
Wien (OTS) - Bisher war das grell orange-grüne Logo mit dem
extravaganten Demeter-Schriftzug vor allem jenen ein Begriff, die
ihre Lebensmittel im Bioladen kaufen. Als Gütesiegel steht es für
Purismus, Unverfälschtheit und authentischen Geschmack bei Gemüse,
Säften, Haferflocken, Babynahrung und anderen Lebensmitteln.
Dass Demeter-Weine zunehmend auf den Weinkarten der gehobenen
Gastronomie und im Weinfachhandel zu finden sind, ist eine relativ
neue Entwicklung.
Noch ist die Demeter-Winzerfamilie klein, doch die Wirtschaftsweise,
die sich als „Landwirtschaft der Zukunft“ versteht, erfreut sich
gerade unter den Österreichischen Weinbauern einer schnell wachsenden
Fangemeinde. Es sind nicht mehr die rauschebärtigen Wurzelsepp-Typen
der biologischen Pionierzeiten, die sich heute dieser ganzheitlich
orientierten Weise des Weinbaus verschreiben. Durchwegs gut
ausgebildete Önologen und Önologinnen, die dem konventionellen Weg
der Weinbereitung den Rücken kehren, sehen in diesem Schritt eine
Weiterentwicklung in Richtung umweltschonenderem Wirtschaftens und
verstärkter Individualität der Weine.
Hand auf Herz: Es gibt kaum mehr schlechten Wein am Markt
Selbst die günstigsten Supermarktangebote erfüllen einen erstaunlich
hohen Grad an Reintönigkeit, sind meist fruchtbetont und – je nach
Anspruch – mehr oder weniger gut zu trinken. Allerdings ist es mit
Charakter oft nicht weit her, zumal ein hoher Anteil dieser Weine
industriell und technologisch geprägt vinifiziert wird. Die
Philosophie von Demeter ist eine dieser Entwicklung diametral
gegenüberstehende.
Wo immer es um den Wein geht, spricht man von „Terroir“, laut
Definition die Synergie von Boden, Klima und Mensch und deren
Einflüsse auf den Charakter des Weins. Wein ist zweifelsohne das
landwirtschaftliche Produkt, das diese Faktoren am besten
auszudrücken vermag.
Das umweltschonende Wirtschaften ist nicht die einzige Motivation für
Demeter-Weinbauern. Vielleicht noch etwas mehr als der Rest der
Weinwelt sind sie auf der Suche nach Charakter und Individualität in
ihren Weinen.
Kuhhörner und so…
Es stimmt schon: Es sind die Demeter-Bauern, die mit den Kuhhörnern!
Es mag für den Laien komplett abgefahren und esoterisch klingen, aber
die biodynamischen Präparate, in Kuhhörnern gereift und wirkungsvoll
geworden, sind unentbehrliche Bestandteile dieser Art des Weinbaus.
Hornmist und Hornkiesel leisten, in Wasser verdünnt, ähnlich der
Homöopathie rhythmisch gerührt und in Kleinstmengen auf Boden und
Reben ausgebracht, einen enormen Beitrag zur Harmonisierung.
Die Lebendigkeit des Bodens und die Balance zwischen der Rebe und
ihrem Umfeld sind das Um und Auf. Man beschränkt sich nicht, wie
heute üblich, darauf, Krankheitssymptome zu bekämpfen, sondern
Gesundheit zu fördern und aufzubauen.
Gezielt wird mit Kompost und vielfältiger Gründüngung an der
Aktivierung des Bodens gearbeitet. Nur durch die Anwesenheit von
Myriaden von Mikroorganismen vermag die Rebe geologische
Besonderheiten Ihres Standorts auch der Traube und letzten Endes dem
Wein zu vermitteln.
Kuhhörner und so… Die Demeter-Philosophie endet nicht an der
Kellertür
Von mindestens ebensolcher Bedeutung ist die Philosophie der
geringstmöglichen Intervention im Keller. Erreicht das Traubengut,
prinzipiell manuell gelesen, den Keller wird es nach den restriktiven
Demeter-Vinifizierungsrichtlinien nach dem Credo „weniger ist mehr“
verarbeitet. Österreichische Demeter-Weine vergären ausschließlich
spontan, also mit den auf den Trauben natürlich vorkommenden Hefen.
Maßnahmen und Zusätze, die heute in konventionellen und auch manchem
biologisch zertifizierten Kellereien gang und gäbe sind (Enzyme,
Gelatine, Kaseinprodukte, Tannine, granuliertes Eiklar, Aufsäuerung,
chemische Weinsteinstabilisierung, Mostkonzentration etc.) kommen bei
Demeter-Weinen nicht zum Einsatz.
Nur so kann die Natürlichkeit und subtile Ästhetik der Weine ganz
ohne Make-up zum Ausdruck kommen.
Demeter-Weine sind keine schnellen Weine. Sie schreien dem Weinfreund
aus dem Glas nicht mit Zuckerlfrucht entgegen und tapezieren den
Gaumen nicht mit Marmelade-ähnlicher Konsistenz aus. Sie lassen sich
meist entdecken und geben mit jeder Nase und jedem Schluck eine neue
Facette ihres Charakters preis. Demeter-Weine stellen einen weiteren
Beitrag für all jene dar, die Wein lieben und den Alltag ein wenig
entschleunigen möchten.
Geschichtliches:
Die biodynamische Landwirtschaft fußt auf der anthroposophischen
Gedankenwelt von Rudolf Steiner. Der österreichische Philosoph hatte
diese ab 1924 als „geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen
der Landwirtschaft“ entwickelt. Dabei erstellte er auch eine Art
Anleitung, wie die natürlichen Kräfte von Erde und Pflanze durch den
Menschen unterstützt werden können.
Von Deutschland ausgehend, erfasste die biologisch-dynamische
Bewegung auch Österreich. Vorerst wurden Steiners Erkenntnisse
hierzulande aber nur auf einzelnen Höfen umgesetzt. Durch eine
stetige Weiterentwicklung ging schließlich der in Österreich 1969
gegründete Demeterbund hervor. Die weltweite Demeter-Bewegung der
einzelnen Länder wurde 1997 formal in einer Internationalen
Dachorganisation strukturiert.
So hat sich aus der biodynamischen Bewegung die biologische
Landwirtschaft herauskristallisiert, indem man alle
geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse weggelassen hat und reines
naturwissenschaftliches Arbeiten in den Mittelpunkt stellte.
Demeter ist heute die einzige biologische Wirtschaftsweise, die ein
weltweites Netzwerk aus zertifizierenden Organisationen aufgebaut
hat. Die Vereinigung repräsentiert mehr als 4.000 Produzenten mit
einer Anbaufläche von 122.000 Hektar in über 40 Ländern.
Demeter in Österreich:
178 Landwirte mit 5630 ha, davon 760 ha in Umstellung
27 Demeter-Verarbeiter
45 Weingüter nit etwas mehr als 400 ha Weingärten.
Facts zu Demeter-Weinen:
Im Weingarten:
• Keine synthetischen und systemischen Pflanzenschutzmittel, keine
Herbizide
• Förderung der größtmöglichen Biodiversität
• Keine Mineralstoffdünger, ausschließlich organische -, meist
Kompostdüngung
• Impulse für Boden und Rebe durch biodynamische Präparate Hornmist
und Hornkiesel sowie verschiedene Kompostpräparate zur Harmonisierung
des Bodens
• Miteinbeziehung der kosmischen Kräfte zur Unterstützung von
Wachstum und Reife
• Traubenlese ausschließlich manuell
Im Keller:
• geringstmögliche Intervention bei der Vinifizierung
Im Wein:
• keine schreienden Weine
• niedriger Schwefelgehalt und dadurch meist sehr verträglich
• vegan
• meist nicht für schnellen Konsum, sondern tiefgründig und langlebig
Wo finde ich Demeter-Weine?
Die Adressen aller Demeter-zertifizierten Betriebe und Umsteller
finden Sie unter dem Link:
http://demeter.at/tl_files/images/Winzer_0814.pdf
Mittlerweile findet man bei fast allen Weinhändlern und Vinotheken
Österreichische Demeter-Weine.
Weiterführende Informationen unter
www.demeter.at; http://demeter.at/weinbau.html
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