. Der Label Check gibt Auskunft darüber, auf
welche Gütesiegel KonsumentInnen beim Einkauf achten können und der
Firmen Check bewertet bekannte Markenfirmen auf Österreichs
Einkaufstraßen hinsichtlich ihrem Engagement für faire und sichere
Arbeitsbedingungen.
Die Studie „Mode um jeden Preis?“ ist auf der Website der Österr.
Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung
www.politikberatung.or.at kostenlos downloadbar.
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