• 26.11.2015, 10:30:01
  • /
  • OTS0076 OTW0076

PK: Präsentation des Berichtes "Antiziganismus in Österreich. Falldokumentation 2013 – 2015"

Wien (OTS) - Der Verein Romano Centro präsentiert am 26.11.2015 den
zweiten Bericht zu Antiziganismus in Österreich. Gemeinsam mit
Partnerorganisationen wurden antiziganistische Vorfälle der letzten
Jahre gesammelt zusammengestellt. "Wir wollen mit diesem Bericht
zeigen, dass auch in Österreich täglich Menschen von dieser Form des
Rassismus betroffen sind", betont Thomas Weiss von Romano Centro und
ergänzt: "Diese Diskriminierung schränkt die gesellschaftliche
Teilhabe der Betroffenen stark ein."

Weit verbreitete Vorurteile

"Antiziganismus" beschreibt die Ablehnung gegenüber Menschen, die als
"Zigeuner" wahrgenommen werden. Kern des stereotypen Bildes ist die
Vorstellung, dass "Zigeuner" nicht zivilisiert sind und sich deshalb
nicht in die Gesellschaft integrieren wollen oder können. Die
antiziganistischen Vorstellungen reichen von Heimatlosigkeit und
Nomadentum, parasitärer Lebensweise wie Betteln, Stehlen oder
Sozialmissbrauch bis zu fehlender Disziplin und Rationalität. Was das
in der Praxis bedeuten kann, zeigt Andrea Härle von Romano Centro am
Beispiel des Umgangs mit Roma-Familien in Vorarlberg: "Die Aussagen
der Politik sind geprägt von antiziganistischen Vorstellungen. In
einer Aussendung der BürgermeisterInnen der fünf Vorarlberger Städte
werden die Kern-Stereotype des Antiziganismus, also Nomadismus,
mangelnde Disziplin und Hygiene sowie parasitäre Lebensweise alle
aufgezählt. Die Funktion scheint klar zu sein: Das Aufrufen dieser
Stereotypen dient der Rechtfertigung dafür, dass man den Betroffenen
nicht hilft und ihnen und ihrer 'Kultur' die Verantwortung für ihre
Armut zuschiebt. Es wird unterstellt, dass die Menschen nicht
arbeiten wollten und sich nicht am 'Aufbau' in Rumänien beteiligen
würden. Die Maßnahmen zur Vertreibung dieser Familien sind drastisch:
Es werden eigens Gesetze und Verordnungen erlassen, der
Landeshauptmann drohte öffentlich damit, dass den Familien die Kinder
weggenommen werden. Unterstützungsangebote, wie sie in anderen
Bundesländern vorhanden sind, werden dezidiert ausgeschlossen."

Mangelnde Unterstützung für Betroffene

Ferdinand Koller, Redakteur des Berichtes, erzählt von Fällen, in
denen von Diskriminierung betroffene Personen von der Polizei keine
Unterstützung erhalten haben. "Es passiert leider immer wieder, dass
die Polizei die erlebte Diskriminierung verharmlost und sich weigert,
Anzeigen gegen die Täter aufzunehmen, etwa bei rassistischen
Beleidigungen." Im Bereich Politik falle insbesondere die FPÖ sehr
negativ auf, die immer wieder rassistische Vorurteile verbreitet, um
Bettelverbote zu fordern. Doch anders als etwa beim Thema
Antisemitismus fehle bei antiziganistischen Aussagen eine starke
Gegenposition der anderen Parteien und der Öffentlichkeit. Auch die
ÖVP falle immer wieder mit antiziganistischer Politik auf, etwa im
Wahlkampf in Salzburg 2014 oder aktuell in Vorarlberg. "Diese
politischen und medialen Debatten sind alles andere als harmlos. Es
kommt in zeitlicher Nähe dazu immer wieder zu teilweise gewalttätigen
Übergriffen und Diskriminierungen", warnt Koller. Er berichtet
außerdem von Diskriminierungen in den Bereichen Schule und
Arbeitsmarkt.

"We kill the Gypsies"

Im September 2015 wurde in einem Online-Versand ein T-Shirt mit der
Aufschrift "We kill the Gypsies" angeboten, zahlreiche Organisationen
erstatteten Anzeige. "Leider verzeichnen wir einen massiven Anstieg
an Hetze und Gewaltaufrufen im Internet, die sich derzeit aufgrund
der aktuellen Geschehnisse überwiegend gegen Flüchtlinge und
MuslimInnen richtet", so Claudia Schäfer von ZARA – Zivilcourage und
Anti-Rassismus-Arbeit. "Aufgefallen ist uns dort aber auch, dass
insbesondere bei den Kommentaren und Bildern, die gegen Flüchtlinge
verwendet werden, viele Anleihen beim konstruierten Feindbild gegen
Romnja/Roma und Sintize/ Sinti zu finden sind. Das lässt eine
gegenseitige Verstärkung der negativen Wahrnehmung beider Gruppen
befürchten und könnte dazu führen, dass sich der Hass gegenüber
Flüchtlingen auf Romnja/Roma und Sintize/ Sinti überträgt."

Unterstützung für Betroffene

Von Antiziganismus Betroffene wehren sich immer noch selten gegen die
erlebte Diskriminierung. Die HerausgeberInnen des Berichtes möchten
dazu ermutigen: "Erfreulicherweise können wir auch Fälle zeigen, in
denen die Betroffenen sich erfolgreich gegen Diskriminierung und
Rassismus gewehrt haben", betont Claudia Schäfer. "Wir empfehlen
Betroffenen, sich bei einer Beratungsstelle über Möglichkeiten zu
informieren."

Download des Berichtes auf: www.romano-centro.org

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel