- 06.11.2015, 09:58:18
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Ärztekammer veranstaltet erstmals Lange Nacht der Fortbildung
Suche nach neuen Wegen zur Behandlung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch industrielle Ernährung
Utl.: Suche nach neuen Wegen zur Behandlung von
Nahrungsmittelunverträglichkeiten durch industrielle Ernährung =
Wien (OTS) - Heute, Freitag, findet im Apothekertrakt des Schlosses
Schönbrunn zum ersten Mal die „Lange Nacht der Fortbildung“ statt.
Die Ärztekammern für Wien und Niederösterreich haben damit mit sechs
hochkarätigen Vortragenden zu vier Themenschwerpunkten eine der
größten interdisziplinären Fortbildungsveranstaltungen für Ärztinnen
und Ärzte in Österreich geschaffen. ****
Die Themen Sucht, Kardiologie, Infektiologie und Ernährung sind
die vier Schwerpunkte der Fortbildungsveranstaltung, die sowohl für
niedergelassene als auch für angestellte Ärztinnen und Ärzte relevant
sind. „Nicht nur die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten verändern
sich, auch die Lebensweisen und damit die Krankheitsbilder der
Menschen“, betont Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. „Gerade
deshalb ist es wichtig, unseren Ärztinnen und Ärzten innovative
Fortbildungen zu diesen aktuellen Entwicklungen anzubieten.“
Veränderte Lebensweisen der Menschen betreffen vor allem den
Bereich der Ernährung. Laktoseintoleranz beispielsweise ist weltweit
bei etwa 70 Prozent der Menschen nachweisbar. „Im Zeitalter der
industriellen Nahrungsmittelproduktion klagen immer mehr Bewohner der
Industrienationen über ‚neue‘ Nahrungsmittelunverträglichkeiten“,
betont Ludwig Kramer, Leiter der 1. Medizinischen Abteilung mit
Gastroenterologie im Krankenhaus Hietzing. Eindeutige Diagnosen zu
erstellen sei aber schwierig. Viele Tests seien nicht sehr
aussagekräftig und zusätzlich langwierig. „Dazu kommt noch, dass die
Hälfte aller Menschen mit nachgewiesener Laktoseintoleranz überhaupt
keine Symptome aufweisen“, so Kramer.
Für Patienten komme belastend hinzu, dass Symptome häufig als
Ausdruck ungelöster psychischer Konflikte und Spannungen
interpretiert würden. Meist beruhe dies auch nicht auf seriöser
Diagnostik, kritisiert Kramer. Gerade auch, um solche Fehler zu
vermeiden, sei die ärztliche Fortbildung über diese „neuen“
Erkrankungen von „großer Bedeutung“.
Auch „zu gesund“ ist ungesund
Laut Kramer sei die Erklärung für die aktuelle Zunahme von
Intoleranzen auf mehreren Ebenen zu finden: Einerseits bestehe
allgemein eine gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber körperlichen
Symptomen und Beschwerden. Dazu komme eine oft zunehmende
Selbstdiagnostik via Internet.
Andererseits müsse den komplexen Ernährungsgewohnheiten der
modernen Gesellschaft besonderes Augenmerk geschenkt werden. Ein Teil
der Bevölkerung verwende im zunehmenden Ausmaß Fertigprodukte,
verarbeitete Nahrung und Softdrinks, vor allem aus
(zeit-)ökonomischen Gründen. „Der hohe Anteil an Fructose und anderen
prozessierten Komponenten der industriellen Ernährung hat damit zu
einer Häufung von Magen-Darm-Beschwerden wie Reizdarm beigetragen“,
ist Kramer überzeugt.
„Aber auch ‚zu gesund‘ ist ungesund“, so Kramer weiter. Ein
bestimmter Teil der Gesellschaft hänge einer oft rigoros verfolgten
„gesunden“ und ballaststoffreichen Ernährungsform an. Dies mache sich
zum Teil in Darmkrämpfen, Blähungen und Durchfall bemerkbar.
„Paradoxerweise führen sowohl ungesunde wie auch ‚zu gesunde‘
Ernährung zu einer erhöhten Exposition an Fruktose und/oder
schlechter Aufnahme von Kohlenhydraten“, warnt Kramer.
Ärztinnen und Ärzten empfiehlt Kramer - nach Ausschluss
gravierender organischer Erkrankungen - meist keine weitere
detaillierte Diagnostik, sondern ein „eher pragmatisches“ Vorgehen,
bei der die Bekämpfung der Symptome im Vordergrund stehen sollte.
Ziel dahinter sei, die zwar belastenden, aber gesundheitlich
insgesamt harmlosen Unverträglichkeiten nicht ins Zentrum des
Lebensalltags der Patienten treten zu lassen. (ssch)
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