Wien (OTS) - Erst zu nass, letztlich zu heiß. Mit bisher schon neun
teils deutlich überdurchschnittlich warmen Monaten ist das
Wetter-Jahr 2015 geprägt von hohen Temperaturen und Hitze-Rekorden,
so die Bilanz des österreichischen Versicherungsverbandes (VVO) und
der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Extremwetterereignisse wie lange Hitzeperioden oder Überflutungen
werden auch in Zukunft zu den spürbaren Effekten des Klimawandels in
Mitteleuropa gehören. Die Experten raten zur Eigeninitiative und
vorbeugende Maßnahmen.
Das Wetter-Jahr 2015 ist vor allem geprägt durch überdurchschnittlich
hohe Temperaturen. So brachte der Sommer extreme Hitze mit
zahlreichen regionalen Hitze-Rekorden, zum Beispiel bei der Zahl der
Tage über 30 °C und über 35° C. „Österreichweit gesehen war es der
zweitwärmste Sommer in der 248-jährigen Messgeschichte der ZAMG“,
bilanziert der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik (ZAMG) Dr. Michael Staudinger. Ungewöhnlich ist heuer auch
die lange anhaltende Trockenheit in einigen Regionen, vor allem im
Norden und Osten Österreichs. Zum Beispiel gab es von Jänner bis
Mitte November 2015 in Linz und Zwettl um rund ein Drittel weniger
Niederschlag als im vieljährigen Mittel.
Extremwetterereignisse: Einfache Maßnahmen können
Schadensausmaß reduzieren
Weltweit sind wetterbedingte Versicherungsschäden in den letzten
dreißig Jahren um das 15-fache angestiegen. 2014 beliefen sich die
versicherten Schäden aus Naturkatastrophen weltweit auf rund 92
Milliarden Euro. In Österreich rechnen Experten aufgrund der
diesjährigen Wetterereignisse mit hohen Dürreschäden in der
Landwirtschaft. Auch schwere Gewitter sind nicht zu unterschätzen:
Obwohl, die Zahl der schweren Gewitter in Österreich im Jahr 2015
vergleichsweise eher unterdurchschnittlich war, gab es in einigen
Regionen Österreichs massive Schäden durch Hagel, Starkregen und
Sturmböen. Alleine in der Landwirtschaft verzeichnet die
Österreichische Hagelversicherung bis Ende Juli mehr als 30 Millionen
Euro Schaden durch die schweren Hagelereignisse. „Eigeninitiative zum
Schutz gegen Extremwetterereignisse wird auch für Privatpersonen in
Zukunft wichtiger denn je. Einfache Präventionsmaßnahmen können das
Schadensausmaß von Naturkatastrophen begrenzen und einen großen
Beitrag zur persönlichen Sicherheit leisten“, weiß man im VVO.
Wetter-Details zum Jahr 2015:
Das Jahr allgemein
Es gab heuer bisher schon neun teils deutlich überdurchschnittlich
warme Monate und mit September und Oktober nur zwei leicht zu kühle.
Das bestätigt den Trend, dass es in den letzten Jahrzehnten immer
wärmer wird. Auch der November fällt voraussichtlich deutlich zu warm
aus.
Winter 2014/15
Extrem mild. Achtwärmster Winter der 248-jährigen Messgeschichte der
ZAMG. Wenig Schnee: In tiefen Lagen größtenteils um rund 40 Prozent
weniger Tage mit Schneedecke als im vieljährigen Durchschnitt. Zwei
Beispiele: In Wien gab es nur 17 Tage mit Schneedecke (minus 48
Prozent zum Mittel), in Innsbruck 38 Tage mit Schneedecke (minus 24
Prozent).
Frühling 2015
Vorarlberg und Nordtirol erlebten einen extrem nassen Frühling 2015.
Die Niederschlagsmenge war hier mit einem Plus von 45 Prozent die
drittgrößte seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1858. Deutlich
zu trocken war der Frühling größtenteils im Osten und Süden. So lagen
die Niederschlagsmengen im Gebiet vom Waldviertel bis ins Wiener
Becken sowie vom Weißensee bis in die Südsteiermark größtenteils um
15 bis 41 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Am 22. Mai regnete
es in Bad Radkersburg innerhalb von 24 Stunden 70 Millimeter. Das
kommt statistisch gesehen nur etwa alle 50 Jahre vor.
Sommer 2015
Wir erlebten einen der extremsten Sommer der Messgeschichte.
Österreichweit gesehen war es der zweitwärmste Sommer seit 1767, mit
einer Abweichung von 2,5 °C zum vieljährigen Mittel. An der Spitze
liegt weiterhin der Sommer 2003 mit 2,8 °C über dem Mittel.
Der Sommer brachte neue Rekorde bei der Zahl der Tage über 35 °C in
Wien, Eisenstadt, Bregenz, Linz, und St. Pölten. In Wien waren es
gleich drei Mal so viele Tage über 35 °C wie im bisherigen Rekordjahr
2013.
Der Sommer 2015 brachte sehr wenig Regen und in der Landwirtschaft
teilweise Dürreschäden. Österreichweit gesehen lag die Regenmenge um
20 Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Im Norden und Osten
Österreichs war es der trockenste Sommer seit dem Jahr 1911.
Größtenteils wenige Blitze: Österreichweit gab es in diesem Sommer
117.838 Blitzeinschläge, das ist um 15 Prozent weniger als im Mittel.
Das ergibt in der 24-jährigen Messreihe von ALDIS Rang elf. Der Tag
mit den meisten Blitzen war heuer der 8. Juli mit 14.309 Einschlägen
in Österreich.
Überdurchschnittlich viele Blitze im Westen und Süden: In Vorarlberg
registrierte das österreichische Blitzortungssystem ALDIS 43 Prozent
mehr Blitze als im Mittel, in Tirol plus 39 Prozent und in Kärnten
plus 20 Prozent.
Herbst 2015
Der Herbst 2015 zählt zu den 25 wärmsten der 248-jährigen
Messgeschichte. Am 18. November wurden in Köflach (ST) 23,9°C
gemessen - in den letzten 100 Jahren war es in Österreich so spät im
Jahr noch nie so warm. Die relativ nassen Monate September und
Oktober konnten das Niederschlagsdefizit einiger Regionen etwas
verbessern. Schon der November brachte wieder um 45 Prozent weniger
Niederschlag als im Mittel.
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